Kolumne

"Arroganz ist schlecht fürs Geschäft"

05.03.2004
Christoph Witte Chefredakteur CW

Das wird wohl nichts mehr. Mit der Klage des US-Justizministeriums gegen die feindliche Übernahme von Peoplesoft muss Oracle seine Fusionspläne wahrscheinlich ad acta legen. Zwar lässt Larry Ellison weiter zum Angriff blasen, aber die Truppen stürzen sich nicht gerade mit Enthusiasmus in die Schlacht. Nach neunmonatigen Übernahmescharmützeln sind sie es offenbar müde geworden, Aktionären, Kunden und Analysten die Vorteile der Fusion zu erklären. Ist ja auch in der Tat nicht einfach - vor allem, weil Ellison gleich zu Anfang ein taktischer Lapsus ersten Ranges passierte. Oracle, tönte er nach Bekanntgabe des Angebots, werde Peoplesofts Produkte noch eine Weile weiterpflegen, sie aber mittelfristig einstellen und die Kunden auf die Oracle-Applikationen hieven.

Sogleich erhob sich ein Aufschrei der Entrüstung. Peoplesoft-CEO Graig Conway bekam damit eine gefährliche Abwehrwaffe in die Hand, die "Eine-Übernahme-würde-den-Peoplesoft-Kunden-schaden"-Pistole. Trotz aller Gegenargumente von Oracle fuchtelte Conway mit dieser Waffe immer wieder vor Kunden, Aktionären und vor allem Wettbewerbshütern herum und erzielte, ohne einen Schuss abzufeuern, ungeheure Wirkung.

So ist es kein Wunder, dass die US-Kartellbehörde weitgehend Peoplesofts Einschätzung folgt, wonach Anwender nach der Übernahme beim Kauf von Unternehmenssoftware-Paketen nur noch die Wahl zwischen Oracle und SAP hätten. Das schade den Nutzern, weil sie aufgrund mangelnder Konkurrenz auf niedrigere Preise dann ebenso verzichten müssten wie auf innovative Software. Dass Peoplesoft nur Tage vor dem Oracle-Angriff mit der Übernahme von J.D.Edwards ebenso zur Konsolidierung der Branche beigetragen hat und den Kauf auch unbehelligt durchzog, störte beim Aufbau des öffentlichen Bildes von der guten Firma Peoplesoft und dem bösen Unternehmen Oracle niemanden. Larry Ellison trug mit seinen arroganten Sprüchen einiges zu diesem Bild bei.

Allerdings hat Oracle auch nie - und das war der zweite taktische Fehler - überzeugend begründet, warum eine Fusion aus Kundensicht sinnvoll wäre. Hätte Ellison auf die Aussage verzichtet, die Peoplesoft-Produkte nicht weiterentwickeln zu wollen, wäre die Debatte um den Kundennutzen nicht so aufgeregt geführt worden. Analysten hätten den Deal wie üblich danach bewertet, wie viele Kunden Oracle mit der Übernahme hinzugewinnen würde, wie sich die Marktanteile entwickeln und welche Synergien sich ergeben würden. Die Aufsichtsbehörden hätten sich auf die Auswirkungen auf den Markt konzentriert. Der Deal wäre durchgegangen - genauso wie der zwischen HP und Compaq, obwohl damals eindeutig eine marktbeherrschende Position im PC-Markt geschaffen wurde.

Wenn die Fusion zwischen Oracle und Peoplesoft nicht zustande kommt, und danach sieht im Moment alles aus, dann ist dafür Oracles Kommunikationsstrategie verantwortlich und das arrogante Gebaren von Larry Ellison. Es wird interessant sein zu beobachten, wie sich diese Schlappe auf Oracles Geschäfte auswirkt. Jedenfalls hat das Unternehmen dank Ellison nun das Image, sich nicht für die Interessen von Kunden einzusetzen.