Fusion mit Integralis abgeschlossen

Articon: Europäische Marktführerschaft soll das US-Geschäft beleben

10.03.2000
MÜNCHEN (CW) - Die Articon Information System AG schließt das Geschäftsjahr 1999 mit einem Konzernverlust von 11,2 Millionen Mark ab. Zum letzen Mal unter altem Namen, denn die im vergangenen November bekannt gegebene Fusion mit dem britischen Konkurrenten Integralis ist nun auch formal besiegelt.

Überraschend kamen die Ergebnisse nicht, hatte Articon doch bereits Ende vergangenen Jahres eine Gewinnwarnung ausgegeben. Statt einer im Vorjahr in Aussicht gestellten positiven Bilanz präsentierte der Security-Spezialist für das Fiskaljahr 1999 ein Minus von knapp zwölf Millionen Mark bei einem Umsatz von 25,3 Millionen Mark. Im Geschäftsjahr 1998 hatte das Unternehmen Einnahmen von 9,2 Millionen Mark sowie einen Verlust von 1,7 Millionen Mark ausgewiesen. Articon-Vorstandschef Alfred Bauer begründet die starken Verluste in erster Linie mit der Bindung von Kapazitäten in den langwierigen Verhandlungen mit Integralis. "Der Merger war zunächst wichtiger als das organische Wachstum unseres Unternehmens", rechtfertigte er das Ergebnis vor Journalisten in München, räumte jedoch ein, dass auch der Aufbau neuer Niederlassungen zögerlicher als geplant verlaufen sei. Rückendeckung erhielt er von seinem britischen Kollegen und künftigen Co-CEO Ian Calcutt, der die Pläne von Articon als "vielleicht überambitioniert" bezeichnete. Außerdem habe die Aufstockung der Belegschaft von 29 auf 113 Mitarbeiter kräftig zu Buche geschlagen. Schwarze Zahlen in der Konzernbilanz stellte der designierte Finanzvorstand Martyn Webster, ebenfalls von Integralis, für 2002 bis 2003 in Aussicht, einen operativen Gewinn werde man bereits im laufenden Jahr erreichen.

Knapp die Hälfte des gesamten Konzernumsatzes erzielten die im vergangenen Jahr übernommenen Firmen Comcad (umbenannt in Articon Information Systems) sowie Tercom GmbH. Letztere trug mit sogenannten Secure-ID-Lösungen das Gros des Produktumsatzes bei und bietet dem Unternehmen Potenzial für Wachstum im Markt für Public-Key-Infrastructure-(PKI-)Lösungen.

Zweitplatzierung von Aktien geplantFür Vorstandschef Bauer ist dieses Verfahren die Zukunftstechnologie für Zugangskontrolle und Authentisierung schlechthin.

Durch den Zusammenschluss von Articon und dem britischen Anbieter Integralis sei, so Calcutt, eine Konsolidierung der IT-Sicherheitsmärkte in Europa eingeläutet worden. Gemessen an Umsatz und geografischer Marktabdeckung sieht sich das fusionierte Unternehmen derzeit als größten produktunabhängigen Anbieter von IT-Sicherheitslösungen in Europa. Wären die Firmenergebnisse zusammmen veranschlagt worden, hätte Articon Integralis 1999 als 400 Mann starkes Unternehmen einen ungeprüften Umsatz von knapp 140 Millionen Mark erzielt. "Damit sind wir auch für institutionelle Investoren attraktiv", begründet Calcutt den Merger, "als europäischer Marktführer können wir schneller wachsen und auch die Erschließung neuer Märkte, speziell der Zugang zum US-Markt, wird erleichtert." Einen ersten Schritt über den großen Teich haben die Security-Spezialisten bereits getan. Von der Übernahme der US-Firma Atlantic Computing Technology Corp. verspricht sich die Gruppe eine bessere Erschließung des weltweiten Marktes für sogenannte Managed Security Services (MSS), einem 24-Stunden-Überwachungsservice für Firewall-Kunden.

Um sich mit ausreichenden Mitteln für weitere Akquisitionen auszustatten, beabsichtigt das Unternehmen im zweiten Quartal 2000 eine Platzierung von Altaktien gemeinsam mit einer Neuemission aus einer Kapitalerhöhung.