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Apple: Neue iPods, iTunes 4 und Music Store

29.04.2003
Apple hat gestern seinen mit Spannung erwarteten iTunes Music Store vorgestellt. Jeder Song kostet dort 99 US-Cent. Dazu gibt es neue iPods für 399 bis 599 Euro.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Apple hat gestern überarbeitete "iPod"-Audioplayer, die neue Version 4 der Musikverwaltung "iTunes" sowie seinen kommerziellen Internet-Musikdienst "iTunes Music Store" angekündigt. Letzterer - und das wird der Mac-Gemeinde hierzulande wenig schmecken - wird zunächst ausschließlich in den USA angeboten (akzeptiert werden nur Kreditkarten mit US-Rechnungsadresse). Doch dazu später mehr.

Der iPod ist weiterhin ein reiner Audioplayer geblieben. Spekulationen über Aufnahmefähigkeiten oder ein Farbdisplay samt Fotoverwaltung haben sich somit zerschlagen - macht aber nix, denn trotzdem hat die neue Generation allerhand zu bieten. Zuvorderst mehr Platz: Die verbauten Festplatten fassen nun 10, 15 oder im Spitzenmodell 30 Gigabyte. Zusammen mit der Tatsache, dass nun auch der MPEG-4-Standard AAC (Advanced Audio Codec) unterstützt wird, bedeutet dies eine Vervielfachung der Musikspielzeit - für das Topmodell reklamiert Apple 7500 Songs in CD-Qualität.

Das mittlere Modell mit 15 GB misst 6,2 x 10,4 x 1,6 Zentimeter und wiegt 158 Gramm - geringfügig dünner und einiges leichter als die bisherige Hardware. Der eingebaute LiIon-Akku ermöglicht laut Hersteller bis zu acht Stunden kontinuierliche Wiedergabe - für den "alten" iPod gab Apple hier immerhin zehn Stunden an. Die hintergrundbeleuchteten Bedienknöpfe für Vor- und Rück"spulen", Menü sowie Start/Pause sitzen nun horizontal über dem und nicht mehr um das Scrollrad herum. Das macht die Einhandbedienung geringfügig schwieriger, ist aber intuitiver. Die Steuerelemente kommen ohne bewegliche Teile aus. Die Optik der neuen iPods wirkt futuristischer als bei den ersten Modellen. Besonders im Dunkeln...

Die beiden größeren Modelle mit 15 und 30 GB werden mit einer kompakten Docking-Station ausgeliefert. Diese ermöglicht es, den iPod aufrecht auf den Schreibtisch zu stellen - außerdem findet sich auf der Rückseite ein Line-Out-Ausgang. Dieser muss logischerweise auf dem auf der Unterseite befindlichen Anschluss herausgeführt sein, worüber sich die Anbieter von Auto-Einbausätzen und ähnlichem Zubehör freuen dürften. Versionen für Mac und Windows unterscheidet Apple übrigens nicht mehr. Ab Juni soll es ferner Software und Kabel geben, die neben Firewire auch USB 2.0 als Schnittstellen unterstützen. Last, but not least die Preise: iPod 10 GB 399 Euro, iPod 15 GB 499 Euro und iPod 30 GB 599 Euro.

Dass Apple einen kommerziellen Internet-Musikservice starten würde, pfiffen seit Wochen die Spatzen von den Dächern (Computerwoche online berichtete). Heute ist es nun soweit: Alle fünf Major-Labels - BMG, EMI, Sony Music, Warner Bros. und Universal Music - hat Firmenchef Steve Jobs für den iTunes Music Store gewinnen können. "Die Leute wollen Downloads kaufen so wie sie CDs kaufen", erlärte Jobs. Zum Start umfasst der Download-Katalog mehr als 200.000 Titel, darunter auch Exklusivmaterial. Jeder Song kostet 99 Cent.

Als Client für den Dienst dient "iTunes 4", das übrigens auch Playlists per Rendezvous übers Netz austauscht. Die heruntergeladenen Songs darf man für persönliche Zwecke beliebig oft auf CD brennen (alle zehn Brände muss allerdings die Playlist geändert werden, um professionelles Duplizieren zu unterbinden). Verteilen darf man die Titel - der iTunes Music Store liefert AAC mit 128 Kbps, 30-sekündigen kostenlosen Hörproben in gleicher Qualität sowie Album-Covers - auf beliebig viele iPods und bis zu 3 Macs. Die neue Software konvertiert übrigens auf Mausklick auch vorhandene MP3-Titel nach AAC, was vor allem all jene interessieren dürfte, die bereits umfangreiche Songbibliotheken besitzen.

Fazit von Steve Jobs: Es sei Zeit, den bisherigen Slogan "Rip, Mix, Burn" in "Buy, Mix, iPod" zu ändern. iTunes und damit den iTunes Music Store wird Apple noch in diesem Jahr übrigens auch für Windows anbieten. iTunes 4 steht ab sofort kostenlos zum Download bereit. Außerdem gibt es eine neue Quicktime-Version 6.2 mit verbesserter AAC-Unterstützung in der kostenpflichtigen Pro-Version und ein iPod-Firmware-Update auf Version 1.3 für bisherige Geräte. (tc)

P.S: Anlässlich des US-only-Starts des iTunes Music Store wurde eine Online-Petition ins Leben gerufen, in der Apple aufgefordert wird, mit seinen Services und Produkten - unter anderem auch "Sherlock-3"-Kanäle und Fotoalben-Bestellung aus "iPhoto" heraus - stärker an seine internationalen Nutzer zu denken. Unterzeichnen kann man hier.