Appliances feiern ein Comeback

11.10.2012
Mit vorkonfigurierten Systemen versprechen die großen IT-Anbieter ihren Kunden einen eleganten Ausweg aus der Komplexitätsfalle. Sie selbst hoffen auf bessere Geschäfte und einen intensiveren Zugriff auf ihre Kundenbasis.

Engineered Systems, Expert Integrated Systems, Converged Systems, Unfied Computing Systems, PureSystems - viele Systeme, eine gemeinsame Idee. Seit einiger Zeit gehen große IT-Anbieter wie Cisco, Hewlett-Packard, IBM und Oracle wieder verstärkt dazu über, ihren Kunden vorkonfigurierte und integierte Systeme aus Hard- und Software anzubieten. Glaubt man den Herstellern, laufen die Geschäfte mit diesen Maschinen nicht schlecht. Das Interesse auf Anwenderseite ist auch nachvollziehbar. In den vergangenen Jahren waren die Klagen über komplexe IT-Landschaften immer lauter geworden. Der Appliance-Ansatz nährt die Hoffnung, einen Weg zu finden, Implementierungsprojekte zu beschleunigen und Infrastrukturen deutlich zu vereinfachen.

Die Idee, vorkonfigurierte Systeme zu verkaufen, ist allerdings nicht neu. In der Vergangenheit hat das beispielsweise IBM mit seinen legendären AS/400-Maschinen bereits über einen längeren Zeitraum erfolgreich praktiziert. Die Rechner, die IBM 1988 erstmals auf dem Markt präsentierte, waren in der meist mittelständisch geprägten Anwenderschaft bekannt und geschätzt für ihre Zuverlässigkeit, Stabilität, Ausfallsicherheit und einfache Bedienbarkeit. Immer wieder kursierten in der Branche Geschichten über Unternehmen, die nicht mehr wussten, wo ihr AS/400-Rechner stand, weil das System über Jahre hinweg problemlos lief und es eines Tages niemanden mehr in der Firma gab, der den Standort der Maschine kannte.

Anwender wollten mehr Freiheiten

Mit neuen Paradigmen rückte der Appliance-Ansatz in der Folge jedoch mehr und mehr in den Hintergrund. Ende der 90er Jahre und zu Beginn des neuen Jahrtausends sollten die Anwender zunächst im Zuge des Best-of-Breed-Gedankens und später mit Service-orientierten Architekturen mehr Freiheiten erhalten, ihre Systemlandschaften individueller zusammenstellen zu können. Offene Plattformen und standardisierte Schnittstellen waren in diesen Jahren aus Sicht der Branche die geeigneten Mittel, um den Kunden diesen Modulansatz schmackhaft zu machen.

Ganz in Vergessenheit geriet die Appliance-Idee allerdings nie. In besonderen Anwendungsbereichen hielten die IT-Anbieter an dem Modell fest, vorkonfigurierte Systeme mit einem dedizierten Funktionsumfang zu bauen. Ein Beispiel sind Security-Appliances, die Firmen wie Cisco, Check Point und Juniper bereits seit etlichen Jahren im Markt platzieren. Die Geschäfte mit diesen Maschinen legen kontinuierlich zu. Allein im zweiten Quartal des laufenden Jahres verkauften die Hersteller IDC zufolge weltweit Systeme im Gesamtwert von fast zwei Milliarden Dollar. Das bedeutete ein Plus von über sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Die Zahl der verkauften Appliances legte im gleichen Zeitraum um 6,5 Prozent auf fast 500.000 zu.

Die IT-Security ist nur ein Bereich, in dem sich die Idee vorkonfigurierter Systeme über die Jahre hinweg gehalten hat. Ein anderes Anwendungssegment bilden Storage-Funktionen. Hier haben sich beispielsweise eigene Märkte für Backup- beziehungsweise Deduplizierungs-Appliances herausgebildet. Die separaten Systeme sollen Anwender dabei unterstützen, ihre Daten sicher und effizient in den Storage-Architekturen abzulegen.

Cisco - mit Partnern zu Komplettangeboten

Neuen Schwung bekam die Appliance-Idee vor wenigen Jahren, als die großen IT-Anbieter das Thema wiederentdeckten. Den Anfang machte 2009 Netzspezialist Cisco mit seinem "Unified Computing System" (UCS). Die auf Blade-Systemen basierende Plattform integriert in erster Linie Server- und Netzbausteine. Dazu kommt eine Management-Suite, mit deren Hilfe Anwender ihre UCS-Infrastruktur verwalten können. Um seine Appliance-Strategie zu komplettieren, sucht Cisco Partnerschaften mit anderen IT-Anbietern, beispielsweise mit EMC und VMware, damit zusätzlich Storage- und Virtualisierungskapazitäten angeboten werden können.

Obwohl die Cisco-Verantwortlichen immer wieder den Erfolg ihrer UCS-Strategie beteuerten, setzen Experten bis heute ein Fragezeichen hinter die Server- und Data-Center-Ambitionen des Netzwerkspezialisten. Auch Cisco war in den vergangenen Jahren durch das schwierige wirtschaftliche Umfeld in Turbulenzen geraten. Der weltweite Primus für Netzequipment musste Mitarbeiter entlassen und seine Geschäfte neu organisieren. Beispielsweise wurde die mit viel Elan gestartete Consumer-Sparte rund um die Kamera "Flip" komplett eingestellt. Dieser Schlingerkurs sowie Äußerungen aus den Reihen des Topmanagements, man wolle sich künftig wieder stärker auf die eigenen Kernkompetenzen konzentrieren, schüren in Analystenkreisen Argwohn: Wird sich Cisco über kurz oder lang aus dem Server- und damit auch aus dem Appliance-Geschäft wieder verabschieden?

Der Konzern selbst bemüht sich, derartige Spekulationen zu entkräften. Nach Angaben des Managements wies das UCS-Segment in den beiden zurückliegenden Fiskaljahren die höchsten Wachstumsraten aller Produktkategorien aus. Von 196 Millionen Dollar im Geschäftsjahr 2010 legte die Sparte Data Center im darauffolgenden Jahr auf 694 Millionen Dollar zu und erreichte im Ende Juli abgeschlossenen Fiskaljahr 2012 sogar ein Volumen von knapp 1,3 Milliarden Dollar.

Cisco zufolge gibt es mittlerweile 11.000 UCS-Kunden weltweit. Außerdem werde kontinuierlich an der Weiterentwicklung der Plattform gearbeitet. Erst Anfang August dieses Jahres hat der Konzern neue Systeme für sein Data-Center-Portfolio vorgestellt. Die dritte Generation der Computing-Plattform arbeitet mit den aktuellsten Xeon-Prozessoren von Intel. Außerdem sollen noch im laufenden Jahr die Management-Werkzeuge erweitert werden. Der UCS Manager soll künftig mehrere Domains mit mehreren tausend Servern über verschiedene Rechenzentren hinweg orchestrieren und verwalten können.

Grundsätzlich scheint der Netzwerkgigant sein Standing in Sachen Software verbessern zu wollen. Chief Technology Officer (CTO) Padmasree Warrior hatte erst im vergangenen Februar angekündigt, sich auf verschiedene Bereiche wie Applications, Management-Software und ein Betriebssystem für Netze konzentrieren zu wollen. Software werde in Zukunft ein entscheidender Faktor im Wettbewerb sein, erklärte die Managerin.

Hewlett-Packard - als Autodidakt Appliances gelernt

Auch Hewlett-Packard muss weiter an seinem Software-Stack arbeiten, um möglichst komplette Appliance-Lösungen im Markt anbieten zu können. Zwar ist der zurzeit größte IT-Konzern mit einem jährlichen Umsatzvolumen von rund vier Milliarden Dollar der sechstgrößte Softwarehersteller weltweit. Doch von einer fokussierten Softwarestrategie konnte zuletzt keine Rede sein. Vielmehr besteht das Portfolio bis heute aus einer Ansammlung verschiedener Werkzeuge und Tools für unterschiedliche Bereiche wie beispielsweise Security und Systems-Management.

Ex-CEO Léo Apotheker, der zuvor den deutschen Softwarekonzern SAP geleitet hatte, wollte in seiner Amtszeit das Ruder stärker auf Softwarekurs legen. Fehlentscheidungen sowie eine mehr als unglückliche Kommunikationspolitik sorgten dafür, dass der Manager bereits nach einem Jahr wieder gehen musste. Seine Nachfolgerin Meg Whitman ist derzeit damit beschäftigt, die Fehler ihres Vorgängers zu korrigieren und HP wieder zu stabilisieren. Inwieweit im Rahmen der Rettungsaktionen auch eine dedizierte Softwarestrategie entwickelt wird, ist derzeit nicht zu erkennen.

Auf der Hardwareseite haben sich die HP-Verantwortlichen das Appliance-Handwerkszeug selbst beigebracht. Vor einigen Jahren ging der Konzern daran, die eigene IT-Infrastruktur grundlegend zu überarbeiten. Altsysteme wurden durch Standardarchitekturen ersetzt, die Applikationslandschaft bereinigt und die bis dato betriebenen 85 Rechenzentren auf nur noch drei Data Center konsolidiert. Mit diesen Maßnahmen sei es HP zufolge gelungen, die Hälfte der jährlichen IT-Ausgaben einzusparen sowie den Wartungsanteil zugunsten von Innovationen deutlich zu senken.

Aus diesem neuen Architekturkonzept entwickelte HP in der Folge seine Converged Infrastructure. Ziel dieser Produktstrategie ist es, bisher isolierte IT-Domänen für Applikationen, Rechner, Speicher, Netze und auch Rechenzentrums-Gebäuderessourcen zu integrieren. Sämtliche IT-Komponenten sollen sich dabei als Teil eines Ressourcen-Pools über ein einheitliches Management steuern und verwalten lassen. Die Lücken auf der Anwendungsseite versucht HP durch Partnerschaften mit den großen Softwareherstellern zu schließen.

Oracle - Appliances als geschlossene Systeme

Das klappt allerdings nicht immer. Vor allem nicht, wenn die Partner anfangen, eigene Ambitionen in Richtung Appliances zu entwickeln. Oracle hatte seine Idee einer speziellen Datenbank-Appliance 2008 zunächst gemeinsam mit HP umgesetzt. Von Oracle stammte die Software, HP steuerte die Hardware für die erste Version der Exadata-Maschine bei. Mit der Übernahme von Sun Microsystems im Jahr 2010 änderte Oracle seine Strategie jedoch grundlegend. Oracle-CEO Lawrence Ellison ging zunehmend auf Konfrontationskurs mit den großen Komplettanbietern HP und IBM. "Die Übernahme von Sun verändert die IT-Industrie", sagte Ellison damals. "Oracle wird der einzige Anbieter sein, der ein integriertes System - von Applikationen bis zur Disk - entwickeln kann, bei dem alle Teile zusammenpassen und -arbeiten, ohne dass sich Kunden besonders darum kümmern müssen."

In der Folge entwickelte Oracle unter dem Label "Engineered Systems" eine eigene Appliance-Roadmap. Dem Datenbanksystem, das erst kürzlich als "Exadata X3" in einer neuen Version vorgestellt wurde, folgten weitere Maschinen: "Exalogic" positionierte der Konzern als dedizierte Middleware-Appliance, im vergangenen Jahr folgte mit "Exalytics" ein speziell auf Analyseanwendungen ausgelegtes System. Alle Appliances gibt es in unterschiedlichen Ausprägungen. Die Systeme arbeiten mit Intels Xeon-CPUs beziehungsweise der mit Sun übernomenen Sparc-Prozessorarchitektur. Nachdem viele Anwender die hohen Preise der Systeme kritisiert hatten, hat Oracle mittlerweile günstigere Mittelstandsversionen seiner Engineered Systems vorgestellt.

Auf Seiten der Anwender begrüßte man grundsätzlich die Appliance-Strategie. Unternehmen müssten einen gigantischen Aufwand treiben, um Produkte unterschiedlicher Hersteller zu integrieren, hieß es von Seiten der Deutschen Oracle-Anwendergruppe (Doag). Diesen Aufwand wollten die Firmen nicht mehr selbst stemmen, sondern an die IT-Hersteller abgeben. Der Wechsel zu einem Komplettanbieter berge allerdings die Gefahr einer gewissen Abhängigkeit, argwöhnten die Anwendervertreter. Die Anbieter müssten mit dieser Verantwortlung sorgfältig umgehen, um das Vertrauen der Kunden nicht zu missbrauchen.

Das Oracle-Management um Gründer und CEO Lawrence Ellison hat jedenfalls hohe Erwartungen an die Appliances. Anfang des Jahres sprach der Oracle-Chef von bereits 200 verkauften Systemen. Bis Ende des Geschäftsjahres im Mai könnte sich der Absatz auf möglicherweise 400 Maschinen verdoppeln und damit bis zu einer Milliarde Dollar zum Jahresumsatz beitragen, hieß es damals. Doch die ehrgeizigen Vorgaben ließen sich nicht halten. Ellison räumte ein, die selbst gesteckten Ziele nicht zu erreichen. Konkrete Zahlen, wie sich das Appliance-Geschäft zuletzt entwickelte, behielt der Anbieter für sich. Das Ziel, mit dem neuen Geschäftsjahr, das im Juni begann, die seit der Sun-Übernahme rückläufigen Hardwaregeschäfte wieder ins Plus zu drehen, wurde nicht erreicht. Im ersten Fiskalquartal brach der Produktumsatz der Hardwaresparte im Vergleich zum Vorjahresquartal erneut um 24 Prozent auf 779 Millionen Dollar ein.

IBM - Versprechen eines neuen Computing-Modells

Auch IBM versucht, seinem Hardwaregeschäft mit Appliances neuen Schwung zu geben. Trotz des internen Know-hows ist Big Blue vergleichsweise spät auf den Zug aufgesprungen. Erst im Frühjahr 2012 haben die IBM-Verantwortlichen mit den "PureSystems" einen neuen Anlauf in diesem Segment genommen. "Wir sehen das als große neue Systemkategorie", versucht Marie Wieck, General Manager von IBM für den Bereich Application and Middleware Integration bei IBM, die eigenen Produkte von den Erzeugnissen der Konkurrenz abzugrenzen. Die Rechner unterschieden sich von üblichen Appliances und speziellen Kundenlösungen. Während sich Appliances auf einen eng gefassten Einsatzbereich begrenzten, eigneten sich die PureSystems von Haus aus für ein weitergefasstes Aufgabenspektrum. Außerdem ließen sich die Systeme relativ schnell einführen, erläutert Wieck. Das sei anders als bei individuellen Kundenpaketen, die erst nach spezifischen Anforderungen zusammengestellt und integriert werden müssten. Die IBM-Managerin spricht daher von einer komplett neuen Systemfamilie - den "Expert Integrated Systems".

Die ersten beiden Vertreter, die IBM Anfang April vorgestellt hatte waren "PureFlex" und "PureApplications". Das Infrastruktur-System PureFlex kombiniert Server-, Storage- und Netzressourcen sowie Betriebssysteme, Virtualisierungsumgebung und Middleware-Komponenten. Einen Schritt weiter geht das System PureApplications. Hier sind zudem Anwendungen von Softwarepartnern in den Systemen integriert. IBM spricht in diesem Zusammenhang von sogenannten Patterns, die Software und Best Practices kombinieren. Im "PureSystem Center", in dem IBM diese Patterns für seine Kunden sammelt und zur Verfügung stellt, finden sich derzeit mehr als 350 solche Anwendungspakete von über 200 Partnern. Darüber hinaus könnten Kunden auch eigene Patterns entwickeln und auf den PureSystems integrieren. IBM zufolge stehen die dafür notwendigen Spezifikationen frei zur Verfügung.

Darüber hinaus hat IBM Anfang Oktober mit "PureData" ein weiteres Expert Integrated System vorgestellt. Die auf schnelle Datenverarbeitung ausgelegte Appliance soll es in drei Ausprägungen geben: einmal für OLTP und außerdem speziell ausgelegt für Reporting und Analysen beziehungsweise Operational Analytics. Jede dieser Varianten gibt es zudem in drei verschieden Systemgrößen, um unterschiedliche Leistungsanforderungen der Kunden erfüllen zu können.

Mit Hilfe von "Topology-Patterns" und "Database Patterns" ließen sich die Systeme zügig beim Kunden einführen verspricht Boris Bialek, Director im Bereich Information Management Technology Ecosystem von IBM. Vom Stromanschluss bis zum Laden der Daten sei so ein System innerhalb von Stunden einsatzbereit. Die Maschinen seien in einem hohen Grad integriert und vorkonfiguriert. Letzten Endes gehe es nur noch um die Frage, welchen Typ Stromstecker der Kunde benötige. Einen Seitenhieb auf die Konkurrenz kann sich der IBM-Manager nicht verkneifen. Wettbewerber bräuchten nach wie vor lange, um die Systeme beim Kunden zusammenzuschrauben. Außerdem müssten Anwender dabei immer noch einzelne Softwareteile selbst installieren.

Fazit

Die technischen Nuancen unterscheiden sich zwar von Hersteller zu Hersteller. Die Grundidee einer Plattform, die verschiedene, bis dato in separaten Silos gehaltene IT-Komponenten integriert, ist jedoch gleich. Je nach Ausgangssituation der Anbieter sind die Systeme unterschiedlich komplett. Cisco kann mit seinem Netz-Know-how punkten, muss aber noch daran arbeiten sein Server-Renommee aufzupolieren. Außerdem müssen die Netzwerker stark auf Partnerschaften bauen, um die Lücken im Storage- und Softwarebereich zu schließen. Hewlett-Packard kann auf der Hardwareseite ein vollständiges Angebot vorweisen und positioniert sich daher vor allem als Infrastruktur-Appliance-Anbieter. Auf der Anwendungsseite setzt man auf Kooperationen. Oracle hat den komplettesten Stack - vom Server bis zur Applikation. Dafür haben die Kunden allerdings wenig Optionen, die Systeme anzupassen. Mehr Freiheiten verspricht IBM mit seinem Pattern-Ansatz. Damit sollen die Kunden ihre Systeme unter Berücksichtigung von Best Practices individuell auf ihre Anforderungen zuschneiden können. Der darunter liegende Infrastruktur-Stack kommt integriert und komplett von IBM.

Auch andere Hersteller wollen sich als Appliance-Anbieter in Position bringen. Dell hat beispielswiese gemerkt, dass mit der Standardhardware nicht mehr viel Geschäft zu machen ist, und versucht sich mit Zukäufen gerade im Softwarebereich breiter aufzustellen. Softwareanbieter SAP hat mit seiner Datenbank- und Analytics-Appliance HANA ebenfalls ein Komplettpaket im Programm. Allerdings müssen die Softwerker in Sachen Hardware komplett auf Partner wie beispielsweise IBM bauen. Wenn die jedoch zunehmend eigene mit HANA vergleichbare Angebote entwickeln, könnte das Standing für SAP in diesem Bereich in Zukunft schwieriger werden.

Von Martin Bayer

Neue Impulse für Server-Geschäfte

Aus Sicht der Analysten von Gartner bietet die Neuauflage der Appliance-Idee den Herstellern eine Chance, ihre lahmenden Server-Geschäfte neu zu beleben. Obwohl der weltweite Server-Markt weitgehend gesättigt sei, werde es auch in den kommenden Jahren durchaus an der einen oder anderen Stelle neue Gelegenheiten für weiteres Wachstum geben, konstatiert Kiyomi Yamada, Principal Research Analyst von Gartner. Seiner Einschätzung nach ergeben sich diese Gelegenheiten, wenn beispielsweise die Nachfrage der Anwender nach bestimmten Typen von Workloads weiter ansteigt.

Gerade im Server-Markt tun sich die Hersteller allerdings nicht leicht, Alleinstellungsmerkmale herauszuarbeiten, ergänzt sein Analystenkollege Jeffrey Hewitt, Research Vice President von Gartner. Das Geschäft mit den Hochleistungsrechnern sei heftig umkämpft, biete allerdings meist nur geringe Margen. "Das Übergewicht der standardisierten x86-Plattformen macht es für die Hersteller schwierig, ihre Produkte im Wettbewerb von denen der Konkurrenz abzugrenzen." Dafür müssten sich IBM, HP, Dell, Oracle und Co. etwas einfallen lassen. Eine Antwort darauf könnte aus Sicht des Gartner-Analysten sein, sich mit seinen Produkten der Idee integrierter Systeme anzunähern.