Der zu erwartende Quartalsverlust ist nicht das eigentliche Thema

Apple-Chef Amelio fuerchtet am meisten schlechte Nachrichten

08.03.1996

Amelio aeusserte sich anlaesslich einer Reise nach Japan zu den Aufgaben, die die Apfel-Company in naechster Zukunft loesen muesse. Problem Nummer eins sei, in der Oeffentlichkeit wieder Vertrauen in die Ueberlebensfaehigkeit des Unternehmens zu erzeugen.

Dann muesse Apple wieder mit einer gesunden finanziellen Grundlage ausgestattet werden. Hierzu gehoere, ueberfluessige Bestaende abzubauen. Diese Aktion werde Apple auch im kommenden Quartal mit einem hohen Verlust belasten. Dieser sei aber nicht das eigentliche Problem.

Vergangenes Jahr habe das Management die Entscheidung getroffen, moeglichst viel Marktanteile gewinnen zu wollen. Hierzu habe man Lagerbestaende aufgebaut. Fuer einige Produktbereiche sei dies falsch gewesen. Apple werde seine Firmenpolitik in Zukunft nicht mehr darauf ausrichten, um jeden Preis Marktanteile zu erringen. Wichtig sei, dem Kunden mit einem Produkt einen echten Mehrwert bieten zu koennen. Sei man dazu in der Lage, werde man automatisch auch erfolgreich am Markt operieren.

Gefragt, wie die Nachrichten zu verstehen seien, Apple wolle keine Einstiegssysteme mehr vermarkten, sagte der Apple-Chef: "Genau das ist falsch. Ganz im Gegenteil muss Apple versuchen, preisguenstige Rechner anzubieten, die auch fuer Neukunden interessant sind." Nur so koenne man jemanden fuer die Macintosh-Rechner begeistern und ihn spaeter auch auf hoeherwertige Apple-Systeme einschwoeren.

Amelio bestaetigte, dass das Unternehmen seine Produktpalette einerseits uebersichtlicher gestalten werde. Andererseits werde Apple aber natuerlich auch daran arbeiten, neue Produkteigenschaften zu entwickeln.

Der Topmanager rueckte darueber hinaus ein moegliches Missverstaendnis ueber Apples zukuenftige Produktionsstrategie zurecht: Richtig sei, dass man wahrscheinlich einige Produktionstaetigkeiten an Dritte vergeben werde. Das bedeute aber nicht, dass Apple das Design fuer spaetere Rechnergenerationen aus der Hand geben werde. Das grundsaetzliche Gefuehl dafuer, wie ein Apple-Rechner auszusehen habe und wie er beschaffen sein muesse, liege auch in Zukunft immer bei Apple selbst.