Arbeitgeber halten wenig vom Bachelor

03.03.2004
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Kürzere Studienzeiten, praxisorientierte Ausbildung, internationale Vergleichbarkeit - an die Bachelor- und Master-Abschlüsse, die bis 2010 die Diplomstudiengänge ablösen sollen, knüpfen sich viele Hoffnungen. Offen ist jedoch die Frage, ob den Bachelor-Absolventen in drei Jahren genug Theorie und Praxisbezug vermittelt werden kann, damit sie auf dem Arbeitsmarkt auch reelle Chancen haben.

In wenigen Wochen entlässt das Hasso-Plattner-Institut (HPI) für Softwaresystemtechnik in Potsdam seinen zweiten Bachelor-Jahrgang. Doch die Mehrzahl der Absolventen hat nach sieben Semestern noch nicht genug und sich für das aufbauende Master-Studium am HPI oder an einer anderen Universität entschieden. Der Berufseinstieg scheint für die frisch gebackenen Bachelors keine Alternative zu sein, was am angespannten IT-Arbeitsmarkt liegen kann.

 

Schwerer wiegt jedoch die mangelnde Bekanntheit der neuen Abschlüsse in der Wirtschaft: Laut einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelstags hatten 15 Prozent der befragten 832 Mitgliedsunternehmen Ende 2002 noch nichts von Bachelor- und Master-Studiengängen gehört, und weitere 42 Prozent gaben zu, nichts Genaues darüber zu wissen. Der Informationsbedarf ist also ebenso groß wie die Unsicherheit, was die Firmen von Absolventen der gestuften Studiengänge erwarten können.

 

Handlungsbedarf sieht die Wirtschaft vor allem bei den Hochschulen. "Zunächst müssen die Hochschulen klären, welche akademische Qualität die unterschiedlichen Abschlüsse haben. Bisher sind die Abgrenzungen zwischen Bachelor und Master auf der einen Seite und den Diplomstudiengängen an der Universität und Fachhochschule noch nicht klar herausgearbeitet", sagt etwa Christoph Reuther, Personalchef von sd&m. Im Laufe dieses Jahres will das Münchner Software- und Beratungshaus noch 100 neue Mitarbeiter einstellen, vor allem für den Bereich Softwareengineering und das Projektgeschäft.