In Deutschland weiter bei T-Mobile

Apple drängt mit dem iPhone 3G auf internationale Märkte

11.06.2008
Apple wird am 11. Juli eine neue Generation seines Kult-Handys iPhone mit einer schnelleren Datenverbindung zu einem deutlich gesenkten Preis auf den Markt bringen - in Deutschland wie gehabt über T-Mobile.

Das am Montag auf der weltweiten Apple-Entwicklerkonferenz WWDC in San Francisco präsentierte "iPhone 3G" unterstützt nun auch die dritte Mobilfunkgeneration UMTS und das satellitengestützte Ortungssystem GPS.

In Deutschland, den Niederlanden und Österreich wird T-Mobile das iPhone 3G vermarkten. Wie die Telekom-Tochter T-Mobile am Dienstag in Bonn mitteilte, soll das neue iPhone billiger sein als das Vorgängermodell. "Es wird eine deutliche Preissenkung geben", sagte T-Mobile-Sprecher Alexander von Schmettow. Der genaue Preis wurde noch nicht genannt. Das Vorgängermodell war im vergangenen Jahr für 399 Euro gestartet. Inzwischen verbilligte sich das Gerät je nach Tarif auf 99 bis 249 Euro. Bis Ende Januar 2008 hatte die Telekom mehr als 100.000 Geräte verkauft.

Um neue Käuferschichten rund um den Globus zu gewinnen, verlangt der Apple künftig nicht mehr von den Telekom-Gesellschaften, am Umsatz der iPhone-Käufer beteiligt zu werden. Noch in diesem Jahr solle das iPhone 3G in insgesamt 70 Ländern verfügbar sein, sagte Firmenchef Steve Jobs.

Die Nachricht von der wegfallenden Umsatzbeteiligung schickte noch während der Rede von Jobs die Aktie von Apple auf Talfahrt. Das Papier verlor an der New Yorker Börse Nasdaq zunächst fast fünf Prozent, fing sich am Ende jedoch etwas bei einem Minus von 2,2 Prozent. Gene Munster, Analyst von Piper Jaffray, sagte, für Apple sei es wichtiger, höhere Marktanteile für das iPhone zu gewinnen als am Umsatz der Telekom-Unternehmen beteiligt zu werden. "Der Absatz des iPhone kann sich jetzt verdreifachen." Apple hatte zehn Millionen verkaufte Geräte als Ziel für dieses Jahr ausgegeben.

Jobs nannte das neue iPhone "unglaublich schnell". Es stelle Webseiten mehr als doppelt so schnell dar wie die erste iPhone-Generation, sagte Jobs vor 5200 Software-Entwicklern. Vom 11. Juli an soll das iPhone 3G zunächst in 22 Ländern verfügbar sein, kündigte er an. In den USA wird das neue iPhone ab 199 Dollar verkauft. Bislang kostete das Apple-Handy 399 Dollar.

"Nur ein Jahr nach der Einführung des iPhone bringen wir das neue iPhone 3G auf den Markt, das doppelte Geschwindigkeit zum halben Preis liefert", sagte Jobs.

Laut Apple wird das iPhone in Deutschland, den USA, Großbritannien, Frankreich, Spanien, Irland sowie "einigen anderen Ländern" weiterhin exklusiv über eine Telefongesellschaft vermarktet. In den meisten anderen Ländern sollen mehrere Telekom-Unternehmen parallel das iPhone anbieten.

Zur Ankurbelung seines Mobilfunkgeschäfts präsentierte Apple in San Francisco außerdem eine Reihe von Programmen für das iPhone, darunter einen mobilen Zugang zum Auktionshaus eBay und verschiedene Spiele. Mit Hilfe des Online-Netzwerks "Loopt" kann man auf dem iPhone erkennen, wo sich die eigenen Freunde gerade befinden und sich dann mit ihnen verabreden. Die Programme sollen über Apples Plattform "App Store" vertrieben werden. Die Entwickler erhalten dabei 70 Prozent des Umsatzes.

Mit dem Werben um Software-Entwickler will Apple das Geschäft mit dem iPhone ähnlich in Schwung bringen wie beim Musikplayer iPod. Während das iPhone derzeit noch für lediglich fünf Prozent des Apple-Umsatzes verantwortlich ist, macht das Geschäft rund um den iPod fast ein Viertel der Erlöse aus.

Mit verbesserter Software für das iPhone 3G will Apple aber vor allem auch Unternehmenskunden überzeugen. In diesem Marktsegment hat bislang noch der Hersteller RIM mit seinen BlackBerrys die Nase vorn. Mit der neuen Software sei die Netzsicherheit deutlich verbessert worden, sagte Jobs. An einem Test hätten sich 35 Prozent der 500 größten US-Unternehmen aus der Liste des Magazins "Fortune" beteiligt. Auch mehrere Universitäten sowie die US-Armee hätten die Software für das Handy getestet. Insgesamt seien am Beta-Test 4000 Entwickler beteiligt gewesen.

Massentauglich dank Preisabschlag?

"Doppelt so schnell - halber Preis." Die Kernaussage von Apple-Chef Steve Jobs zur Präsentation des neuen Smartphones "iPhone 3G" hinterließ am Montag in den USA äußerst widersprüchliche Reaktionen. Während die Software-Entwickler in San Francisco dem Apple-CEO im schwarzen Rollkragen-Pullover auf der Bühne des Moscone Centers zujubelten, schickten die Finanzinvestoren am New Yorker Handelsplatz Nasdaq die Aktie von Apple zunächst auf eine heftige Talfahrt, bevor sich der Kurs dann bei einem Minus von 2,2 Prozent stabilisierte.

Die Programmierer an der US-Westküste erhoffen sich für ihre Software-Produkte einen größeren Absatzmarkt, wenn das iPhone durch den drastischen Preisabschlag von Apple tatsächlich massentauglich werden sollte. Nur noch 199 Dollar soll in den USA das neue iPhone-Modell mit acht Gigabyte Speicher kosten. Für das alte iPhone dieser Größe verlangte Apple immerhin noch 399 Dollar. Das iPhone 3G mit 16 Gigabyte Speicher schlägt nur noch mit 299 Dollar zu Buche (statt 499 Dollar für die 16-GB-Version des ersten iPhone). Die Preise von T-Mobile in Deutschland stehen noch nicht fest und werden vermutlich erst kurz vor dem Marktstart am 11. Juli 2008 veröffentlicht.

Apple gibt damit nach einem Jahr das ungewöhnliche Geschäftsmodell auf, bei dem es eine Umsatzbeteiligung statt der üblichen Subventionierung des Handy-Preises durch die Mobilfunk-Anbieter gab. Nun verkauft es seine Geräte an die Telekom-Konzerne wie alle anderen Wettbewerber. Wie viel Apple von ihnen bekommt, wird nicht gesagt. Analysten schätzen, dass es zum Beispiel bei AT&T in den USA bis zu 499 Dollar sein können. Um den weltweiten Graumarkt mit unregistrierten Geräten aus den USA auszutrocknen, müssen die iPhone-Käufer künftig auch in den Apple-Läden die Aktivierung des Handys vornehmen, sagte der Chef der Mobilfunksparte von AT&T, Ralph de la Vega.

In den USA erzielte Apple seit dem Verkaufsstart des iPhones am 29. Juni 2007 in der Klasse der so genannten Smartphones trotz des hohen Einstiegspreises einen Marktanteil von rund 20 Prozent hinter RIM. Weltweit spielt aber vor allem Nokia eine dominante Rolle. Das iPhone kommt hier nicht über fünf Prozent Marktanteil. Das soll sich nach dem Willen von Steve Jobs nun ändern. Die Masse soll es machen. Dazu bringt Apple das iPhone in quasi allen relevanten Mobilfunk-Ländern rund um den Globus auf den Markt. In über 70 Ländern soll es bis zum Jahresende angeboten werden. Nur China bleibt vorläufig außen vor.

Mit der Unterstützung der dritten Mobilfunkgeneration UMTS wird das iPhone vor allem außerhalb der USA attraktiver. Während in den Vereinigten Staaten das 3G-Netzwerk des Apple-Partners AT&T noch große Löcher aufweist, sind in Europa und Asien dicht ausgebaute UMTS-Netze eine Selbstverständlichkeit. Allerdings haben Apple-Konkurrenten wie Nokia, Samsung und HTC schon vorgelegt und bieten in ihren Top-Handys bereits die Turbo-Varianten von UMTS an.

Apple baut auf die hohe Zufriedenheit der Kunden, die sich bislang ein iPhone gekauft haben und nach Umfragen vor allem von der leichten Bedienbarkeit ihres Handys schwärmen. Mit zusätzlichen Software-Angeboten soll das iPhone vor allem business-tauglich gemacht werden. Künftig unterstützt die zweite Generation der iPhone-Software, die auf den alten Geräten kostenlos nachgerüstet werden kann, etwa die Exchange-Architektur von Microsoft für E-Mails, Kalendereinträge und Kontaktinformationen. Auf der anderen Seite setzt Apple aber auch auf den Spaßfaktor. Etliche Spiele verwandeln das iPhone in ein Gerät, das es durchaus mit kleinen tragbaren Konsolen aufnehmen kann. (dpa/tc)