Top-Produkt trotz kleiner Mängel

Apple krempelt mit iPad den Markt um

23.12.2010
Der Bundespräsident hat eins - und die Bundeskanzlerin. Das iPad von Apple hat im vergangenen Jahr aber nicht nur die Politiker in Berlin in den Bann geschlagen.

"Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ein elektronisches Produkt innerhalb von drei Monaten so eingeschlagen ist, gerade in Deutschland", sagt Archibald Horlitz (52), Chef des Berliner Handelshauses Gravis. Dabei war Horlitz zunächst nur mäßig beeindruckt, als Apple-Chef Steve Jobs das iPad am 27. Januar 2010 in San Francisco als "magisches Gerät" vorgestellt hatte. "Da habe ich wie viele andere auch gedacht - na ja, da gab doch schon zig Versuche, einen Tablet-Computer zu bauen. Aber der Eindruck änderte sich sofort, als ich das Gerät zum ersten Mal in der Hand hatte."

Das iPad kam am 3. April auf den Markt - und bis Ende September wurden weltweit 7,5 Millionen Geräte verkauft. Dabei kann die digitale Schiefertafel von Apple längst nicht alles, was Experten eingefordert hatten. So unterstützt das iPad nicht die Flash-Technologie von Adobe. Man kann nicht Dateien mit einem USB-Stick übertragen. Und die Bildschirmtastatur macht Vielschreibern wenig Freude. Doch gerade bei Computermuffeln kam das iPad besonders gut an.

Auch die Medienbranche zeigte sich wie elektrisiert. "Jeder Verleger sollte sich einmal am Tag hinsetzen, beten und Steve Jobs dafür danken, dass er mit diesem Gerät die Verlagsindustrie rettet", sagte der Vorstandschef der Axel Springer AG, Mathias Döpfner, im US-Fernsehen. Mehrere Verlage wie die Dumont-Gruppe, Springer und der Spiegel-Verlag haben ihre Produkte bereits auf das iPad gebracht. Andere arbeiten mit Hochdruck daran.

Weniger Erfolg hatte ein Gegenentwurf zum iPad aus Berlin. Die Firmen Neofonie und 4tiitoo wollten mit dem WeTab ein Alleskönner-Tablet ins Rennen schicken. Allerdings erwies sich das Gerät zunächst als unausgereift - und kostete Neofonie-Geschäftsführer Helmut Hoffer von Ankershoffen seinen Job. So rücken von der iPad-Konkurrenz derzeit vor allem die Geräte mit dem Google-Betriebssystem Android in den Blickpunkt. Aus dieser Riege bekam vor allem das Galaxy Tab von Samsung gute Noten. Der koreanische Konzern verkaufte im ersten Monat nach Verkaufsstart weltweit rund 600 000 Android-Tablets und erwies sich damit als schärfster iPad-Konkurrent. (dpa/mb)