Gastkommentar

ASP - das gelobte Land

25.02.2000
Anita Liess Consultant bei der Meta Group Deutschland GmbH, München

Keiner will Software mieten! Erinnern Sie sich noch an diese Aussage von Bill Gates? Fünf Monate danach entschied sich Microsoft, in junge amerikanische Application-Service-Provider (ASPs) wie Quest und Corio astronomische Geldbeträge zu investieren. Auch der als Firmenchef zurückgetretene Microsoft-Gründer rechnet nun offenbar mit einem wachsenden Software-Service-Geschäft.

Andere führende IT-Anbieter - die ein weniger fundamentales Interesse daran haben, dass Software gekauft und in Lizenz genommen wird - haben die Zeichen der Zeit ebenfalls erkannt und kreieren ASP-Strategien. Die auf diese Weise entstehende Flut an Application-Service-Angeboten ist überwältigend. Eine größere Kundennachfrage steht dem nicht gegenüber; bleibt abzuwarten, ob dieses Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage negative Auswirkungen hat und der Markt zusammenbricht, bevor er entstehen konnte.

Die ASP-Anbieter haben jedenfalls eine gute Presse. Die Idee hinter der modischen Abkürzung klingt paradiesisch: Anwender sollen Applikationen aus dem Internet abrufen können - jederzeit, aber nur dann, wenn sie sie tatsächlich brauchen. Nur müssen die Anbieter dieses Konzept jetzt technologisch umsetzen und wirkungsvoll vermarkten. Der Traum von der zeit- und ortsunabhängigen Zugriffsmöglichkeit auf Applikationen und persönliche Daten wird nicht zum ersten Mal geträumt. Anders als bei früheren Visionen existieren heute allerdings die technischen Möglichkeiten dafür. Das gelobte Land existiert, doch wann machen wir uns auf den Weg dorthin?