In puncto Marktdurchdringung gibt es noch viel zu tun

Archivsystemspezialist Ixos will im SAP-Kielwasser durchstarten

02.10.1998

Leichtsinnig wirken Eberhard Färber und Hans Strack-Zimmermann eigentlich nicht. Als sie ihr Unternehmen 1988 gründeten, waren beide schon im gestandenen Alter von Mitte 40 und hatten einen ersten Großauftrag in der Tasche - die Entwicklung eines Archivsystems für die Bundesanstalt für Arbeit.

Sich allerdings mit Haut und Haaren der Welt eines einzigen Software-Anbieters zu verschreiben, so wie es die beiden Ixos-Gründer 1992 mit ihrer Entscheidung für SAP R/3 taten, ist nicht ungefährlich und dürfte es auch in Zukunft nicht sein. Entsprechendes ist daher auch in dem "unvollständigen Verkaufsbericht" anläßlich des Börsengangs am 7. Oktober 1998 nachzulesen: "Der Erfolg der Gesellschaft hing bisher und wird auch in der vorhersehbaren Zukunft weiterhin von der Beziehung zu SAP abhängen. Sollte sich SAP, aus welchem Grund auch immer, für eine Beendigung oder Einschränkung der Zusammenarbeit mit Ixos entscheiden, würde die Marktposition der Gesellschaft zum Nachteil ihrer Geschäfts-, Finanz- und Ertragslage geschwächt werden."

Derzeit scheint das aber nicht zu drohen - SAP beteiligte sich 1993 mit zehn Prozent an Ixos und wird nach dem Going Public noch einen Anteil von 8,4 Prozent halten. Und bislang hat sich die nach den Worten von Vorstandschef Färber "nicht ganz leichte Entscheidung" auch als richtig erwiesen. Die Nachfrage nach der betriebswirtschaftlichen Standardsoftware des Walldorfer Konzerns boomt bekanntermaßen - und davon profitiert auch das wichtigste Ixos-Produkt "Archive", das man speziell für R/3 entwickelte und die Integration von Business-Dokumenten in die SAP-Geschäftsprozesse erlaubt. Allein im letzten Quartal des zurückliegenden Geschäftsjahres 1997/98 (Ende: 30. Juni) konnten die Münchner ihr R/3-Tool bei 139 Neukunden installieren.

Gemessen an den 16100 R/3-Installationen wirken die 530 weltweit bei Kunden implementierten "Archive"-Systeme allerdings nicht so beeindruckend. "Das ist eine Marktdurchdringung von lediglich 3,3 Prozent. Demzufolge gibt es noch viel zu tun", gesteht Ixos-Mitbegründer Strack-Zimmermann freimütig ein. Eilig verweist er auf die Großzahl der "Archive-ready"-Unternehmen, worunter er Betriebe versteht, bei denen R/3 bereits seit einigen Jahren läuft und die sich nun nach einer Archivierungslösung umsehen. Insgesamt 6300 Unternehmen haben die Ixos-Mannen derzeit ausgemacht - und ins Visier genommen.

Mit ihrer engen Anbindung an SAP und ihrem selbstgeschätzten 65-Prozent-Anteil am weltweiten Geschäft mit Dokumenten-Management-Systeme für R/3 rechnen sie sich dabei auch gute Chancen aus.

Doch die Konkurrenz schläft nicht. Ob Compaq, Filenet, Documentum oder IBM - sie alle rivalisieren mit Ixos auch im R/3-Umfeld. Wenngleich sich ihre Marktanteile, glaubt man den Ixos-Erhebungen, bislang noch sehr bescheiden ausnehmen.

So heißt denn für die Münchner vor allem der forcierte Ausbau der internationalen Marketing- und Vertriebsaktivitäten das Gebot der Stunde - will man im Kielwasser der SAP die "Fortune-1000"-Unternehmen für das eigene R/3-Archivsystem gewinnen und weiterhin mit den Walldorfern "an vorderster Front sein", wie sich Strack-Zimmermann ausdrückt. Das aber dürfte einen Kraftakt bedeuten, denn SAP verfügt bei R/3 mittlerweile über 9000 Kunden in 90 Ländern, wohingegen es auf der Ixos-Weltkarte noch genügend weiße Flecken gibt.

Die Softwerker sind derzeit mit 19 Vertriebs- und Kundendienstbüros in den USA, Europa und in der Asien-Pazifik-Region vertreten. Tochtergesellschaften existieren im kalifornischen San Mateo, in Biel/Schweiz, in Tokio, Singapur, Prag und in Leipzig. Gut 500 Mitarbeiter stehen auf der Gehaltsliste, davon arbeiten 22 Prozent im Ausland. Die internationalen Geschäfte trugen laut Vorstandschef Färber im zurückliegenden Geschäftsjahr 1997/98 (30. Juni) rund 45 Prozent zum Gesamtumsatz bei, der gegenüber dem Vorjahr um 60,7 Prozent von 69,5 auf 111,7 Millionen Mark sprang. Allein die USA steuerten ein Viertel bei, was daran liegen dürfte, daß Ixos dort bereits seit 1994 agiert.

Gleichwohl ist ein verstärktes internationales Engagement vonnöten, soll der Umsatz zu den angestrebten neuen Höchstmarken getrieben werden. Für das laufende Geschäftsjahr peilen die Bajuwaren mit rund 218 Millionen Mark fast eine Verdoppelung an - ein ehrgeiziges Ziel, zumal alles in Eigenregie geschafft werden soll. Akquisitionen stehen vorerst nicht zur Debatte.

Beate KNeuse ist freie Journalistin in München.