Ascom schrumpft sich weiter gesund

13.01.2003
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Gerhard Holzwart begann 1990 als Redakteur der COMPUTERWOCHE und leitete dort ab 1996 das Ressort Unternehmen & Märkte.  Ab 2005 verantwortete er den Bereich Kongresse und Fachveranstaltungen der IDG Business Media GmbH und baute „IDG Events“ mit jährlich rund 80 Konferenzen zu einem der führenden Anbieter von ITK-Fachveranstaltungen in Deutschland aus. Seit 2010 ist Gerhard Holzwart geschäftsführender Gesellschafter der h&g Editors GmbH und ist in dieser Funktion als Event Producer, Direktmarketingspezialist und ITK-Fachredakteur tätig.        

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der Schweizer TK-Konzern Ascom setzt aufgrund des anhaltend schwierigen Marktumfeldes weiter auf Konsolidierung. Künftig will man sich vor allem auf die Geschäftseinheiten Network Integration, Security und Wireless Solutions sowie Transport Revenue konzentrieren. Für eine Reihe von Aktivitäten, unter anderem den Bereich Powerline Communications, sucht man Partner oder Käufer.
Die Ascom-Zentrale in Bern: Unter Führung des neuen CEOs Juhani Anttila wird das Unternehmen dort zum „schlanken Lösungsanbieter“ umgebaut.
Die Ascom-Zentrale in Bern: Unter Führung des neuen CEOs Juhani Anttila wird das Unternehmen dort zum „schlanken Lösungsanbieter“ umgebaut.

Nicht-Fachleuten ist das in Bern ansässige Unternehmen, das im Volksmund aufgrund seiner jahrzehntelangen Historie stets auch die „Schweizer Siemens“ genannt wird, vor allem durch Rohrpostsysteme und hochwertige TK-Endgeräte/Telefone ein Begriff; intimeren Kennern der IuK-Szene fallen auch Produkte und Technologien wie Router, Multiplexer, PBX-Systeme, E-Business-Lösungen und Powerline ein. Ein Großteil davon ist inzwischen Geschichte oder könnte es bald sein, womit man eigentlich schon in der Gegenwart des Ascom-Konzerns angekommen ist.

Wie viele Lieferanten im TK-Umfeld hat(te) auch Ascom zuletzt mit der Branchenkrise zu kämpfen, einbrechende Umsätze gingen einher mit einer zunehmenden Verschuldung. Bei den Eidgenossen kam speziell hinzu, dass sie sich seit Mitte der 90er Jahre in zu vielen Geschäftsfeldern verzettelt und einen regelrechten Bauchladen an Produkten zugelegt hatten. Erste Korrekturen wirkten sich bis dato nicht signifikant aus. So ist etwa der Ausflug in den Bereich Enterprise Communications, der in der Übernahme des US-amerikanischen Router-Spezialisten Timeplex gegipfelt hatte, längst wieder auf Aktivitäten bei PBX-Systemen und Wireless-Lösungen zurechtgestutzt worden.

Verkauf des Endgerätegeschäfts

Vor rund zwei Jahren hatte man sich von der traditionellen TK-Endgerätesparte getrennt. Gut, aber für den Consumer-Markt zu teuer, hieß seinerzeit das Urteil des Marktes zu den Telefon- und Faxgeräten mit dem Logo aus Bern, aus dem man die entsprechende Konsequenz ziehen musste.

Angesichts der Krise beschloss das Ascom-Management vor einigen Monaten ein tiefgreifendes Restrukturierungsprogramm, das in der Zwischenzeit laut Deutschlandchef Ingmar Rath „auch umgesetzt wurde“. Neues Credo der Company sei, so Rath, „die Positionierung als führender Anbieter in Nischenmärkten mit gewinnbringendem Wachstum“. So will sich das Unternehmen künftig vor allem auf die Geschäftsfelder Network Integration, Security Solutions, Wireless Solutions und Transport Revenue konzentrieren. Dazu zählen unter anderem Produktbereiche wie IP-Telefonie, VPNs, das Outsourcing kompletter Telefonanlagen, das Management von Carrier-Netzen. Vernetzte Sprach-Daten-Lösungen, Mautsysteme sowie umfassende Sicherheitsanlagen für Militär, öffentliche Einrichtungen und Verkehr inklusive Verschlüsselungstechniken. Gleichzeitig wurden weitere Business Units (unter anderem Mailing Systems und Carrier Access) veräußert.

Für investitionsintensive Technologiebereiche strebt Ascom in absehbarer Zeit strategische Partnerschaften, Joint Ventures oder Verkäufe an. Dazu zählen laut Deutschland-Statthalter Rath vor allem der Unternehmensbereich Powerline Communications („Internet aus der Steckdose“), wo man ursprünglich mit dem Energiekonzern RWE kooperiert hatte, sowie die Produktion von PBX-Vermittlungssystemen. Man müsse heutzutage im Weltmarkt unter den Top-Drei mitspielen, um durch entsprechende Penetration genügend Margen zu erzielen, interpretiert Rath mit Blick auf das PBX-Geschäft die neue Ascom-Strategie. Konkrete Entscheidungen seien diesbezüglich aber noch nicht getroffen worden.

Nettoverschuldung reduziert

Insgesamt erhoffen sich die Eidgenossen von diesen Maßnahmen zumindest mittelfristig die Rückkehr zur alten Ertragsstärke. Das kommende Jahr werde aber, wie Rath betont, noch einmal hart - auch in Deutschland, wo Ascom derzeit noch rund 800 Mitarbeiter beschäftigt. Im ersten Halbjahr 2002 hatte Ascom konzernweit einen Umsatz von knapp 1,1 Milliarden Schweizer Franken erzielt. Zum Vergleich: In der entsprechenden Periode des Jahres 2001 waren es 1,54 Milliarden Schweizer Franken. Immerhin gelang es aber in derselben Berichtsperiode, die Nettoverschuldung von 631 auf 416 Millionen Schweizer Franken zu reduzieren.