"Apple ist für uns ein wichtiger Umsatzfaktor"

25.07.1997

CW: Apple macht durch den Abgang von Gilbert Amelio wieder einmal negative Schlagzeilen. Wie wichtig ist für Sie als Distributor von Apple-Produkten das Macintosh-Geschäft noch?

Fussbroich: Für uns ist Apple ein wichtiger Umsatzfaktor, weil viele der rund 140 Hersteller, deren Erzeugnisse wir vertreiben, ihrerseits Apple-Produkte anbieten.

CW: Wieviel Umsatz machen Sie denn mit Apple-Gerätschaft?

Fussbroich: Der Anteil von Apple-Produkten am deutschen IT-Markt beträgt schätzungsweise drei Prozent. So ähnlich ist es auch bei C 2000 (Anm. d. Red.: Umsatz der Computer 2000 Deutschland GmbH im Geschäftsjahr 1996: 1,81 Milliarden Mark).

CW: Was ist für Apples Zukunft Ihrer Meinung nach wichtig?

Fussbroich: Eindeutig die Entwicklung des Betriebssystems "Rhapsody". Für uns ist interessant, daß das System neben der Mac- auch auf der Intel-Plattform laufen wird.

CW: C 2000 denkt also nicht daran, Apple den Rücken zuzukehren?

Fussbroich: Nein. Aber wir fragen uns natürlich, ob wir in Zukunft unsere Apple-Mannschaft in der bisherigen Größenordnung aufrechterhalten können.

CW: Neben Apple treten seit Januar 1995 auch sogenannte Clone-Anbieter auf dem Macintosh-Markt an. Daraus dürften Apple weitere Probleme entstehen, oder?

Fussbroich: Ja, das stimmt. Die Situation ist natürlich schizophren: Einerseits braucht Apple die Cloner, um Lizenzgebühren für seine Software zu bekommen. Andererseits schneidet sich Apple damit aber ins eigene Fleisch, denn der Marktanteil für Macintosh-Systeme wird nicht nur nicht größer, vielmehr schrumpft er. Statt eines kräftigen Neugeschäfts geht es zunehmend darum, die installierte Basis zu bedienen.

CW: Übt Apple in dieser Situation Druck auf die Händler, Distributoren etc. aus?

Fussbroich: Apple hat kaum die Möglichkeit, auf große Handelspartner Druck auszuüben. Zumindest hat Apple dies bisher nicht gemacht. Die Sitation ist ziemlich offen. Das heißt: Jeder Distributor redet mit jedem Clone-Anbieter.

CW: Es soll Apple-Center geben, die vertragswidrig neben Apple-Systemen auch Clones anbieten?

Fussbroich: Es gibt Apple-Center mit Dependancen, in denen Apple-Clones und sogar Intel-Maschinen vertrieben werden. Das ist in der Tat ein klarer Verstoß gegen die Vertrags-Richtlinien für ein Apple-Center. Für die gilt eindeutig das Postulat "Apple only". Also keine Clones und schon gar keine Intel-Rechner.

CW: Warum läßt Apple solche Regelverletzungen zu?

FuSSbroich: Das Unternehmen kann eine strenge Reglementierung gar nicht mehr durchsetzen. Apple braucht die Umsätze.

CW: Auch bei der Frage, wer wen beliefern darf, scheint es manchmal ein nicht ganz nachvollziehbares Gebaren zu geben.

Fussbroich: C 2000 bedient als Distributor zum einen die sogenannten Apple-Points, also autorisierte Wiederverkäufer. Daneben gibt es aber auch indirekte Apple-Center. Die erfüllen zwar die qualitativen Anforderungen an ein Apple-Center, nicht aber die quantitativen. Das heißt, sie erzielen pro Jahr keine zwei Millionen Mark Umsatz. Auch die bedienen wir.

CW: Aus Kreisen der von Ihnen genannten großen Handelspartner wurde immer wieder die Klage laut, Apple habe ein konfuses Vertriebskonzept und verwirrende Konditionen gehabt. Stimmt das?

Fussbroich: In der Tat war dieses Konzept in der Vergangenheit nicht geeignet, in einen sehr bewegten Markt Stabilität und Ruhe zu bringen. Apple hat das aber erkannt: Ab sofort gilt deshalb beispielsweise, daß man als Apple-Center direkt von Apple beliefert wird, wenn man 1,5 Millionen Mark Umsatz erwirtschaftet. Früher waren zwei Millionen notwendig. Ab dem neuen Apple-Geschäftsjahr, also dem 1. Oktober, wird es zudem keine indirekten Apple-Center mehr geben. Jeder, der weniger als 1,5 Millionen Mark Umsatz macht, wird automatisch zum Apple-Point.

CW: Damit spart sich Apple natürlich auch die Zahlung von Boni an erfolgreiche Apple-Center. Aber noch einmal zum Thema Clone-Anbieter: Überlegt sich C 2000, auch Produkte von Firmen wie Umax, Power Computing, Motorola etc. ins Angebot aufzunehmen?

Fussbroich: Wir denken zumindest darüber nach.