Netzwerker weiter auf Einkaufstour

Ascend übernimmt Stratus Computer

07.08.1998

Das Geschäft geht in Form eines Aktientauschs über die Bühne. Ascend gibt dabei drei Viertel eines eigenen Anteilscheins für jedes der rund 24 Millionen Stratus-Papiere aus und plant deswegen für das laufende Geschäftsjahr eine außerordentliche Belastung von 90 Millionen Dollar in seiner Bilanz. Beim Börsenstand beider Werte am vergangenen Freitag entspricht das einem Betrag von knapp über 33 Dollar je Aktie. Dieser Kaufpreis bedeutet einen Bonus von etwa 15 Prozent für die Besitzer von Stratus-Papieren. Kurz zuvor in der heißen Phase der Verhandlungen lag die mögliche Prämie allerdings noch im Bereich von 80 Prozent.

Nachdem am Mittwoch vergangener Woche erstmals Gerüchte über den bevorstehenden Abschluß aufgekommen waren, reagierten die Anleger konträr: Die Ascend-Aktie rutschte bis zum Freitag um 15 Prozent ab, die Notierung von Stratus hingegen - in diesem Jahr bislang auf dem absteigenden Ast - kletterte gleich um 31 Prozent.

Weniger erfreulich fällt die Übernahme für die Angestellten von Stratus aus: Lediglich 400 von derzeit 2400 sollen nach Angaben des "Wall Street Journal" bei Ascend weiterbeschäftigt werden. 500 hingegen dürften sofort ihre Jobs verlieren, die restlichen 1500 Arbeitnehmer werden eventuell im Zuge des Verkaufs von Firmenteilen neue Arbeitgeber finden. Ein weiteres Manko: Der Deal könnte die von vielen Analysten für Herbst 1998 prognostizierte Übernahme von Ascend durch Lucent Technologies (ehemals Bell Labs) verkomplizieren, wenn nicht gar verhindern.

Die Übernahme macht für Ascend auf den zweiten Blick durchaus Sinn, denn Stratus verkauft seit einiger Zeit immer mehr Systeme an Telefon-Carrier - gleichfalls eine Hauptzielgruppe der Netzwerker. Die Telcos setzen die Stratus-Maschinen vor allem ein, um darauf die Software "Signaling System 7" (SS7) zu fahren, die das Herzstück vieler Sprachkommunikations-Netze bildet. Damit gewinnt die Company von CEO Mory Ejabat einen Vorteil bei der Integration von Sprach- und Datenkommunikation gegenüber dem Erzrivalen Cisco, der ebenfalls ins SS7-Geschäft drängt.

Angesichts des günstigen Kaufpreises, der 280 Millionen Dollar in die Stratus-Kassen bringt, sowie der eindrucksvollen Kundenliste des Spezialisten für fehlertolerante Produkte, darunter fast alle großen Telcos weltweit, scheint der Kauf für Ascend ein echtes Schnäppchen zu sein.

ASCEND

- Sitz in Almeda, Kalifornien- CEO: Mory Ejabat- 1997: Umsatz 1,17 Milliarden Dollar, dabei 124,4 Millionen Verlust- Zweites Quartal 1998: 327 Millionen Dollar Umsatz, 59,1 Millionen Dollar Gewinn- Produkte: Remote-Access- und Netzwerkausrüstung für Telcos und Internet-Service-Provider (ISPs)

STRATUS

- Sitz in Marlboro, Massachusetts- CEO: Bruce Sachs- 1997: Umsatz 688,3 Millionen Dollar, 74,1 Millionen Dollar Gewinn-Zweites Quartal 1998: 134,3 Millionen Dollar Umsatz, zehn Millionen Dollar Verlust- Produkte: Fehlertolerante Computersysteme für den Einsatz rund um die Uhr