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ASP-Studie: Was ist dran an Mietsoftware?

05.09.2000
Deutsche Unternehmen zurückhaltend

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Analysten sagen dem Application-Service-Provider-Markt (ASP) eine rosige Zukunft voraus. So rechnet das Marktforschungsinstitut Dataquest im Jahr 2004 mit einem weltweiten Umsatzvolumen von 25,3 Milliarden Dollar. Während das Modell der Mietsoftware in den USA nach einer Studie des ASP Industry Consortium bereits zu 63 Prozent in Unternehmen eingesetzt wird (CW Infonet berichtete), steckt es hierzulande noch in den Kinderschuhen. Die Unternehmensberatung Koeppler & Partner hat sich in Deutschland bei 525 mittelständischen und großen Unternehmen zum Thema ASP umgehört.

Die Idee hinter dem ASP-Konzept ist bestechend: Unternehmen müssen Software nicht mehr teuer einkaufen, sondern mieten ihre Anwendungen bei ASP-Dienstleistern. Diese speichern, verwalten und aktualisieren die Programme in ihren Rechenzentren. Die Kunden können gegen eine monatliche Gebühr, die sich in der Regel nach der Zahl der Benutzer richtet, via Internet auf die Software zugreifen. Besonders kleinere und mittlere Unternehmen könnten auf diese Weise auf hohe Anfangsinvestitionen verzichten und könnten aufwendigere IT-Lösungen zu erschwinglichen Preisen nutzen, werben die ASPs.

Während das Konzept in den USA weithin bekannt und verbreitet ist, haben laut Koeppler & Partner 41 Prozent der deutschen Firmen noch nie von dem Begriff "ASP" gehört. 36 Prozent der befragten Unternehmen denken jedoch bereits über den Einsatz von Mietsoftware nach.

Vor allem das Argument der niedrigeren IT-Investitionen könne, so ein Ergebnis der Studie, knapp 80 Prozent der Verantwortlichen vom ASP-Modell überzeugen. Bei Ersparnissen von 20 bis 50 Prozent ließen sich rund 60 Prozent der Unternehmen auf Mietsoftware ein. Selbst Kostensenkungen von "nur" 20 Prozent wären für 22 Prozent der Firmen noch interessant. Rund drei Viertel der Befragten halten zudem den geringeren internen Aufwand für die IT-Administration sowie die schnellere Einführung von neuen IT-Lösungen für positiv. Weniger interessant ist für deutsche Betriebe offenbar, dass durch ASP-Leistungen ihre Sorge um den Fachkräftemangel sowie Inhouse-Training entfielen. Nur 50 Prozent der Befragten hielten diese Argumente für ausschlaggebend.

Trotz dieser Vorteile würden die Firmen jedoch längst nicht alle ihrer Anwendungen auslagern. Lösungen wie Office-Pakete und E-Commerce-Lösungen würden zwar 45 beziehungsweise 42 Prozent der Befragten durchaus von einem ASP mieten, bei inneren Angelegenheiten besteht allerdings eine mentale Barriere. Rund 80 Prozent betreuen Buchhaltung und Personalabrechnung lieber intern. 60 Prozent gaben sogar an, die Buchhaltung unter keinen Umständen aus der Hand zu geben. Die Gründe hierfür sind zweierlei: Viele Unternehmen bezweifeln, dass die vorhandenen Standardlösungen bei einem ASP an ihre individuellen Bedürfnisse angepasst werden können. Zum anderen sind sie gerade bei so sensiblen Bereichen wie der Buchhaltung skeptisch bezüglich der Sicherheit der über das Internet abrufbaren Anwendungen. Generell würden 98 Prozent der deutschen Firmen nur dann ASP-Dienstleistungen in Anspruch nehmen, wenn die Sicherheit des Services garantiert ist.

Die deutschen Anwender sind derzeit noch zwiegespalten, resümiert die Studie. Einerseits sprechen die viel niedrigeren IT-Investitionen für ein ASP-Modell, andererseits trauen die Unternehmen den Dienstleistern in Bezug auf die Sicherheit nicht über den Weg. So würden sie lediglich ungefährliche Bereiche an ASPs auslagern.

Gerade im mangelnden Vertrauen der Anwender in die ASP-Entwicklung sieht die Unternehmensberatung Roland Berger einen Hemmschuh für den Mietsoftwaremarkt. Auch die bislang noch hohen Internet-Zugangskosten erweisen sich den Auguren zufolge als hinderlich. So rechnen die Berater frühestens im Jahr 2002 mit einer breiten Marktakzeptanz des ASP-Modells. Erst dann könnten ASPs preislich attraktive, qualitativ hochwertige und solide gemanagte Leistungen anbieten.

Nützliche Links:

ASP-Konsortium

Application Service Provider Research Center bei CIO.com

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