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April

23.12.1998
Von Michael Hufelschulte
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MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Peter Pagé scheidet „aus persönlichen Gründen“ als Chief Technology Officer bei der Siemens-Nixdorf Informationssysteme AG aus und verläßt das Unternehmen. Der Manager war vor vier Jahren von der Software AG geholt worden, um das Anwendungsgeschäft von SNI auf Vordermann zu bringen. Das gelang nicht. „Pagé hat die Wirtschaftlichkeit seiner Produkte nicht beweisen können. Jetzt gibt SNI den Bereich auf“, kommentierte ein Analyst in der CW. SNI verkaufte in der Ära Pagé einen Software-Geschäftsbereich nach dem anderen. Der Abgang von Pagé ist dennoch schmerzlich: Der Manager hielt engen Kontakt zu Anwendern und hatte dort einen sehr guten Namen.

Kleinaktionäre im Aufstand - diese Überschrift paßt auf die Hauptversammlung von Macrotron. Der Münchner Computergroßhändler war bereits im Juli 1996 vom US-Distributor Tech Data übernommen worden. Jetzt erregen sich die Anleger über die trotz großer Gewinnsteigerung deutlich geringere Dividende und die Umwandlung von Macrotron in die Tech Data Germany GmbH & Co. Daß der US-Distributor sparen muß, ist jedoch verständlich - irgendwie muß ja die Übernahme von Computer 2000 finanziert werden. Tech Data zahlt schließlich 720 Millionen Dollar an die Viag AG - ein Schnäppchen, wie viele Marktbeobachter meinen.

Mit einem gemeinsamen Java-Betriebssystem wollen Sun und IBM auf das Terrain von Microsoft vordringen. Das „Java OS for Business“, das anstelle von Suns Java OS treten soll, dient nicht zuletzt dazu, dem NC endlich zum erhofften Durchbruch zu verhelfen. Die Software soll an andere Hardwarehersteller lizenziert werden.

Die Telekom drängt auf die britischen Inseln: Gemeinsam mit der France Télécom und dem Stromversorger Energis bilden die Bonner ein Joint-venture, das mit Hilfe moderner Glasfasernetze in wichtigen Ballungszentren gegen Marktführer British Telecom antreten soll.

IBM und Intel-Konkurrent Advanced Micro Devices (AMD) schmieden Kooperationspläne, in denen es um einen Angriff auf den Marktführer im Bereich der Billigprozessoren geht. Seit Februar fertigt Big Blue bereits im Auftrag für AMD Intel-kompatible Chips und kauft für die eigene PC-Fertigung ein. Nun kursiert das Gerücht, IBM wolle sich an AMD beteiligen.

Die Software AG arbeitet an ihrem Comeback. Neben der Java-Entwicklungsumgebung „Bolero“ soll ein neues Datenbanksystem mit dem Codenamen „Odyssey“ dafür sorgen, daß die Darmstädter wieder zu einem weltweiten Technologie-Player von Rang aufsteigen. Dummerweise sind schon vor der Software AG namhafte Anbieter an dem Versuch gescheitert, eine objektrelationale Multimedia-Datenbank für das E-Commerce-Zeitalter zu verkaufen. Aber vielleicht waren die Wettbewerber einfach nur zu früh dran...

Desktop-Publishing ist für viele Layouter seit Jahren die Applikation, die den Einsatz eines Apple-Macintoshs rechtfertigt. Damit ist es nun vorbei. Längst laufen die wichtigen DTP-Programme auch unter Windows, aber Quark begeht nun auch noch das Sakrileg, für seine Layoutsoftware „Xpress“ Windows zur Referenzplattform zu erklären. Strategischer Partner Nummer eins ist fortan Microsoft und nicht mehr Apple.

Die Telekom-Wettbewerber kämpfen mit Anlaufproblemen. Otelo, die gemeinsame Tochter von Veba und RWE, hofft zunächst auf einen Einstieg der amerikanischen Baby-Bell-Gesellschaft Bell South. Der Carrier aus Atlanta ist bereits mit 22,5 Prozent am Mobilfunk-Netzbetreiber E-Plus beteiligt, zu mehr als 60 Prozent eine Otelo-Tochter. Die Gespräche werden im September ergebnislos abgebrochen, Otelo will jetzt ohne internationalen Partner auskommen. Hohe Anlaufverluste und ein noch zu bereinigendes Service-Portfolio lassen die Zukunft ungewiß erscheinen.

Auch bei der Münchner Viag Interkom GmbH & Co läuft nicht alles nach Plan. Noch im Herbst 1997 hatte der Konzern einen schnellen Start in ein neues TK-Zeitalter mit der Integration von Fest- und Mobilnetz versprochen. Jetzt heißt es, frühestens im nächsten Jahr sei mit einem umfassenden Angebot zu rechnen.

Die Mannesmann AG bemüht sich derweil um Marktanteile in Italien. Mit vorerst 2,34 Prozent steigen die Düsseldorfer beim Olivetti-Konzern ein. Gemeinsam mit dem Unternehmen ist Mannesmann auch am Festnetzbetreiber Infostrada und an der Mobilfunkgesellschaft Omnitel beteiligt - rund 2,45 Milliarden Mark haben die Rheinländer hier investiert.

Das US-Justizministerium bereitet eine neue Anklage gegen Microsoft vor. Es geht um die „illegale Erhaltung und Ausweitung“ der Kontrolle über den PC-Markt. Die Softwareschmiede soll jetzt nicht mehr nur mit der Kopplung von Betriebssystem und Internet-Software gegen den Consent Decree von 1995 verstoßen haben; jetzt heißt es, Gates mißbrauche seine Monopolstellung in einem Markt, um eine dominante Position in einem anderen zu erringen. Das würde einen Verstoß gegen den Sherman Antitrust Act bedeuten.

Um die nackte Existenz geht es bei Silicon Graphics. Der technisch ambitionierte Computerhersteller trennt sich von seiner Prozessorschmiede Mips und orientiert sich fortan an Intel und der IA-64-Prozessorarchitektur. Diese Nachricht hat für deutsche Anwender Bedeutung: Unter anderem basiert die RM-Server-Linie von Siemens auf Mips-Prozessoren.