ASP-Angebot soll Tür zum Mittelstand öffnen

Aspect senkt Kosten bei der Beschaffung

31.03.2000
MÜNCHEN (bs) - Die Softwareschmiede Aspect Development aus Boulder, Colorado, stellt mit "E-Market" eine Lösung vor, mit der sich Kosten für die Beschaffung von Artikeln und Bauteilen senken lassen sollen.

Das Thema Beschaffung (Procurement) ist derzeit in aller Munde. Anbieter wie Ariba und Commerce One sorgen für Schlagzeilen. Allerdings sind die Lösungen dieser Unternehmen im Wesentlichen für den Einkauf von Büroartikeln wie Papier, Bleistiften, Anspitzern etc. gedacht, also geringwertiger Artikel.

Die dreistufige Client-Server-Software für das Component-and-Supplier-Management (CSM) von Aspect eignet sich dagegen für die Beschaffung von Teilen, die für die Produktion oder Montage benötigt werden. Laut Untersuchungen der Yankee Group werden rund 50 Prozent des Aufwands der internen Beschaffung (Inbound Supply Chain) in diesem Bereich ausgegeben. Einsparungen von wenigen Prozent beim Kauf von Produktionsartikeln bergen für Unternehmen demzufolge Kostensenkungsmöglichkeiten. Ein kluger Schachzug der Company ist der Merger mit i2, einem Anbieter von Software, mit der sich auch externe Prozesse (Outbound Supply Chain) planen und überwachen lassen (siehe CW 11/00, Seite 1). Aspects Suite umfasst die Komponenten "E-Design", "E-Source" und "E-Operate".

Der Spareffekt tritt ein, wenn Unternehmen beispielsweise ihre dezentralen Einkaufsprozesse mit Hilfe der Aspect-Lösung zusammenführen und koordinieren können. Dadurch lassen sich Sammelbestellungen auslösen, bei denen, bedingt durch die größeren Mengen, günstigere Preise mit dem Lieferanten verhandelt werden können oder höhere Rabatte fällig werden.

Des Weiteren ist mit Hilfe der Software herauszufinden, ob und in welchem Umfang Teile mit gleicher Spezifikation im Unternehmen verwendet oder von unterschiedlichen Lieferanten bezogen werden (Gleichteile). Durch die Reduzierung von Gleichteilen kann einerseits der Pflegeaufwand für die Daten reduziert werden, was Kosten im Bereich Konstruktion und Design senkt. Gleichzeitig wird die Wiederverwendung ähnlicher Artikel erhöht.

Insofern sei der schnelle Return on Investment (ROI) ein schlagendes Argument für den Einsatz von CSM-Software, bestätigen Analysten der Yankee Group. Die verkürzten Entwicklungs- und Beschaffungszyklen bescherten einem Industrieunternehmen mit einem Umsatz von einer Milliarde Dollar durchschnittliche Einsparungen von rund 25 Millionen Dollar. So konnte IBM, ein Kooperationspartner von Aspect, nach Einsatz der CSM-Tools die Ausgaben im Bereich Produktentwicklung um rund 250 Millionen Dollar senken, gleichzeitig wurde die Zahl der verwendeten Teile um 50 Prozent reduziert. Die Kosten für das Projekt lagen laut Aspect bei rund fünf Millionen Mark. Der Elektronikkonzern Marconi hat mit Aspect-Produkten die Zahl seiner Lieferanten um 80 Prozent reduziert.

Neben dem reinen Einkaufsvorgang unterstützen Aspects CSM-Produkte auch die Suche und Auswahl von Artikeln aufgrund spezifischer Parameter (Größe, Gewicht, technische Eignung etc.). Funktionen für die Entscheidungsunterstützung sollen dabei dem Einkäufer die Wahl des richtigen Zulieferers erleichtern. Mit E-Market ist dies auch über das Web möglich, teilt Aspect mit. Dazu stellen die Softwerker Produktkataloge von rund 7000 Zulieferern mit 16 Millionen Produkten zur Verfügung. Mit der Pflege der Nachschlagewerke sind alleine rund 250 Mitarbeiter beschäftigt.

Integrations-Schnittstellen zu ERP-Systemen etwa von SAP, speziell zu den Modulen für das Produktdaten-Management, gehören zum Umfang der CSM-Suite. Darüber hinaus füttert Aspect den elektronischen Marktplatz "Trade Matrix" von i2 mit Produktkatalogen. Weitere Partner sind Ariba, Commerce One und KPMG.

Auf Basis der Web-Architektur von E-Market möchte Aspect in Zukunft auch mittelständischen Unternehmen die CSM-Lösungen anbieten. Geplant ist, als Application-Service-Provider (ASP) kleineren Betrieben die Beschaffungssoftware über das Internet gegen eine monatliche Gebühr zur Verfügung zu stellen. Als möglicher Serviceanbieter könnte hier Big Blue auftreten. Aspect (www.aspectdv.com) zählt in Europa rund 60 Mitarbeiter, davon sind zehn in Hallbergmoos bei München tätig.

Abb.: Beschaffungsprozesse im Griff

Ziel von Aspect ist es, die Bestellvorgänge von Einkauf, Produktion und Konstruktion zu koordinieren. Quelle: Aspect