AS/400-Version von R/3 endlich angekuendigt Bande zwischen SAP und Microsoft werden enger

15.09.1995

MUENCHEN (gfh) - Die SAP AG hat ihre Standardsoftware R/3 mit einer Schnittstelle zu Microsofts High-end-Datenbank SQL Server 6.0 versehen. Waehrend die Partner anlaesslich der Vorstellung von einem grossen Markt fuer die Kombination aus Windows-NT-Server, SQL- Server-Datenbank und R/3 schwaermten, zeigen sich US-Analysten in ersten Reaktionen eher skeptisch.

Hier versuchen zwei Anbieter durch Kooperation ihre Zielmaerkte auszuweiten, laesst sich das Urteil der Marktforscher von Gartner Group und Aberdeen Group zusammenfassen. Die Gates-Company erhalte durch die Datenbank-Anbindung zum wiederholten Male Hilfestellung von den Walldorfern bei dem Bemuehen, in der Unternehmens-DV Fuss zu fassen. Umgekehrt hoffe die SAP mit Microsoft-Hilfe ihren Mainframe-Stempel loszuwerden und sich das mittelstaendische Marktsegment zu erschliessen.

Die CW-Schwesterpublikation "Computerworld" nennt jedoch Zahlen, die gegen allzu hochgesteckte Erwartungen seitens der Hersteller sprechen. Danach findet SAP seine Kunden noch immer ueberwiegend in Unternehmen mit mehr als einer Milliarde Dollar Umsatz. Hierfuer seien nicht zuletzt der Preis und die Maechtigkeit der Standardsoftware verantwortlich. In einer PC-Umgebung unter NT scheint sich daran nichts zu aendern: Bei der Praesentation in Muenchen betonte R/3-Produkt-Manager Ingo Hoffmann, dass die Software fuer Windows NT keinesfalls preiswerter als die Unix- Variante abgegeben werde. Immerhin erwerbe der Anwender jeweils denselben Funktionsumfang.

Hinzu kommt, dass sich nach SAP-Angaben bisher lediglich 15 Prozent der R/3-Kunden fuer Windows NT als Betriebssystem-Plattform - auf der der SQL Server laeuft - entschieden haben. Die bislang groesste der derzeit 40 produktiv eingesetzten Installationen von R/3 auf Windows NT bedient nicht mehr als 150 Clients. Diese Zahl ruehrt daher, dass Windows NT als Host-Ersatz meist nur bei preisbewussten mittelstaendischen Unternehmen in Frage kommt.

Diese Klientel spricht SAP jetzt auch mit ihrer R/3-Version fuer den IBM-Midrange-Rechner AS/400 Advanced Series an. Wie schon vor Jahren in Aussicht gestellt, sollen jetzt die ersten Produktversionen Ende November dieses Jahres ausgeliefert werden. Die generelle Verfuegbarkeit ist fuer Mitte 1996 vorgesehen. Obwohl die R/3-Variante fuer den IBM-Midrange-Rechner die integrierte DB/2-Datenbank nutzt, basiert sie laut Anbieter auf demselben Quellcode wie unter Unix und Windows NT.

Seit Jahren hatte die SAP die AS/400-Anwender mit dem Argument vertroestet, der Rechner genuege noch nicht den Anforderungen von R/3. Ueber die inzwischen erfolgten Aenderungen macht die SAP nur Andeutungen. So boeten die im Juni vorgestellten RISC-Systeme bis zu 100 Prozent mehr Leistung. Ausserdem sei das Betriebssystem um einige Features erweitert worden, die sich nach Angaben des stellvertretenden SAP-Vorstandsvorsitzenden Hasso Plattner guenstig auf das Preis-Leistungs-Verhaeltnis von R/3 auswirkten. Allerdings treffen die Walldorfer im AS/400-Markt auf hartnaeckige Konkurrenz. Auch die IBM selbst will mit ihrem Softwarepaket MAS/90 Umsatz machen.