Arbeitsumgebung wird online eingerichtet

ASP-Trend: Anwendungen über Internet-Portale vermieten

18.02.2000
MÜNCHEN (fn) - Web-Portale wie Yahoo, Lycos und Altavista stellen schon lange Anwendungen wie Kalendersysteme und E-Mail-Programme im Internet zur Verfügung. Nun greifen auch ASPs das Portalkonzept auf und vermieten Business-Software an Firmen.

Zur Zeit entsteht ein Web-Portal für den europäischen Markt, in dem sich Anwenderunternehmen online ihre eigene IT-Umgebung zusammenstellen können, die beispielsweise aus einem ERP-System, einer Office-Suite sowie Messaging-Software besteht. Die dazu erforderlichen Anwendungen werden komplett über das Web bereitgestellt. Gleichzeitig können die dort eingemieteten Firmen das Portal als elektronischen Marktplatz nutzen, erläutert Torsten Gründer, Geschäftsführer der Unternehmensberatung E-tronics.net Consulting aus München, der an dem Projekt beteiligt ist.

Intranet-Umgebung zum MietenAuch beim in München ansässigen Softwarehaus 2CK Software AG gehören Portale zur ASP-Strategie. Die Firma möchte ihre Informations-Management-Lösung "Acip" ab März auch über das Internet vermieten. Derzeit verhandelt 2CK mit Internet-Providern in Deutschland über eine Zusammenarbeit. Mit Acip haben vor allem mittelständische Unternehmen im eigenen Hause Intranet- beziehungsweise Extranet-Umgebungen erstellt und verwalten so ihre Dokumente sowie Internet-Inhalte. Außerdem bilden sie über die Software ihren Workflow ab. Bei der Mietversion erhalten Kunden eine weitgehend voreingestellte Komplettlösung, die bei einem ASP läuft. Die Intranet-Anwender sind dann über ein individuell konfigurierbares Firmenportal miteinander verbunden. Über Schablonen richten die Mieter ihr Portal nach ihren Vorstellungen und ihrer Corporate Identity ein. Laut 2CK haben vor allem Industrieverbände Interesse an der ASP-Variante der Software bekundet, aber auch Konzerne, die Niederlassungen und Partnerfirmen ohne großen Installationsaufwand über eine gemeinsame Plattform anbinden wollen.

Im Zusammenhang mit E-Commerce zwischen Firmen gewinnen Business-Portale an Bedeutung, die Kunden, Lieferanten und Partnern als Anlaufstelle dienen. Beispielsweise will SAP unter seinem Portal Mysap.com branchenspezifische Portale errichten. Auf diese Weise sollen Business-Communities entstehen, deren Mitglieder im Sinne des E-Procurement Handel treiben. Gemeinsam mit Industriefirmen errichten die Walldorfer derzeit branchenorientierte Marktplätze im Internet. So arbeiten der norwegische Erdölkonzern Statoil und SAP an einer Internet-Umgebung für die Ölindustrie. Über Mysap.com sollen auch R/3-Systeme im ASP-Modell vermietet werden. Den Kunden, die später einmal die Dienste des Portals in Anspruch nehmen, kann es eigentlich egal sein, von welchem Hersteller ein Produkt stammt. Experten vermuten, dass durch den ASP-Ansatz Programmpakete austauschbar werden: Firmen benötigen eine Reihe von Funktionen, die ihnen eine wie auch immer geartete Lösung liefern kann. Einem Telefonkunden ist es heute schließlich auch gleichgültig, welche Vermittlungstechnik der Carrier verwendet. Daher verwundert es nicht, wenn Softwareanbieter sich im Markt für Programmvermieter engagieren, um das ASP-Geschäft zu beeinflussen. Allerdings dürfte es den Herstellern zunehmend schwerer fallen, sich vom Mitbewerb zu unterscheiden und Kunden an sich zu binden.