Neuheiten von der Macworld Expo in Tokio

Apples Imac im Rausch der Frühlingsgefühle

02.03.2001
MÜNCHEN (CW) - War Apples Consumer-Gemeinde auf dem Mac-Happening im Januar in Sachen Neuheiten zunächst leer ausgegangen, kamen Privatanwender vergangene Woche nun doch noch auf ihre Kosten: Wie erwartet präsentierte Apple-Chef Steve Jobs auf der Macworld Expo in Tokio neue Imac-Modelle mit überfälligem CD-RW-Laufwerk - in ungewohnter Optik.

Den zum Jahresanfang vorgestellten Highend-Produkten ließ Apple-Chef Steve Jobs vergangene Woche drei überarbeitete Modelle des populären Consumer-Rechners Imac folgen. Was zunächst - im wahrsten Sinne des Wortes - ins Auge sticht, ist das etwas gewöhnungsbedürftige Äußere der neuen Imac-Familie: Anstelle einer erweiterten Auswahl transparenter Farben bediente sich Apple gewagter Muster, an denen sich die Geister wohl scheiden. "Flower Power" (ein buntes Blumenallerlei) und "Blue Dalmatian" (ein hellblaues Gittermuster) sind optisch nicht ganz so diskret wie die bisherigen Transparenzfarben - immerhin verbleiben "Indigo" und "Graphit" weiterhin als Ausweichoption.

In technischer Hinsicht erfuhren die neuen Modelle das allseits erwartete Upgrade: Waren 500 Megahertz bei den bisherigen Imacs das Äußerste der Gefühle, schlagen die G3-Herzen der nurmehr drei- der bislang vierköpfigen Kompaktrechnerfamilie nun mit 400 bis 600 Megahertz. Auch die Festplattenkapazitäten wurden erhöht. Anstelle der bisherigen CD- und DVD-ROM-Laufwerke hat Apple den Neuen - mit Ausnahme des Einstiegsmodells - einen CD-Brenner spendiert. Der Nachteil: Dieser kann nun keine DVDs mehr abspielen. Wer dennoch DVD-Videos sehen will, muss auf ein externes DVD-Drive ausweichen, das sich über den nun bei allen Modellen vorhandenen Fire-Wire-Port anschließen lässt.

Apple geizt mit ArbeitsspeicherDas Imac-Basismodell ist mit einem 400-Megahertz-G3-Prozessor, einer 10-GB-Festplatte und einem CD-ROM-Laufwerk ausgestattet. Die bescheidenen 64 MB RAM Arbeitsspeicher sind für Apples kommendes Betriebssystem allerdings zu knapp bemessen, denn 128 MB sind Mindestvoraussetzung für eine sinnvolle Nutzung von "Mac OS X". Das lediglich in der Farbe Indigo erhältliche System kostet knapp 2500 Mark.

Das Imac-Modell mit einer auf 500 Megahertz getakteten G3-CPU, ebenfalls dürftigen 64 MB RAM, 20-GB-Festplatte sowie CD-RW-Laufwerk ist in den Gehäusedesigns Indigo, Flower Power und Blue Dalmation zum Preis von etwa 3000 Mark zu haben.

Die Topausführung mit einem 600-Megahertz-G3-Prozessor, 128 MB RAM, 40-GB-Festplatte sowie neuer ATI-Grafikkarte "Rage 128 Ultra" mit 16 MB Bildspeicher und CD-Brenner ist im geblümten Gehäuse, im Gitterdesign sowie im vertrauten Graphit für zirka 3800 Mark erhältlich.

In der weiteren Ausstattung entsprechen die neuen Imacs weitgehend ihren Vorgängern: So verfügen sie über je zwei USB- und Fire-Wire-Anschlüsse, 10/100-Mbit-Ethernet, VGA-Ausgang sowie einen Steckplatz für das drahtlose 11-Mbit-Netzwerk Airport.

Damit künftige Imac-Anwender mit ihren neuen CD-RW-Drives auch etwas anfangen können, gehört zum Lieferumfang der neuen Serie neben Apples Videoschnittsoftware "I-Movie 2" auch das bereits im Januar vorgestellte Musikprogramm "I-Tunes". Die aktuelle Version 1.1 des MP3-Alleskönners soll nun auch die externen Brenner von mehr als 25 Herstellern unterstützen.

Pünktlich zur Markteinführung der neuen Produkte hat Apple den schicken Würfelrechner (und Ladenhüter) "Power Mac G4 Cube" erschwinglicher gemacht: So kostet die 450-Megahertz-Ausführung in den USA noch 1300 Dollar, in Deutschland ist sie für knapp 3300 Mark zu haben. Zudem bietet Apple sein erklärtes Sorgenkind auch in einer neuen Konfiguration mit CD-Brenner zum Preis von etwa 4000 Mark an. Entgegen den Hoffnungen des Unternehmens hat sich der im vergangenen Jahr eingeführte Cube nicht zum populären Massenprodukt gemausert, sondern eher im Highend-Segment Interesse wecken können. "Der Cube hat seinen Markt gefunden", versichert jedoch Jobs. Dieser sei allerdings nicht ganz so groß wie zunächst angenommen, räumt der Apple-Chef ein.

Bei dieser Gelegenheit senkte das Unternehmen auch gleich den Preis für seinen 22-Zoll-Flachbildschirm "Cinema Display", der - nun um ganze 1000 Dollar billiger - hierzulande für knapp 8000 Mark zu haben ist.

Zum Schluss gab es doch noch eine Überraschung: So soll Nvidias kommender Grafikchip "Geforce 3", bestehend aus 57 Millionen Transistoren und mit einer Rechenleistung von 76 Gigaflops, sprich: 76 Milliarden Fließkommaoperationen pro Sekunde, sein Marktdebüt auf Apple-Rechnern feiern. Eine entsprechende Karte können Spielefreaks ab Ende März im Apple Store als BTO- (Built-to-Order)-Option für die G4-Desktops auswählen - zum stolzen Preis von 600 Dollar.

Noch viele Wünsche offenEine ganze Reihe von Spekulationen im Vorfeld der Macworld Expo in Tokio haben sich Ende vergangener Woche jedoch in Luft aufgelöst: So zauberte Jobs weder Imacs mit größerem oder gar ohne Bildschirm noch mitG4-Prozessor oder "Superdrive" aus dem Hut - Apples Kombination aus CD-RW- und DVD-R-Laufwerk wird derzeit lediglich im Spitzenmodell der G4-Desktops serienmäßig verbaut. Auch von neuen Ibooks war nicht die Rede, und eine Rückkehr ins seit dem "Newton"-Exitus brachliegende Handheld-Geschäft scheint vorerst ebenfalls nicht vorgesehen.