Apple untermauert Comeback, AMD enttäuscht

Apple untermauert Comeback, AMD enttäuscht Intel und Yahoo stimmen die Wallstreet froh

22.01.1999
MÜNCHEN (CW) - Überwiegend positiv lesen sich die aktuellen Jahres- und Quartalsbilanzen namhafter IT-Hersteller. Der Internet-Suchdienst Yahoo avancierte zum neuen Liebling der Wallstreet, und auch Intel und Apple konnten die Analysten weitgehend überzeugen. Trotz neuer Rekordumsätze enttäuschte indes Advanced Micro Devices (AMD) mit weiteren Verlusten.

Ein neuer Umsatz- und Gewinnrekord im vierten Quartal rettete Chipgigant Intel das nach einer Flaute im ersten Halbjahr im Prinzip schon abgeschriebene Geschäftsjahr 1998. Das Unternehmen erzielte in den letzten drei Monaten des vergangenen Jahres einen Umsatz von 7,6 Milliarden Dollar - ein Plus von 17 Prozent gegenüber den Einnahmen im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Der Nettogewinn stieg von 1,7 auf 2,1 Milliarden Dollar; der Ertrag je Aktie kletterte um 21 Prozent von 98 Cent auf 1,19 Dollar.

Laut Intel ist für das hervorragende Ergebnis des Schlußquartals vor allem die immens gestiegene Nachfrage nach Hochleistungs-Chips ausschlaggebend gewesen. Ein generelles Comeback des PC-Marktes, der Boom des Internet und damit der Bedarf an leistungsstarken Rechnern hätten insbesondere das Geschäft mit dem Pentium-II- Prozessor belebt. Daneben seien Netzwerkprodukte und Speicherchips wesentliche Umsatzträger gewesen. Besagte Faktoren trugen dazu bei, daß die zuletzt aufgrund des Preisverfalls im Halbleitermarkt zu verzeichnenden Umsatz- und Gewinnrückgänge weitgehend aufgefangen werden konnten. Unter dem Strich schloß der Chip- Weltmarktführer das Geschäftsjahr 1998 mit einer Steigerung der Einnahmen gegenüber 1997 von 25,1 auf 26,3 Milliarden Dollar ab. Der Gewinn nach Steuern ist allerdings im Vorjahresvergleich von 6,9 auf 6,1 Milliarden Dollar zurückgegangen.

Der Kurs der Intel-Aktie war - nach dem Tief Mitte vergangenen Jahres von knapp 66 Dollar - schon vor Bekanntgabe der Quartalszahlen und der Jahresbilanz 1998 vorübergehend auf über 140 Dollar hochgeschnellt, um sich dann bei einem Wert von rund 135 Dollar einzupendeln. Neben den wieder gestiegenen Verkaufszahlen machte die Wallstreet auch interne Maßnahmen zur Kostensenkung für die letztlich guten Intel-Zahlen verantwortlich.

Auch Apple gelang es, die Analysten positiv zu überraschen. Die Kalifornier weisen für das erste Quartal 1999 bei einem Umsatz von 1,7 Milliarden Dollar einen Nettogewinn von 152 Millionen Dollar beziehungsweise 95 Cent je Aktie aus. Trotz sich abzeichnender guter Verkaufszahlen für den "I-Mac" (Apple-Angaben zufolge wurden im ersten Quartal mehr als 519000 Einheiten abgesetzt) hatten die Börsianer der Steve-Jobs-Company nicht mehr als 70 Cent Ertrag pro Anteilschein zugetraut. Das gute Geschäft mit dem neuen Produkt- Flaggschiff, das im jüngsten Quartal fast zwei Drittel zum Umsatz beitrug, wird denn auch als Basis des jetzt wohl endgültig gelungenen Comebacks des Unternehmens gewertet.

Eine bemerkenswerte Ausnahmestellung nimmt derzeit Yahoo Inc. ein. Der Anbieter des gleichnamigen Web-Portals schreibt als eine von wenigen Internet-Firmen schwarze Zahlen - und dies bereits seit längerem. Im vierten Quartal 1998 kam das Unternehmen auf einen Umsatz von 76,4 Millionen Dollar, knapp 50 Millionen Dollar mehr als im Vergleichsquartal des Vorjahres. Als Nettogewinn weisen die Kalifornier 18,5 Millionen Dollar oder 16 Cent je Aktie aus. Vor einem Jahr stand noch ein Minus von 1,9 Millionen Dollar in der Quartalsbilanz. Im gesamten Geschäftsjahr 1998 kam Yahoo auf Einnahmen von 203,3 (1997: 70,4) Millionen Dollar und einen Nettoprofit von 25,6 Millionen Dollar oder 23 Cent je Aktie.

75 Prozent des Yahoo-Umsatzes kommen inzwischen aus dem Anzeigenschäft, was dazu führte, daß manche Beobachter die Kalifornier mit ihrer erfolgreichen und immer mehr Services bietenden Portalseite bereits auf dem Weg zum "umfassenden Medienkonzern" sehen. Entsprechend gestaltete sich zuletzt der Höhenflug der Yahoo-Aktie, die selbst die jüngste Hausse der meisten anderen Internet-Titel noch in den Schatten stellte. Lag der Kurs der Aktie vor Jahresfrist noch bei knapp 29 Dollar, stieg die Notiz zum Jahreswechsel auf einen Wert von teilweise über 440 Dollar. Noch beeindruckender ist der Börsenwert, der sich daraus errechnete: rund 40 Millarden Dollar.

Die Ergebnisse von AMD entsprachen indes nicht ganz den Erwartungen der Analysten. Mit einem für das vierte Quartal 1998 ausgewiesenen Gewinn nach Steuern von 22,3 Millionen Dollar oder 15 Cent je Anteilschein konnte der längere Zeit angeschlagene Intel-Konkurrent zwar das zweite profitable Quartal in Folge verzeichnen, die Börsianer hatten sich jedoch mit 19 Cent pro Aktie mehr erhofft. Als Umsatz für das Schlußquartal bilanziert AMD 788,8 Millionen Dollar, ein Plus von 29 Prozent gegenüber dem vierten Quartal 1997.

Einmal mehr waren bei AMD Probleme in der Produktion der "K6"- Prozessorfamilie ausschlaggebend dafür, daß trotz des Rekordumsatzes im vierten Quartal nicht noch mehr Einnahmen verzeichnet werden konnten. Vor allem die margenträchtigere "K6- 2"-Serie, also Chips mit einer Taktfrequenz von 400 Megahertz und mehr, nicht in der ursprünglich geplanten Stückzahl ausgeliefert werden. Für das Geschäftsjahr 1998 verbuchte AMD einen Rekordumsatz von 2,5 (1997: 2,3) Milliarden Dollar, bei dem allerdings nur ein Minus von 103,9 (21) Millionen Dollar übrigblieb.