Gehen die goldenen Zeiten zu Ende?

Arbeitslosigkeit in den DV-Berufen steigt

11.08.1989

MÜNCHEN (CW) - Rapide gestiegen ist nach einer bislang unveröffentlichten Studie der Bundesanstalt für Arbeit in den letzten Jahren die Arbeitslosigkeit in den DV-Berufen.

Waren 1986 gerade eben 5200 Datenverarbeitungsfachleute ohne Anstellung, so wurden zwei Jahre später bereits 9376 als beschäftigungslos geführt. Diesem Anstieg um 79 Prozent steht für den gleichen Zeitraum ein Rückgang der gemeldeten offenen Stellen um 36 Prozent gegenüber.

Am stärksten betroffen sind Informatiker und Systemprogrammierer. In diesen beiden Gruppen stieg die Arbeitslosigkeit von Ende September 1986 bis Ende September 1988 um 118 Prozent. Gleichzeitig verringerte sich die Zahl der angebotenen Stellen um mehr als als die Hälfte.

Während allerdings bei den Informatikern erst zwei Bewerber um jede offene Stelle anstehen, sieht es für DV-Kaufleute offenbar wirklich düster aus. Hier raufen sich bereits 31 Bewerber um jede freie Stelle. Ähnliches gilt für Rechenzentrumsfachleute, obwohl bei ihnen der Anstieg der Arbeitslosigkeit mit 18 Prozent deutlich geringer war als in allen anderen Gruppen. Wer hier jedoch seine Arbeit verliert, wird sich schwertun, eine neue zu finden: Auf eine offene Stelle kommen 14 Bewerber. Am günstigsten ist die Lage noch für Vertriebsfachleute. Zwar stieg auch hier die Zahl der Arbeitslosen um satte 80 Prozent, dafür aber nahmen gleichzeitig die offenen Stellen um 31 Prozent zu.

Nicht bestätigt hat sich die anfängliche Vermutung, daß vor allem Berufsanfänger die Opfer seien. Denn sie stellen nur 23 Prozent der Arbeitsuchenden. Der mit 56 Prozent bei weitem größte Teil hat seine Arbeit verloren, wobei die allgemeine Überzeugung, daß eine gute Ausbildung den Arbeitsplatz sichert, sich ebenfalls nicht bestätigte: Nur 20 Prozent davon sind angelernte DV-Kräfte ohne Ausbildung. Über 30 Prozent dagegen verfügen sogar über eine spezielle DV-Ausbildung. Noch, so heißt es, gebe es keinen Grund zur Besorgnis. Der Arbeitsmarkt für DV-Berufe sei nur dabei, sich zu normalisieren. Mit einer Arbeitslosenquote von fünf Prozent liege er nämlich immer noch deutlich unter der allgemeinen Quote von neun Prozent. Bedenklich allerdings stimmt die Tatsache, daß dieser Anstieg in eine Zeit fiel, in der die allgemeine Arbeitslosenquote gleich blieb oder sogar leicht abnahm. Und ebenfalls zu denken gibt der hohe Anteil von Arbeitslosen mit Berufserfahrung. Wird langsam zur Jagd auf die alten DV-Hasen geblasen?