Aquarius weiht neues Werk in Soemmerda ein

05.11.1993

Mit grossem Bahnhof feierte die Aquarius Systems International GmbH (ASI Computer) die Einweihung des neuen Werks im thueringischen Soemmerda. Jaehr-lich sollen bis zu 300 000 Computer produziert werden. Mit diesem Startsignal hoffen auch die Landesvaeter auf weitere Investoren fuer die Region.

Der praktische Aufschwung Ost in Soemmerda steht auf rund 19 300 Quadratmeter Boden. Wo frueher Ziegel hergestellt wurden, sollen nun hochwertige Computer fuer den Systemfachhandel gebaut werden. Begonnen hatte das Ganze vor vier Jahren mit einer "Vision, die noch heute gilt", so ASI-Geschaeftsfuehrer Winfried Hoffmann. Das Ziel, preiswerte PCs in einer Qualitaet herzustellen, die "mit etablierten Marken Schritt halten koennen", scheint der ehrgeizige Bad Homburger erreichen zu koennen. Letztes Jahr brachte ihm seine Strategie immerhin einen Umsatz von 509 Millionen Mark.

Neben all den hoffnungstraechtigen Meldungen kommen auch andere Toene aus der Fuehrungs-etage des Unternehmens: Nachdem ASI beim amerikanischen Computerhersteller Tandon Corp. wieder ausgestiegen ist - dieses "tote Ding waere zu teuer gekommen" - , kursierte das Geruecht von einem "Rueckzug Hoffmanns" aus der ASI-Gruppe. Das Unternehmen verlassen hat jetzt Firmenmitbegruender Rolf Wiehe, der seine Geschaeftsanteile an seinen ehemaligen Partner verkaufte. Wiehe wolle sich "was anderes suchen", hiess es dazu. Somit sei man "im gegenseitigen Einvernehmen geschieden". Auch Bernd Wellhoefer, ehemals Leiter der PC-Strecke bei Robotron und seit 1990 Geschaeftsfuehrer der Aquarius Robotron Systems GmbH (vgl. edvASPEKTE 6/93, S. 32), hat ASI den Ruecken gekehrt. Ihm sei es vor allem zu danken, sagt Vertriebsleiter Horst Hommel, dass der Bau der neuen Computerfabrik auf dem jetzigen Gelaende ueberhaupt zur Diskussion stand.

Nun wird Hoffmann seine Traeume allein verwirklichen muessen - und hoffentlich mit der Thueringer PC-Schmiede. Immerhin wurde sie mit "normaler Foerderung von Bund und Land" von rund 40 Millionen Mark gebaut. "Langsam" soll jetzt die Produktion aus den alten Raeumen des ehemaligen Robotronbetriebes in die modernen Gebaeudehallen zu ebener Erde verlagert werden. Die computergesteuerten Fertigungsstrassen koennten dann im "Vollbetrieb" bis zu 300 000 PCs pro Jahr ausspucken. Dabei setzt der Ex-Commodore-Mann auf das "gesunde Kind" Fachhandel. Darauf und auf "solide Grosskunden" wolle man sich kuenftig konzentrieren. Und Vobis? Der Auftrag fuer den Computerhaendler sei nur von begrenzter Dauer gewesen und per Jahresende erledigt. Um die Auslastung des neuen PC-Werks ist der ASI-Fuehrung nicht bange. Schliesslich wuerden "PCs made in Soemmer- da" in ueber 500 Fachgeschaeften in Zentraleuropa angeboten. Bei aller visionaeren Kraft habe man jedoch eine "Korrektur der Planung" ansetzen muessen, schwaecht Hoffmann ab. Nicht produzierte PC-Mengen wuerden im Vordergrund stehen. Massstab sei vielmehr die Qualitaet. Ausgefeilte Softwaresysteme wuerden der Hardware heute immer mehr abverlangen.

Neben der PC-Produktion sollen in Soemmerda ab November auch Monitore gefertigt werden. Das mache das "Made in Soemmerda" erst komplett, glaubt der Geschaeftsfuehrer. Puenktlich zur "Einweihung des Industriestandort Ost" legte die ASI Computer einen Joint- venture-Vertrag mit der Korea Data Systems (KDS) aus Seoul auf den Tisch. Der koreanische Spezialist fuer Monitore, Netzteile und Faxgeraete soll vorerst die kompletten Bausaetze fuer die Bildschirmmontage liefern. Spaeter sollen Komponenten aus deutscher Herstellung verarbeitet werden. Hoffmann rechnet mit einer Monitorproduktion von monatlich 8000 Stueck. Ueberhaupt setzt er grosse Hoffnungen auf die "beiden Tiger an meiner Seite". Neben dem Taiwanesen Tony Liu, Firmenmitbegruender der Aquarius, wird nun Chairman Jung Koh von der KDS mit ins Boot genommen, um den "PC- Markt zu packen".

Mit dem Standort Thueringen wurde Soemmerda gleichzeitig Haupsitz und Zentrale der ASI Computer mit der dort ansaessigen Aquarius Robotron Systems GmbH (ARS). Die Bad Hom-burger Firma fungiert kuenftig als Tochter von ARS - zustaendig fuer Vertrieb und Marketing.

Die Initiative und das Engagement des Bad Homburgers waren den 400 geladenen Gaesten so manchen Glueckwunsch wert. Auch Bundeskanzler Helmut Kohl schickte ein Grusswort. Er bezeichnet die Entscheidung, den Standort Soemmer-da auszubauen, als einen "Sprung nach vorn fuer eine eigenstaendige industrielle Zukunft der Region". Und damit sei "...der Aufschwung Ost in Gang gekommen".

CW-Bericht, Monika Schalwat