Angesichts weiter schwindender Marktanteile

Apple bringt noch im Sommer einen Billig-Mac auf den Markt

11.05.1990

MÜNCHEN (CW/IDG) - Apple wird noch in diesem Jahr versuchen, mit einer Preisoffensive die Macintosh-Rechner beim breiten Publikum populär zu machen. Das berichteten unternehmensnahe Quellen am Rande eines internationalen Treffens von Apple-Verkäufern in München.

Aus Kreisen der Händler war zu erfahren, daß noch im Sommer neue Systeme mit der Architektur des Macintosh 11 für weniger als 3000 Mark auf den Markt kommen sollen. Bisher muß man noch rund 12 000 Mark für einen vergleichbaren Mac zahlen. Damit will Apple offensichtlich die rückläufigen Marktanteile in der PC-Welt wieder wettmachen: Allein in den USA hat der Mac nach einer Studie des Marktforschungs-Unternehmens Storeboard im ersten Quartal 1990 rund 24 Prozent seiner Marktanteile gegenüber dem ersten Quartal 1989 verloren.

Als Hauptgrund für diese Verluste nannten die Apple-Händler die hohen Preise der Mac-Systeme im Vergleich zu DOS-PCs. Die bisherige Apple-Hochpreispolitik sorgte gerade bei den Verkäufern für Verärgerung, da es sich oft nicht mehr lohnte, die teuren Rechner zu verkaufen. Aus diesem Grund zeigten sich die in München anwesenden Distributoren sehr zufrieden über die Ankündigung, demnächst mit einem Billig-Mac den Kampf um die verlorenen Marktanteile aufzunehmen.

Auch Entwickler von Mac-Software betrachteten die Talfahrt bei den Verkäufen mit Sorge. So sieht Heidi Roizen, President der T/Maker Co., bei einem Fortgang dieser Entwicklung keinen Anreiz mehr, Mac-Programme zu entwickeln. Aus diesem Grund verstärkt das Unternehmen auch seine Anstrengungen in Sachen Software-Entwicklung für Windows und Presentation Manager.

Eine Vorversion des lange angekündigten Betriebssystems 7.0 soll in den nächsten Wochen auf CD-ROM an Mac-Entwickler ausgeliefert werden. Bis zum Jahresende wird dann das System-Update zu den Anwendern gelangen. Bisher hatten Apple-Vertreter immer behauptet, System 7.0 werde schon im Sommer fertiggestellt sein.