Arbeiten beim BKA

08.10.2002

Von der New Economy hat Jochen Herbst (27) die Nase voll. Unmittelbar nach dem Examen an der Fachhochschule Hof war der Wirtschaftsinformatiker im Frühjahr 2000 als Softwareentwickler bei einem Startup eingestiegen. Nur ein Jahr später dann der Konkurs. Inzwischen arbeitet Herbst beim Bundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden als Anwendungsentwickler und trägt seinen Teil dazu bei, dass die oberste Polizeibehörde ihren Rückstand in Sachen IT und Internet verringert.

Das ist auch bitter nötig. Bereits vor zwei Jahren versuchte das BKA, auf den Modernisierungszug aufzuspringen, um als Zentralstelle der Länder Daten professionell zu verwalten und die Gefahren neuer Technologien, etwa Betrug bei E-Commerce-Geschäften oder Kinderpornografie im Netz, hinreichend auszuloten. Doch Informatiker entschieden sich lieber für andere Arbeitgeber - ausgestattet mit für den öffentlichen Dienst "astronomischen" Gehältern. Bis heute ist dieses Handicap geblieben - die betonierten Aufstiegspfade des Bundesangestelltentarifs (BAT) sind offensichtlich nicht zu sprengen.

Dennoch können die öffentlichen Institutionen nun Boden gutmachen. Seit Monaten rennen ihnen Bewerber die Türen ein. Ihre Devise heißt Sicherheit: "Trotz der finanziellen Abstriche gegenüber der freien Wirtschaft überwiegt der langfristig sichere Arbeitsplatz", erläutert Herbst.

Punkten kann das BKA aber auch mit attraktiven Aufgaben. Gemeinsam mit seinen Kollegen treibt Herbst die überfällige Migration von Großrechneranwendungen auf das Internet voran oder entwickelt ein polizeiliches Fallsystem, das bundesweit eingesetzt werden soll. Zur Seite stehen ihm moderne Technologien wie HTML, PHP, Javascript und Oracle, auskennen muss Herbst sich aber auch in SQL und PL/SQL. Entscheidend ist, sich laufend mit den Anwendern des BKA zu verständigen, schließlich müssen Layout, Funktionalität und Bedienerfreundlichkeit deren Wünschen entsprechen.

Neben spannenden Aufgaben lockt das BKA auch mit Gleitzeit und interessanten Teilzeitmodellen, um Bewerbern die Wiedereingliederung in den Beruf - etwa nach einer Elternzeit - zu erleichtern. Nicht zu verstecken braucht sich schließlich ein Weiterbildungsangebot, das weit über den in der freien Wirtschaft üblichen Rahmen hinausreicht. Entscheidend sei das Engagement jedes Einzelnen, meint Herbst: "Ich persönlich habe schon das Gefühl, dass mir das BKA gute Zukunftsperspektiven bietet."

Einziger Wermutstropfen ist das Gehalt, es steigt nicht so sprunghaft wie bei einem Unternehmen. Verhandlungsspielraum gibt es kaum. Dennoch bereut Herbst seinen Schritt nicht: "Spaß an der Arbeit und eine sichere Arbeitsstelle sind wichtiger als das Finanzielle."