Arbeitgeber verlangen Branchenwissen

23.04.2004
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Karen Funk ist Senior Editor beim CIO-Magazin und der COMPUTERWOCHE (von Foundry/IDG). Ihre inhaltlichen Schwerpunkte sind IT-Karriere und -Arbeitsmarkt, Führung, digitale Transformation, Diversity und Sustainability. Als Senior Editorial Project Manager leitet sie zudem seit 2007 den renommierten IT-Wettbewerb CIO des Jahres. Funk setzt sich seit vielen Jahren für mehr Frauen in der IT ein. Zusammen mit einer Kollegin hat sie eine COMPUTERWOCHE-Sonderedition zu Frauen in der IT aus der Taufe gehoben, die 2022 zum 6. Mal und mit dem erweiterten Fokus Diversity erschienen ist.
Die Maschinen- und Anlagenbaubranche in Deutschland sucht händeringend nach Ingenieuren: Auch in diesem Jahr gibt es wieder mehr offene Stellen, als Hochschulabsolventen aus den Universitäten kommen. Allerdings sind hauptsächlich Maschinenbau- und Elektrotechnikspezialisten gefragt. Informatiker haben meist nur mit Branchenkenntnis und speziellem Anwendungswissen eine Chance.

Aus konjunktureller Sicht sei das vergangene Jahr für die deutschen Maschinenbauer "ein verlorenes Jahr" gewesen, zog Diether Klingelnberg, Präsident des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), bittere Bilanz. Produktion, Umsatz und Mitarbeiterzahlen gingen zurück, viele Unternehmen in der mittelständisch geprägten Branche meldeten Insolvenz an.

Der Maschinenbau schöpft für 2004 wieder Hoffnung. Das Bild zeigt den neuen Handgabelhubwagen von Jungheinrich. (Foto: Jungheinrich)
Der Maschinenbau schöpft für 2004 wieder Hoffnung. Das Bild zeigt den neuen Handgabelhubwagen von Jungheinrich. (Foto: Jungheinrich)
Foto: Jungheinrich AG

Der Maschinenverkauf sank 2003 um ein Prozent auf 128 Milliarden Euro. Zäher als erwartet flossen die Bestellungen aus dem Ausland, so dass die exportabhängige Branche mit dem Schlimmsten rechnete. Erst gegen Ende des Jahres kam die Belebung und bescherte den Maschinen- und Anlagenbauern ein Plus von drei Prozent beim Auftragseingang. Die Zahl der Mitarbeiter fiel bis Dezember 2003 im Vergleich zum Vorjahr um 24000 auf 875000. Aufgrund des Tarifabschlusses 2004 rechnet Klingelnberg mit einem weiteren Arbeitsplatzabbau in diesem Jahr.

Vorsichtiger Optimismus

Insgesamt blicken die Maschinenbauer für dieses Jahr jedoch wieder optimistischer in die Zukunft, da die ersten beiden Monate für die Branche gut liefen. Im Februar 2004 stieg der Auftragseingang gegenüber dem Vorjahresmonat um fünf Prozent. Zwar fiel das Inlandsgeschäft um fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahresniveau, aber aus dem Ausland kamen zwölf Prozent mehr Aufträge. "Die Stimmung ist derzeit positiv. Wir sind uns sicher, dass der Aufschwung kommt", erklärt Sven Laux vom VDMA. Hoffnung schöpft die Branche auch aus der Prognose der EU-Kommission, die für 2004 und 2005 einen Zuwachs bei den Ausrüstungsinvestitionen in Deutschland von 4,8 beziehungsweise 4,7 Prozent erwartet.

Dennoch bleibt der VDMA vorsichtig, was konkrete Zahlen für das Gesamtjahr betrifft. Die zögerliche Belebung der Investitionsgüternachfrage in Europa und der starke Euro-Kurs entzögen der langsam einsetzenden konjunkturellen Erholung noch einige Kraft. Daher rechne man für 2004 mit einem Produktionsplus von nur zwei Prozent.

Nische für Informatiker

Trotz des allgemeinen Stellenabbaus in der Maschinenbaubranche suchen die rund 6000 Anlagenbauer weiterhin qualifizierte Mitarbeiter, vor allem Ingenieure. Laut einer Studie der Prognos AG, die vom VDMA in Auftrag gegeben wurde, benötigen die deutschen Maschinenbauer bei guter Konjunkturlage bis 2010 rund 47000 Ingenieure. Davon entfallen unter anderem 31000 auf Spezialisten im Bereich Maschinenbau und 11200 auf Elektroingenieure. Für reine Informatiker besitzt die Anlagenbaubranche Nischenfunktion: Bis 2010 werden hier der Studie zufolge nur 2000 Spezialisten gesucht.