Mittelstandskonzept nicht ohne Gefahren

AS/400-Softwarehäuser CPL und Bold+Partner kämpfen ums Überleben

02.10.1992

MÜNCHEN (hv)-Die IBM buhlt derzeit mit der Broschüre "99 erfolgreiche Lösungen mit IBM AS/400" um die Aufmerksamkeit mittelständischer Anwender.

Möglicherweise muß dieser Slogan schon bald korrigiert werden: Zwei der in dieser Broschüre präsentierten Software-häuser ringen gegenwärtig ums Überleben.

Ihren Konkursantrag eingereicht hatte bereits die Hamburger Unternehmensberatung CPL GmbH. Der IBM- Partner vermarktet Produkte für Warenwirtschaft, Außenhandel, Rechnungswesen und die technische Kundendienstabwicklung. Einschneidende Maßnahmen wie die zusätzliche Aufnahme von Fremdmitteln, ein gezielter Personalabbau und die Straffung des Niederlassungskonzeptes - es gibt künftig nur noch in Hamburg und Düsseldorf Filialen - haben das Softwarehaus noch einmal reanimiert. Der Konkursantrag konnte kurzfristig zurückgenommen werden.

Wie CPL mitteilt, war das Unternehmen durch den schwachen Auftragseingang der Sommermonate, die schlechte Profitabilität der Niederlassungen und das Ausscheiden eines Gesellschafters in Liquiditätsprobleme geraten. Mit einem Vertriebskonzept zur Gewinnung neuer Klienten und dem Ausbau des Geschäfts mit den rund 300 Kunden hoffen die Hamburger, schon bald wieder Boden unter den Füßen zu haben.

Daß sich der Slogan "Mittelständler kaufen beim Mittelstand" zumindest für AS/400- Kunden als gefährlich erweisen kann, zeigt auch das Beispiel der Siegener Bold+Partner Gesellschaft für Fertigungs- und DV-Organisation mbH. Dort entscheidet sich in diesen Tagen, ob das Unternehmen Konkurs anmelden muß oder ob es noch einmal mit einem blauen Auge davonkommen wird. "Wir wollen einen Konkurs nicht ausschließen, teilt ein Unternehmenssprecher mit, die Entscheidung falle aber erst in dieser Woche. Es gebe Verhandlungen mit verschiedenen Partnern.