Sie empfehlen Firmen, ihre Prozesse bei der Personalsuche und -auswahl zu überdenken. Warum?
Alexander Walz: Weil sie nicht wirken. Wenn Unternehmen heute eine Stellenanzeige schalten, dann bewirbt sich aufgrund des Fach- und Führungskräftemangels oft nur eine Handvoll Leute mit der gewünschten Qualifikation. Oft meldet sich gar kein Bewerber, der den Anforderungen entspricht.
Haben sich die Unternehmen in ihren Einstellungsverfahren nicht auf die Personalknappheit eingestellt?
Alexander Walz: Nicht immer. Oft gehen sie noch vor wie in der guten alten Zeit: Sie schalten eine Stellenanzeige und sammeln dann drei Wochen Bewerbungen ein. Danach sichten die Verantwortlichen die Unterlagen, um zu entscheiden, wen sie zum Vorstellungsgespräch einladen. Dann läuft die erste Gesprächsrunde, die drei bis vier Wochen dauert, dann die zweite … und, und, und. Danach sind die Firmen überrascht, wenn der Bewerber sagt: "Tut mir leid, ich habe woanders unterschrieben."
Dass gute Kandidaten meist mehrere Optionen haben, darf man doch inzwischen als bekannt voraussetzen.
Alexander Walz: Die Firmen gestalten aber ihre Personalsuch- und -auswahlprozesse nicht so, dass sie die Topkandidaten finden. Dazu gehört auch, dass ich zum Beispiel ein Vorstellungsgespräch mit einem Kandidaten, den ich von einem anderen Unternehmen loseisen möchte, auch mal an einem Wochenende führe oder ihn nach Feierabend auf halbem Weg treffe. Diesbezüglich müssen Firmen flexibler werden.
Wo müssen Firmen noch flexibler werden?
Alexander Walz: Bei der Bezahlung und Arbeitsvertragsgestaltung; außerdem bei den Anforderungen an den künftigen Mitarbeiter. Die eierlegende Wollmichsau, die sich Unternehmen zuweilen immer noch wünschen, gibt es nun mal nicht.
- Die Traumarbeitgeber der angehenden Informatiker...
...sind IT-Firmen, Forschungsinstitutionen, Autokonzerne oder Internet-Firmen. Die Berliner Marktforscher von Trendence haben mehr als 6.100 Informatikstudenten aus ganz Deutschland befragt, wo sie gern arbeiten möchten. Hier die 30 attraktivsten Arbeitgeber 2014. - Softwarehersteller Adobe...
.., hier das Büro in Hamburg, landete ebenfalls auf dem 29. Platz. - Platz 28: Max-Planck-Gesellschaft
Forschungsinstitutionen wie die Max-Planck-Gesellschaft stehen seit jeher hoch im Kurs unter Informatikstudenten. - Platz 26: EADS
Der Konzern mit seinen Töchtern Airbus, Eurocopter, EADS Astrium und EADS Defence & Security landete vor zwei Jahren noch auf Platz 22. - Ebenfalls auf Platz 26: Das Deutsche Zentrum für Künstliche Intelligenz (DKFI)
..in Saarbrücken behauptet sich seit Jahren in den Top 30 der beliebtesten IT-Arbeitgeber. Forschungseinrichtungen ziehen insbesondere die 25 Prozent Besten eines Jahrgangs an. - Platz 25: Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)...
....sucht "große Lösungen für große gesellschaftliche Probleme der Zukunft", sagt CIO Hans-Joachim Popp. Dazu zählen neue Energiespeicher, das Weltklima oder die Verkehrsforschung und die Raumfahrt. - Platz 24: Nvidia..
..einer der größten Entwickler von Grafikprozessoren und Chipsätzen für Computer und Spielkonsolen ist erneut unter den Top 30 gelandet. - Platz 23: Lufthansa Systems..
...gehört zu den großen IT-Dienstleistern in Deutschland. Das Unternehmen will aber seine Rechenzentren verkaufen. - Platz 22: Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI)
Im Vorjahr landete das BSI noch auf Platz 17. - Platz 21: Die Deutsche Telekom...
ist einer der Hauptsponsoren des FC Bayern, für die Informatiker gehört er schon lange nicht mehr zu den zehn attraktivsten Arbeitgebern. - Platz 19: Intel
Der Prozessorhersteller hat in Deutschland seinen Hauptsitz in Feldkirchen bei München. - Platz 18: Electronic Arts
Der Hersteller von Fifa und anderen Computerspielen verbesserte sich im Vergleich zu 2013 um einen Rang. - Platz 17: Bundesnachrichtendienst (BND)
Der BND gehört schon seit Jahren zu den 20 beliebtesten Arbeitgebern für Informatikstudenten. - Platz 16: Daimler
Informatikstudenten lieben nicht nur Computerspiele, sondern auch (deutsche) Autos. Davon profitiert auch der Daimler-Konzern. - Platz 15: Bosch Gruppe
Das Unternehmen, das den weltgrößten Automobilzulieferer Robert Bosch und 300 Tochterfirmen umfasst, hat sich um einen Rang verschlechtert. - Platz 13: Porsche
VW-Tochter Porsche gehört dagegen zu den Aufsteigern im IT-Absolventenbarometer. Sie machte drei Ränge im Vergleich zu 2013 gut. - Platz 13: Amazon
Der Skandal um die Ausbeutung der Leiharbeiter beim Online-Händler hat dem Ruf von Amazon als Arbeitgeber bei den Informatikstudenten kaum geschadet. Im vergangenen Jahr landete Amazon auf Platz 9. - Platz 11: Volkswagen
...ist der dritte deutsche Autohersteller unter den Top 20 der beliebtesten Arbeitgeber. - Platz 11: Crytek
Spielehersteller Crytek war 2011 der größte Aufsteiger im Ranking der beliebtesten IT-Arbeitgeber und konnte seine Top-Platzierung halten. - Platz 10: Fraunhofer-Gesellschaft
Der IT-Nachwuchs will forschen. Darum ist die Fraunhofer Gesellschaft mit ihren zahlreichen Instituten eine feste Größe unter den Top Ten. Im Bild: Die Materialentwicklung für elektrische Energiespeicher. - Platz 7: Siemens
Deutschlands größter Konzern war noch vor 9 Jahren der beliebteste Arbeitgeber der Informatikstudenten. - Platz 7: IBM..
IBM-Deutschland-Chefin Martina Koederitz, im Bild mit Kanzlerin Angela Merkel auf der CeBIT, kann sich dieses Jahr nicht so recht freuen: IBM rutschte im dritten Jahr in Folge ab. 2011 war IBM noch auf Platz 2. - Platz 7: Blizzard Entertainment...
...hat in Deutschland gar keine Niederlassung, dennoch verbesserte sich der Spielehersteller um drei Plätze im Vergleich zu 2013. - Platz 6: Apple
Coole Produkte, cooler Arbeitgeber? Diesen Schluss ziehen anscheinend viele Informatikstudenten bei Apple. Im Bild einer der Apple-Stores in New York. - Platz 5: Audi
Die Ingolstädter werden nicht nur bei den Informatikstudenten, sondern auch bei anderen Fachrichtungen als Arbeitgeber immer beliebter. - Platz 4: Microsoft..
.. verliert nur einen Platz gegenüber 2013. Im Bild: Die Digital Eatery von Microsoft in Berlin. - Platz 3: BMW..
..ist der am höchsten platzierte Autobauer im IT-Absolventenbarometer. Im Vorjahr noch auf Platz 4. Hier im Bild der BMW i8. - Platz 2: SAP
Der Walldorfer Softwarekonzern behauptete seinen zweiten Platz. Der Abstand zum Sieger wird allerdings größer. Während zehn Prozent der Befragten gerne bei SAP arbeiten möchten,... - ..wollen 26,3 Prozent zu Google.
Damit rangiert der Internet-Konzern im siebten Jahr in Folge auf Platz 1. - Google-Gründer Sergej Brin...
...kann sich freuen. Die Auswahl an Bewerbern ist riesengroß, in München hat Google aktuell 10 IT-Stellen zu besetzen.
Zugleich beklagen jedoch Großunternehmen, die ein gutes Image als Arbeitgeber haben, sie würden mit Bewerbungen überschwemmt.
Alexander Walz: Das stimmt. Wenn es um das Besetzen von Trainee-Stellen, Stellen für Bürofachkräfte, aber auch Betriebswirte geht, werden diese Unternehmen mit Initiativbewerbungen geradezu überflutet. Denn jeder zweite Stellensucher denkt: Ich bewerbe mich auch mal bei denen - das kostet mich ja nichts außer Zeit.
Bewerber hingegen klagen, dass sie für ihre Unterlagen oft nur eine automatische Eingangsbestätigung erhalten und dann nie mehr etwas von dem Unternehmen hören.
Alexander Walz: Ja. Teilweise ist dieses weitgehend automatisierte Bearbeiten der Bewerbungen aufgrund der Bewerberflut verständlich. Das Problem ist nur: Nicht selten sind unter den Initiativbewerbungen echte Perlen, die bei einer Bearbeitung nach Schema F übersehen werden. Immer wieder hören meine Beraterkollegen und ich, wenn wir eine Person wegen einer vakanten Stelle bei einem Unternehmen ansprechen: "Bei denen habe ich mich doch vor Kurzem erst beworben und erhielt ratzfatz ein Standardschreiben als Absage."
Warum tun sich Firmen manchmal so schwer damit, qualifizierte Kandidaten zu erkennen ?
Alexander Walz: Die Sachbearbeiter, die Bewerbungen bearbeiten, wissen oft nicht, was das Unternehmen grundsätzlich braucht - sie kennen nur die aktuell vakanten Stellen. Außerdem können sie bei Spezialisten die Kompetenz der Bewerber nicht einschätzen, weil ihnen hierfür das Know-how fehlt. Eine weitere Ursache sind die stark standardisierte Eingabemasken für die Bewerberdaten auf den Websites mancher Unternehmen. So klagen Spezialisten häufig, dass sie das, was den Wert ihrer Arbeit ausmacht, in den Masken gar nicht zum Ausdruck bringen können. Zumindest für hochqualifizierte Fach- und Führungskräfte sollten auch die klassischen Bewerbungen, und sei es nur per Mail, zugelassen werden. Auch diesbezüglich sollten Unternehmen ihre Prozesse überdenken.