Zwischen Indien und Norderstedt

Arbeiten als Berater

23.04.2012
Von 
Peter Ilg ist freier Journalist in Aalen.

Zwischen Softwareentwicklung und Strategieberatung gibt es Parallelen

Informatiker eignen sich gut für die Strategieberatung. Das liege an der Art ihrer Ausbildung, meint Stefan Salzer. Der Informatiker ist bei der Boston Consulting Group (BCG) Mitglied der Praxisgruppe Konsumgüter und Handel, außerdem als Recruiting-Direktor für die Einstellung von IT-Fachleuten zuständig.

CW: BCG veranstaltet im Juni einen Strategie-Workshop für Informatiker. Warum sollten Computerfachleute in die Strategieberatung gehen?

Stefan Salzer, Boston Consulting Group: "Wer Stabilität will, sollte nicht als Berater arbeiten."
Stefan Salzer, Boston Consulting Group: "Wer Stabilität will, sollte nicht als Berater arbeiten."
Foto: Boston Consulting Group

SALZER: In vielen Projekten können Informatiker die Fähigkeiten, die sie im Studium erworben haben, anwenden, obwohl sie nichts mit einem IT-Thema zu tun haben. Informatiker können komplexe Inhalte strukturieren, abstrahieren und daraus konkrete Lösungen ableiten. Die Schritte, wie eine Software entwickelt wird, und eine Strategie, wie Unternehmen sich verbessern können, ähneln sich oft. Informatikern nützt in der Strategieberatung ihre Art, an Aufgaben heranzugehen, und ihre Kompetenz, Probleme strukturiert zu lösen.

CW: Verliert das Fachwissen aus dem Studium in der Strategieberatung an Bedeutung?

SALZER: Das detaillierte Fachwissen wird bei uns ebenso unbedeutend, wie es das in der IT-Branche wird, falls ein Informatiker dort arbeitet. So wie ich vor zehn Jahren im Studium programmieren gelernt habe, würde heute niemand mehr ein Programm schreiben. Als Berater spezialisiert man sich erst nach einiger Zeit, gleichzeitig nehmen Management- und Branchenwissen zu.

CW: Gibt es bei BCG überhaupt Projekte, in denen IT-Fachwissen vonnöten ist?

SALZER: Ja, denn wir bieten auch IT-Strategieberatung an, weil die IT eines Unternehmens strategisch geführt sein sollte. In diesen Fällen beraten wir in technischer Hinsicht und aus unternehmerischer Perspektive. Dadurch, dass die Teams bei BCG interdisziplinär zusammengesetzt sind, können wir solche Aufgaben lösen. Die Kombination macht`s aus.

CW: Bitte nennen Sie drei Charakterzüge, die ein Informatiker haben sollte, um in der Strategieberatung erfolgreich zu sein.

SALZER: Neugier, Begeisterungsfähigkeit sowie eine gesunde Portion Pragmatismus.

CW: Und wer eignet sich nicht für einen Job bei BCG?

SALZER: Jemand, der zu sehr auf Vorhersagbarkeit und Stabilität aus ist - also etwa den Wunsch verspürt, immer mit denselben Kollegen zusammenzuarbeiten. Wer das braucht, wird bei uns eher unglücklich werden. Informatiker, die programmieren wollen, sind bei uns ebenfalls fehl am Platz.

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