Umsatzflaute wird sich ins nächste Quartal fortsetzen

Apple bleibt auf seinen teuren Rechnern sitzen

27.10.2000
MÜNCHEN (CW) - Beim Computerhersteller Apple ist der Wurm drin. Das Unternehmen hatte im vierten Geschäftsquartal mit erheblichen Umsatzeinbußen zu kämpfen und präsentierte trotz der jüngst ausgegebenen Gewinnwarnung einen Profit, der unter den Erwartungen der Analysten lag.

Ohne Berücksichtigung eines Investitionsgewinns von 62 Millionen Dollar erwirtschaftete Apple im Ende September abgeschlossenen Quartal einen Gewinn von 108 Millionen Dollar. Das sind zwar 20 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres - 1999 lag der Quartalsertrag bei 90 Millionen Dollar -, doch weder Branchenbeobachter noch Apple selbst zeigten sich mit diesem Ergebnis zufrieden. Auch mit dem Umsatz in Höhe von 1,87 Milliarden Dollar blieb die Firma aus Cupertino, Kalifornien, unter der ursprünglichen Prognose von zwei Milliarden Dollar. Dass Apple damit um 40 Prozent über den Ergebnissen des Vorjahresquartals von 1,3 Milliarden Dollar lag, reichte den Finanzmärkten nicht. Mit Bekanntgabe der Zahlen rutschte die Apple-Aktie in New York auf ein Niveau von rund 20 Dollar je Anteilschein und damit satte 75 Prozent unter das Jahreshoch von 75 Dollar.

Als Ursachen für die derzeitige Flaute nannte Apple-Chef Steve Jobs drei Gründe: Erstens die unnötig niedrigen Einnahmen im Bildungsbereich - der Schulmarkt macht rund ein Drittel des Umsatzes aus -, da Apple seine Vertriebsmanschaft zum falschen Zeitpunkt umstrukturiert habe. Jobs vergaß allerdings zu erwähnen, dass Konkurrenten wie Dell und Gateway der Mac-Firma in diesem Sektor zunehmend Marktanteile abringen. Als zweiten Grund führte der Firmengründer die enttäuschenden Verkaufszahlen des Power Mac G4 Cube an. Von dem neuen Rechner, den die Kunden als zu teuer empfunden hätten, konnten im vierten Quartal gerademal 107000 Stück abgesetzt werden.

Design ist nicht mehr gefragtFinanzchef Fred Anderson rechnete vor, dass dem Unternehmen damit rund 90 Millionen geplanter Umsatz durch die Lappen gegangen seien. Im Vergleich zum Vorquartal wanderten auch rund 24 Prozent weniger Powerbooks über den Ladentisch. Europa-Chef Pascal Cagni erklärte auf der Pressekonferenz in München: "Wir konnten die Qualität unserer Produkte nicht ausreichend bekannt machen." Drittens habe auch der starke Dollar die internationalen Verkäufe gebremst.

Apple hat nun mit einem zu hohen Lagerbestand zu kämpfen. Derzeit könnte der Computerhersteller die Nachfrage nach den Macs acht Wochen ohne Produktion erfüllen. Geplant ist jetzt eine massive Preissenkung, um bis Ende Dezember den Inventarbestand auf fünf Wochen zu reduzieren. Entsprechend warnte Anderson bereits vor einem schwachen Ausgang des laufenden Quartals. Er prognostizierte lediglich einen Umsatz von rund 160 Milliarden Dollar und einen "kleinen Gewinn". Im vergangenen Jahr hatte Apple in dem traditionell starken Weihnachtsgeschäft Rekordeinnahmen von 2,3 Milliarden Dollar eingefahren. Außerdem verkündete Steve Jobs einen Einstellungsstopp und sucht nach weiteren Einsparungsmöglichkeiten.

Ob die Company allerdings alleine über eine neue Preispolitik stärkeres Wachstum erzielen kann, wird bezweifelt. Marktbeobachter der Forschungsgruppe Dataquest werfen dem Unternehmen eher eine verfehlte Produktstrategie vor. Apple befinde sich mit der Entwicklung seiner Rechner noch immer in den 90er Jahren, als Faktoren wie Leistung und Design im Vordergrund der Kundenwünsche gestanden hätten. Mittlerweile, so die Auguren, sei Handhabbarkeit gefragt. Dies sei auch einer der Gründe, warum die PC-Konkurrenz in die Apple-Hochburg Schule habe eindringen können. Außerdem glänzt die Firma im boomenden Handheld-Markt vor allem mit Abwesenheit, hier bestehe ein starker Nachholbedarf.