Deutete Chef Amelio Interesse an Intel-CPU an?

Apple sucht sein Heil in der Software und im Internet

04.10.1996

Auf einer Tour durch Europa versuchte Apple-CEO Gilbert Amelio, Vertrauen für sein Unternehmen zu wecken. Der Mac- Hersteller werde bereits im ersten Quartal 1997 wieder positive Geschäftsergebnisse erzielen.

Bislang sieht es für die Apple-Company aber nicht so rosig aus: Kontinuierlich sinken die Marktanteile des einstigen Vorzeigeunternehmens. In den ersten neun Monaten des laufenden Fiskaljahrs (Ende: 30. September 1996) stieg der Verlust auf über eine Milliarde Mark. Noch im dritten Quartal (Ende: 28. Juni 1996) mußte Apple Verluste von 32 Millionen US-Dollar hinnehmen.

Amelio sagte, momentan erwirtschafte sein Unternehmen noch 95 Prozent des Umsatzes mit dem Verkauf von Hardware, lediglich fünf Prozent resultierten aus dem Geschäft mit Software. In den kommenden fünf Jahren solle ein ausgeglichenes Verhältnis erreicht werden.

Aufhorchen ließ eine Bemerkung von Amelio, nach der Apple auf lange Sicht daran interessiert ist, Intels Prozessoren in Macintosh-Systemen einzusetzen. Das "Handelsblatt" beschreibt die inkriminierte Aussage dahingehend, Amelio wolle nicht ausschließen, daß Apple eines Tages einen Macintosh mit einem Intel-Prozes- sor anbieten wird. Mit dem Verweis auf die zu erwartenden Kosten und den Entwicklungsaufwand für eine solche Migration würde ein Prozessorwechsel, wie das "Handelsblatt" Amelio zitiert, jedoch "so spät wie möglich" erfolgen.

Diese Bemerkung, meinte Apple-Sprecherin Theresia Wermelskirchen, sei aber lediglich im Zusammenhang mit Apples Engagement im Internet zu verstehen. Und da sei es eben so, daß Internet-Clients Prozessor- und Betriebssystem-unabhängig seien. "Es wäre absolut überinterpretiert zu sagen, Apple wechsle auf die Intel- Plattform", erklärte Wermelskirchen weiter.

Intel lehnt offizielle Stellungnahme ab

Die deutsche Niederlassung von Intel lehnte eine Stellungnahme zu dieser Aussage mit der Begründung ab, man spreche grundsätzlich nicht über Kontakte zu anderen Unternehmen.

Apple setzt aber in jedem Fall künftig vor allem auf "intelligente" Software für das Internet. In der Entwicklung ist unter anderem ein Produkt, das intern unter dem Codenamen "Hot Sauce" läuft. Das auf einem Browser basierende Suchwerkzeug für das Internet entspricht dem sogenannten Meta Content Format (MCF). MCF bietet eine einheitliche Schnittstelle für im Internet abgelegte Daten mit unterschiedlichen Datenformaten, wie sie etwa auf Web-Seiten, bei FTP-Dateien (File Transfer Protocol) oder E- Mails und strukturierten Datenbanken vorkommen.

Der Nutzwert für den Web-Benutzer: Mit Hot Sauce sei es möglich, bei der Datensuche nicht quälend langsam von Seite zu Seite springen zu müssen. Vielmehr würden die Daten einer Suchanfrage in mehreren Schichten aufbereitet, die grafisch angelegt sind.

Apple konnte allerdings bisher für MCF, das kein Industriestandard ist, lediglich Netscape und XSoft, eine Tochtergesellschaft der Xerox Corp., als Industriepartner gewinnen. Man bemühe sich aber insbesondere um die marktrelevanten Datenbankanbieter.