Führungstipp

Arbeit und Privatleben trennen?

06.02.2015
Florian R: "Seit einiger Zeit arbeiten wir auch mit virtuellen Teams. Nun wollen immer mehr Teammitglieder auch Privates austauschen. Eigentlich trenne ich aber Arbeits- und Privatleben strikt. Was soll ich tun?"

Ralf Friedrich, Coach der International Coach Federation ICF:

"Ich führe gerade eine Studie durch, wie virtuelle Teams ihre Leistung steigern können. Ein Element der Studie befasst sich mit den sozialen Aspekten in der virtuellen Teamarbeit. Das Ergebnis war überraschend: Teammitglieder, die erst seit Kurzem virtuell arbeiten, sagten, dass es unwichtig ist, andere Teilnehmer zu kennen. Mitglieder, die bereits seit einigen Jahren in virtuellen Teams arbeiten, fanden diesen Aspekt sehr wichtig.

Ralf Friedrich: "Ein großes Risiko bei virtuellen Teams ist die Isolation einzelner Teammitglieder."
Ralf Friedrich: "Ein großes Risiko bei virtuellen Teams ist die Isolation einzelner Teammitglieder."
Foto: International Coach Federation

Wir wissen aus der Forschung, dass ein großes Risiko bei virtuellen Teams die Isolation einzelner Teammitglieder ist. Sie fühlen sich alleine und von wichtigen Entscheidungen ausgeschlossen. Interessant ist, dass es sich dabei mehr um eine subjektive als eine objektive Entfernung handelt, das heißt, der Kollege im Büro gegenüber kann sich weiter weg fühlen als die Kollegin auf einem anderen Kontinent.

Diese Isolation kann durch einen regen sozialen Kontakt überwunden werden. Teammitglieder, die sich kennen und mögen, streiten eben weniger, und die Leistung steigt. Meist erfolgt Smalltalk in einer Telefonkonferenz nur zu Beginn, bis der letzte Teilnehmer gefühlte 15 Minuten zu spät kommt. In der Regel wird dann die Tagesordnung abgearbeitet, ohne Pause und ohne geplante Emotionen. Einfach nur durchkommen und dann schnell auflegen, scheint in diesen Teams das Motto zu sein.

Es geht jedoch auch anders. Einfach pünktlich anfangen und, frei nach Gorbatschow, wer zu spät kommt, den bestraft der Konferenz-Call. In der Mitte der Konferenz kann dann der Agendapunkt 'Die privaten fünf Minuten' erfolgen, mit dem Ziel, einfach mal kurz abzuschalten und eine Interaktion einzuplanen, die dem besseren Kennenlernen der Teammitglieder dient. Themen gibt es genug: Wer wohnt wo und wie? Welche Hobbys haben die einzelnen Teammitglieder? Wie funktioniert Cricket oder Rugby? Wem das zu privat für den Anfang ist, der kann ja mit der Arbeitsumgebung anfangen und welche Rituale es beim Mittagessen in der Kantine gibt. Eine solche kurze Interaktion entspannt und kann die Dynamik im Team schnell und einfach verbessern." (pg)

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