Arbeitgeberwahl: Klima ist wichtiger als das Image

11.01.2006
Wer einen neuen Job sucht, achtet auf interessante Aufgaben, Entwicklungsperspektiven und die Atmosphäre im Vorstellungsgespräch. Letztere verrät oft mehr über das Unternehmen als jeder Web-Auftritt.

Ein interessantes Stellenangebot allein reicht nicht immer aus, um einen Mitarbeiter zum Jobwechsel zu bewegen. 90 Prozent der befragten Fach- und Führungskräfte müssen unzufrieden mit ihrem aktuellen Arbeitsplatz sein, bevor sie sich aktiv nach Alternativen umsehen. Das fand die Personalberatung Oprandi und Partner in einer Befragung von 240 Fach- und Führungskräften heraus. Für die Ansprache durch einen Personalberater sind insbesondere Vertriebsmitarbeiter empfänglich. So gab diese Anwerbungsform für 62 Prozent der befragten Vertriebler den Ausschlag für den Wechsel. "Im Vertrieb sind viele Mitarbeiter an neuen Jobs interessiert, da sich durch Marktkonzentration, Strategiewechsel und ähnliches die Bedingungen hier am häufigsten ändern", erklärt Oprandi-Partner Roland Knorr.

Aufgaben und Gehalt müssen stimmen

Monetäre Aspekte spielen für die Mehrheit der Befragten bei der Wahl des Arbeitgebers eine nicht zu unterschätzende Rolle. Attraktive Aufgaben sind immer noch das wichtigstes Kriterium bei der Stellenwahl. Daneben beeinflusst die Chance, eine Führungsposition und damit Verantwortung zu übernehmen, die Entscheidung der Bewerber. Sicherheit, Standort des Unternehmens oder angebotene soziale Leistungen scheinen dagegen weniger ausschlaggebend zu sein. Überrascht waren die Oprandi-Berater, dass Bewerber der Gesprächsatmosphäre beim ersten Treffen eine größere Bedeutung zumessen als etwa dem Image eines Unternehmens. Ein unfreundlicher oder vor allem schlecht vorbereiteter Interviewer können beträchtlichen Schaden anrichten. Das Vorstellungsgespräch könnten laut Knorr gerade kleine Unternehmen dafür nutzen, um den Bewerber das angenehme Arbeitsklima spüren zu lassen: "Dann haben auch unbekanntere Firmen Chancen auf gute Mitarbeiter."

Auch vor und nach dem Vorstellungsgespräch können es sich Unternehmen mit den Kandidaten noch verscherzen. Unmut entsteht, wenn sich das Verfahren zu lange hinzieht, und die Bewerber wochenlang auf eine Reaktion warten müssen. "Eine zeitnahe Bearbeitung der Bewerbungen ist heute ein Wettbewerbsvorteil für die Unternehmen", sagt Berater Knorr. 25 Prozent der Befragten berichten auch von einer schwierigen Vertragsgestaltung: In den zugeschickten Verträgen fanden sich andere Konditionen, Standorte oder Arbeitszeiten als noch im Vorstellungsgespräch mündlich vereinbart. In dem Fall müssen die Betroffenen abwägen, ob ihnen die Stelle an sich oder die Konditionen wichtiger sind. Wie erfolgreich Nachverhandlungen ausfallen, hängt auch davon ab, wie viele Kandidaten noch im Rennen sind und wie dringend ein Unternehmen einen Kandidaten haben will. (am)