Arbeiten im Ausland: Jung, bissig, motiviert

13.05.2002
Von in Ingrid

Viele Stellenangebote sind nur lokal ausgeschrieben, und die Interessenten verfügen längst nicht über alle potenziellen Angebote. Allerdings gibt es durchaus Möglichkeiten für Leute, die "jung, bissig und motiviert" sind. "Die Person ist das wichtigste, Fachkenntnisse kann man lernen", so die Erfahrung von Lenz. Zu den persönlichen Voraussetzungen zählt er Offenheit, Toleranz, die Fähigkeit, sich zurückzunehmen und nicht dem deutschen Klischee des ewigen Besserwissers zu entsprechen. "Die Leute sollten in dem festen Glauben ins Ausland gehen, dass es auch dort tolle Leute gibt", ergänzt Lenz das Profil.

Fehlt den Bewerbern dagegen Praxiserfahrung während des Studiums, schrumpfen die Chancen auf einen Job, denn schließlich seien die deutschen Absolventen mit einem Universitätsabschluss in der Regel älter als ihre Kollegen im internationalen Vergleich. Zwar mag ein anderes Vorurteil, nämlich dass die deutschen Arbeitnehmer gewissenhaft und genau arbeiten, weiterhelfen, doch das allein reicht nicht für eine Anstellung. "Wer bei einer guten Arbeitsmarktlage hier Probleme hat, einen Job zu finden, hat es im Ausland nicht leichter", gibt Lenz zu bedenken.

Quelle: The European Commission
Quelle: The European Commission

Neben den lokalen Arbeitsämtern und Beratungsstellen bietet die ZAV zirka 47 Programme für Abiturienten, Studenten und Interessenten mit einer abgeschlossenen Ausbildung an, um für einige Wochen oder Monate Praxiserfahrung im Ausland zu sammeln. Das Angebot reicht vom Animateur in US-Feriencamps bis zum Sprachassistenten in Kasachstan. Die Programme starten jeweils im Herbst und Frühjahr. Interessenten sollten sich bereits einige Monate vor dem geplanten Ausreisetermin informieren und bewerben. Da für den Flug, Visa und Arbeitserlaubnis Kosten anfallen, kann kaum jemand auf das große Geld hoffen, doch meistens bleibt am Ende eine schwarze Null übrig.

"In Europa können Arbeitnehmer durchaus auf eigene Faust auf Jobsuche gehen, dagegen kommt man in den USA fast nicht ohne eine Firma zu einer Arbeitsstelle", meint Wilbs. "Ich empfehle den Leuten daher, möglichst einige Semester in den USA zu studieren und Berufspraxis mit internationalen Praktika zu sammeln", so die HR-Expertin. "Bessere Chancen bietet dagegen eine europäische Tochtergesellschaft eines amerikanischen Unternehmens oder der international ausgerichtete Mittelstand."

Eigeninitiative gefragt

Eine weitere Möglichkeit sind internationale Recruiting-Messen. HRGardens aus Köln beispielsweise organisiert für unterschiedliche Fachrichtungen, für Young Professionals mit einigen Jahren Berufserfahrung oder für Absolventen direkt nach der Hochschule, Kontaktveranstaltungen. "Gute Leute sind immer noch gesucht", so Anja Hofmann, Marketing-Managerin von HRGardens. Neben einer kreativeren Jobsuche empfiehlt Hofmann, bei der Bewerbung auf die internationalen Standards zu achten. "Der Lebenslauf sollte nicht länger als eine Seite sein, und in der ersten Bewerbungsphase sind Zeugnisse und Passfoto nicht mitzuschicken."