Anwender befürchten höhere Softwarepreise

AS/400: Zwei-CPU-D-Linie soll die Vorgängermodelle ersetzen

22.03.1991

FRAMINGHAM/MÜNCHEN (hp) - Die IBM wird ihre Midrange-Schiene ausbauen und in Kürze neue AS/400-Modelle vorstellen. Branchenkenner gehen davon aus, daß das Announcement noch im April erfolgen wird. Zudem soll eine erweiterte Version des Betriebssystems OS/400 vorgestellt werden.

Die AS/400-D-Modelle, die auf CMOS-Chips basieren, sollen laut IDG-Schwesterzeitschrift "Computerworld" ihre Vorgänger der B-Linie ersetzen. Paradepferd soll ein Rechner sein, der mit zwei Prozessoren arbeitet und dabei eine mehr als doppelt so hohe Performance vorweisen kann als das Topmodell der B-Linie "B70". Die neuen Rechner sind in Mehr-Weg-Architektur gebaut, so daß Sechs-Wege-Prozessoren eingebaut werden können, berichten Branchen-Insider. In den USA versucht die IBM, ihre Kunden zu beruhigen indem sie versichert, daß die Modelle kompatibel zu der B-Linie sind und die bisherigen Applikationen ohne Probleme eingesetzt werden könnten.

Die IBM Deutschland äußert sich zu diesem Thema wie gewohnt zurückhaltend: "Wir sind dabei, die Leistungsfähigkeit der AS/400 mehr als zu verdoppeln, und das wird keine Monate mehr dauern. Zu technischen Details geben wir keine Stellungnahme ab", kommentiert Hermann Bückle, Leiter System- und Produkt-Management bei IBM.

IBMs angekündigte Leistungssteigerung um mehr als das Doppelte stößt allerdings hierzulande auf Skepsis. Ulrich Dickamp, ehemaliger Geschäftsführer von ECS und IBM-Kenner, geht zwar davon aus, daß die gesamte AS/400-Linie langfristig in diese Größenordnungen hineinwachsen wird, "aber nicht von einem Modell auf das nächste".

Mit der Politik der raschen Aufrüstung würde die IBM viele Kunden vor den Kopf stoßen. "Dem Anwender, der sich im Extremfall noch im März eine alte AS/400 gekauft hat, kann man nicht zumuten, daß im April ein Rechner der gleichen Linie auf den Markt kommt, der eine doppelt so hohe Leistungsfähigkeit zur Verfügung stellt", gibt Dickamp zu bedenken.

Dagegen spreche zudem, daß die bisherigen Leistungssteigerungen sich immer im Bereich um 30 bis 40 Prozent abgespielt hätten und die IBM keine Veranlassung habe, diese Größenordnung zu überbieten. "Die Verdoppelung wäre eine Revolution, und dazu neigt die IBM nicht", meint Dickamp.

Darüber hinaus hätte es Big Blue nicht nötig, derartige Anstrengungen zu unternehmen, "da IBM im Midrange-Bereich praktisch keine Konkurrenz hat, und daher keinerlei ökonomische Notwendigkeit besteht, in diesen Größenordnungen zu arbeiten".

Amerikanische IBM-Kunden, die bereits von den AS/400-Plänen erfahren haben, fürchten laut "Computerworld", daß die Softwarepreise für das neue Modell in die Höhe schnellen werden. Sie machten sich zudem darüber Sorgen, wie lange Big Blue Support für die alte Linie bietet, da die wenigsten vor hätten, ihre alten AS/400-Rechner durch die neue Linie zu ersetzten.

Die neue Version des Betriebssystems soll sich auch für Multiprozessor-Betrieb eignen und erweiterte Funktionen in puncto Festplattenspiegelung bieten, so melden amerikanische Branchen-Insider. Diese Option war im August letzten Jahres in das Betriebssystem integriert worden und gab aufgrund der aufwendigen Handhabung oft Anlaß zu Kritik. Nach Informationen der "Computerworld" ist zudem ein neues Speichersystem in 8-Millimeter-Helical-Scan-Technik angekündigt worden.