IBM bittet AS400-Anwender zur Kasse

AS/400-Lizenzsünder erhalten Galgenfrist

14.03.1997

Wie in solchen Fällen üblich, versucht es der Hersteller zunächst mit Aufklärungsarbeit. Man erklärt öffentlich, es bestehe bei Käufern gebrauchter Maschinen ein Informationsdefizit, das es zu beseitigen gelte. Um die Rechtslage zu erläutern und Anwendern ihren Lizenzstatus und die zu erwartenden Kosten nahezubringen, wurde mit Hilfe des unabhängigen Beratungshauses Softrust Consulting sogar eine anonyme AS/400-Hotline eingerichtet (Telefon: 061 02/29 99 22).

Wer geschludert hat, kann bis Ende September ungestraft auf den Pfad der Tugend zurückkehren. Überwiegt die kriminelle Energie und läßt sich der Anwender nach dem Kulanzzeitraum von der IBM erwischen, muß er mit einer saftigen Strafe rechnen: "IBM behält sich vor, Verstöße mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln aufzudecken und rechtlich zu verfolgen", heißt es in einer Presseerklärung.

IBM hatte sich darüber geärgert, daß die Fälle, in denen Anwender ohne gültige Lizenz erwischt wurden, zuletzt ständig zunahmen. Wenn Maschinen am Gebraucht- oder Grauimport-Markt beschafft werden, wüßten die Käufer oft nicht, daß eine Systemlizenz erforderlich sei. Der Vorbesitzer übertrage die von ihm erworbene Lizenz in der Regel auf den neu angeschafften Rechner.

Für Verwirrung sorgt in dieser Frage allerdings auch die Lizenzpolitik der IBM, die ihre kleinsten AS/400-Maschinen der Reihe 9401 nach dem Vorbild des PCs vertreibt. Hardware und Systemsoftware werden zusammen verkauft, es fällt keine gesonderte Lizenzgebühr an. Bei den größeren Modellen kauft der Kunde eine Basislizenz, deren Kosten je nach Größenordnung des Rechners zwischen 4000 und mehr als 40000 Mark liegen können.

Mit dieser Vollmacht, so erklärt ein IBM-Sprecher, erwirbt der Kunde ebenfalls das Benutzungsrecht für eine begrenzte Zahl an Usern. Wird diese überschritten, müssen weitere User-Lizenzen zum Preis von rund 900 Mark pro Anwender angeschafft werden.

Die IBM verteidigt ihre Maßnahme nicht nur damit, daß ihr angeblich Lizenzgebühren in Millionenhöhe verlorengingen. Die "Initiative zur AS/400-Nachlizenzierung" sei auch ins Leben gerufen worden, weil man die ehrlichen Kunden, die ihre teilweise beträchtlichen Lizenzgebühren gewissenhaft entrichteten, nicht düpieren wolle.