Nicht kompatibel, unterstützt aber IBMs Token-Ring-LAN:

Apricot-Mikro läuft unter Unix-Derivat

07.03.1986

LONDON (CWN) - Großbritanniens Mikrosomputerhersteller Apricot enthüllte jetzt ein Xenix-Multiuser-System, mit dem es sich im Mikro-Konkurrenzkampf wieder an die Spitze katapultieren will. Das System unterbietet den Wettbewerb um bis zu 50 Prozent.

Die neue Maschine verfügt nach Herstellerangaben über zwei Megabyte RAM, läuft unter Xenix und MS-DOS und kann bis zu 100 Megabyte Massenspeicher verwalten. Das Produkt ist ein Derivat von Apricots IBM-AT-Herausforderer Xen, der letzten Oktober vorgestellt wurde.

Der Vorstandsvorsitzende von Apricot, Roger Forster, glaubt nun einen Vorsprung von einem Jahr gegenüber der Konkurrenz aufgebaut zu haben. Unsere installierte Basis ist 60 000 Maschinen. Wenn wir sie in drei Jahren zu Multiuser-Systemen upgraden können, haben wir ein Gewinnpotential von 250 Millionen Pfund." Das neue Produkt könne sich als Hebel gegen IBM erweisen, die im britischen Markt etwa 40 Prozent hält; Apricot kommt dagegen nur auf 14 Prozent Marktanteil.

"Es ist ein gutes Produkt", meinte James Warhurst, Analyst beim Börsenmakler Henry Brooke in Lumsden. "Es sieht so aus, als wäre Apricot jetzt genau da, wo sie sein sollten, bevor sie auf den Markt gingen."

Nach einem Jahr, in dem Apricot seine Produktlinie auf die Hälfte zu

sammengestrichen hatte und dabei 10 Millionen Dollar abschreiben mußte, macht das Unternehmen seine Hoffnungen auf Markterfolg am Xen-Multiuser fest. Apricot will im kommenden Jahr 3000 Exemplare zu einem Preis von je 20 000 Dollar verkaufen

Das neue Produkt, das im Vereinigten Königreich ab Ende April zur Verfügung stehen wird, soll im Mai in 28 Ländern starten, in denen Apricot Niederlassungen hat, gefolgt von den USA im Juni Hauptexportländer sind Frankreich und Australien. Nach einem mißglückten Versuch im US-Markt begnügt sich Apricot nun mit dem, was Foster als "Nischenmärkte" beschreibt.

Das Xen-Multiusersystem kommt in drei Ausführungen, alle mit dem Intel-Mikroprozessor 80286. Sie enthalten eine 20-MB-Festplatte zum Preis von 7000 Pfund in England Außerdem gibt es eine Variante mit 50 Megabyte zu 8400 Pfund, und an der Spitze der Linie rangiert ein 100-MB-Modell, für das der britische Käufer 11 200 Pfund zahlt. Jeder Typ ist mit Diskettenstation und 20-MB-Backup-Kassette bestückt. Das System, von seinen Vätern als "kompakte Mainframe" bezeichnet, verarbeitet im Multitasking MS-DOS und Xenix.

Ein Xen-Netzwerk mit sechs Knoten kostet laut Apricot ungefähr 22 500 US-Dollar weniger als ein Äquivalent von Big Blue. Das Unternehmen behauptet auch, wesentlich billiger zu sein als vergleichbare Produkte von DEC, Wang, Olivetti und NCR.

Preiswerter als IBM - bei höherer Leistung

Trotz eines bisher schleppenden Starts - Apricot hat bisher nur rund 1000 Systeme seines "Point 32"-LAN verkauft - glaubt die Gesellschaft daß am Ende der Dekade 35 Prozent aller Mikro-Verkäufe Multiuser-Systeme betreffen werden.

Obwohl die IBM-Modelle einschließlich kompatibler Geräte 65 Prozent des britischen Marktes für sich beanspruchen, hält Apricot an seiner eigenen Architektur fest Allerdings kann der IBM PC an Xen-Multiuser-Systeme angeschlossen werden. Xen unterstützt auch IBMs Token-Ring-LAN.

Diese Strategie macht einige Marktbeobachter skeptisch. "Wir würden es begrüßen, wenn Apricot auf volle IBM-Kompatibilität einschwenken würde," meinte ein Unternehmensberater. "Alle Apricot-Maschinen schlagen IBM-Geräte in der Leistung, aber Apricot hat nicht das Marketing-Potential."