Schwaches Weihnachtsgeschäft

Apple-Händler Gravis verfehlt Umsatzziele für 2008

16.01.2009
Von pte pte
Das größte deutsche Apple-Handelsunternehmen Gravis steckt offenbar tief in der Krise. Wie das Online-Journal Macnotes.de heute, Freitag, unter Berufung auf ein Schreiben an die Belegschaft berichtet, habe man die Umsatzziele für das abgelaufene Jahr 2008 weit verfehlt.

In der offenen Mitteilung an die Angestellten spricht Gravis-Vorstand Archibald Horlitz wörtlich von einem "größtenteils ausgebliebenen" Weihnachtsgeschäft. Auf den ins Trudeln geratenen Absatzrückgang will die Gravis-Geschäftsführung mit einem drastischen Senken der Kosten reagieren. Auch Entlassungen sollen nicht ausgeschlossen sein. 2008 lag das zuvor angestrebte Umsatzwachstum des Apple-Händlers statt 30 nur bei zehn Prozent.

Nach dem schwachen Weihnachtsgeschäft zückt Gravis den Rotstift.
Nach dem schwachen Weihnachtsgeschäft zückt Gravis den Rotstift.
Foto:

"Aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Situation ist eine Anpassung der Unternehmensstruktur notwendig geworden. Deshalb haben wir kurzfristig einen Plan aufgestellt, der sicherstellt, dass wir im Wettbewerb weiter aktiv agieren können und gut gerüstet in die Zukunft gehen", sagt Gravis-Finanz- und -Personalvorstand Martin Wuppermann auf Nachfrage von pressetext. In einem Auszug des mit 13. Januar datierten Schreibens an die Belegschaft heißt es, dass die Anpassung angesichts der bereits gesunkenen Umsätze nicht nur durch eine Streichung neuer Stellen zu erreichen ist. "Es ist auch erforderlich eine Anzahl vorhandener Stellen abzubauen und Mitarbeiter zu entlassen", so das Schriftstück, das auch von dem Gravis-Geschäftsführer Norbert Mohlberg unterschrieben wurde.

Dieser hatte Mitte Dezember gegenüber den VDI-Nachrichten von einem positiven Beginn des Weihnachtsgeschäfts gesprochen. Dass man nun offenbar vor größeren Problemen als zuvor angenommen steht, führt das Management neben den Auswirkungen durch die Finanz- und Wirtschaftskrise auch darauf zurück, dass man von der "anhaltend positiven Grundstimmung für Apple" nicht profitieren konnte. Die Entlassungspläne seien mit dem Betriebsrat abgestimmt. "Um die Folgen für die Betroffenen abzumildern, haben wir mit dem Betriebsrat einen freiwilligen Sozialplan vereinbart. Wir bedauern die Notwendigkeit dieser Maßnahmen und die Trennung von jedem einzelnen Mitarbeiter", so Wuppermann gegenüber pressetext.

Experten hatten die massive Expansionspolitik des Apple-Vertriebsspezialisten in der Bundesrepublik in den vergangenen Jahren bereits skeptisch beäugt. Erstes Indiz für eine zu ehrgeizige Neueröffungsstrategie zeigt sich in der gescheiterten Übernahme der Computer-Abteilungen der Kaufhauskette Karstadt, die bereits nach einer kurzen Pilotphase abgebrochen wurde. Trotz der Probleme ist Gravis mit 700 Mitarbeitern an rund 30 deutschen Standorten Apples größter Vertriebspartner. Im Juli 2008 hatte sich Gravis einen Jahresumsatz von 170 Mio. Euro vorgenommen - das sind 26 Prozent mehr als noch im Jahr zuvor. (pte)