Arbeitsmarkt: Auch der Sommer bringt keine Erholung

21.07.2003
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
In den ersten sechs Monaten 2003 sank die Zahl der ausgeschriebenen IT-Stellen um rund 50 Prozent gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Insgesamt kommen die Adecco-Arbeitsmarktanalysten zum Schluss, dass die "aktuellen Stellenmarktzahlen die Hoffnung auf einen schnellen Konjunkturaufschwung dämpfen".

Laut Analyse von Adecco erschienen im ersten Halbjahr dieses Jahres nur noch 7730 IT-Stellenangebote in den untersuchten 40 Tageszeitungen und der CW, im Jahr zuvor waren es 15 085 Offerten. Im ersten Quartal 2003 zählten die Marktforscher 4387 Stellen, im zweiten 3343, was einem Rückgang von rund 25 Prozent entspricht. Ebenfalls schlecht sieht die Entwicklung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt für Fach- und Führungskräfte aus. Hier gingen die freien Positionen um 40 Prozent auf 60 861 zurück. Dabei fiel der Rückgang in Ostdeutschland mit 25 Prozent geringer aus als im Westen mit 44 Prozent.

Alle Branchen stellen weniger IT-Fachkräfte ein. Dramatisch ist der Schwund bei den Fi-nanzdienstleistern. Das Versicherungsgewerbe schrieb von Januar bis Juni 2003 genau 93 IT-Stellen aus (Vorjahr 352), die Banken 107 Positionen (Vorjahr 330), und die Telekom-munikationsindustrie ist bei 203 Angeboten (Vorjahr 457) angekommen. Im Maschinenbau (774 Stellen), in der Elektronikindustrie (592 Stellen) und im Fahrzeugbau (430 Stellen) sieht es ein wenig besser aus, aber auch hier betragen die Rückgänge etwa ein Viertel gegenüber dem Vorjahr.

Auch die größten Arbeitgeber für Computerfachleute, die IT-Beratungs- und Softwarehäuser, haben sich stark zurückgehalten. Hier ist ein Minus von rund 60 Prozent auf 1620 Offerten zu ver-zeichnen. Manche Berufe sind besonders stark betroffen. So gingen laut Adecco die freien Stellen für Netz- und Internet-Experten um fast 70 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurück. Bei Da-tenbank- und Systemspezialisten sowie dem Vertrieb machte der Rückgang 55 Prozent aus und bei den Programmierern knapp über 50 Prozent.

Am besten sieht es noch bei den CAD/CAM-Profis aus, hier lag das Minus bei 35 Prozent. In 83 Prozent der Fälle wandten sich die Inse-rate an Fachkräfte (minus sechs Prozent) und zu 15 Prozent an das untere und mittlere Management, was immerhin eine Steigerung um sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeutet. 91 Prozent der Arbeitgeber haben selbst gesucht, in fünf Prozent der Fälle taten es Per-sonalberater, in 0,5 Prozent der Anzeigen beide gemeinsam und der Rest kam von Zeitarbeitsfirmen. Ebenfalls ernüchternd: das Interesse an Teilzeit. 99,2 Prozent der Arbeitgeber suchen Mitarbeiter für einen Vollzeitjob.

Wer in der IT-Branche Fuß fassen will, hat zurzeit noch am ehesten Chancen in Nordrhein-Westfalen. Die Zahl der ausgeschriebe-nen Jobs beträgt 1436, was einem Rückgang von rund 50 Prozent entspricht. Stärker ist der Einbruch in Bayern. Der Freistaat leidet besonders unter der Krise der IT-Industrie. Im einstigen Hightech-Musterland schrieben die Firmen nur noch 993 Computerstellen aus (Vorjahr 2550). Es folgen Baden-Württemberg (988 Stellen) und Niedersachsen (776 Stellen), das den Finanzstandort Hessen auf Platz vier verdrängte (682 Stellen).

COMPUTERWOCHE, Juli 2003