Apotheker lässt Wartungsfrage offen

29.09.2009
SAP will sich seinen Kunden als verlässlicher Partner präsentieren. Doch auf deren Sorgen ging Firmenchef Léo Apotheker auf dem DSAG-Jahreskongress kaum ein.

Angesichts der seit Monaten andauernden heftigen Diskussionen zwischen Anwendern und der SAP zum Thema Supportgebühren hatten die SAP-Kunden Apothekers Rede auf dem Jahreskongress der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG) mit Spannung erwartet. Zuletzt hatte sich so mancher Kunde wegen der umstrittenen Wartungspolitik die Frage gestellt, welche Rolle SAP in der eigenen IT-Strategie und bei Investitionsentscheidungen in Zukunft überhaupt noch spielen soll. Angesichts der Gemütslage etlicher Kunden bemühte sich Apotheker, die Zuhörer davon zu überzeugen, dass diese in SAP einen verlässlichen Partner an ihrer Seite hätten. Unter dem Motto "Clear Enterprise" fasste der Firmenchef die Leitlinien des Softwarehauses zusammen:

  • Transparenz: Den Kunden soll klar werden, welchen Weg die SAP bei der Produktentwicklung einschlägt.

  • Kundennähe: Den Anwendern soll es einfacher gemacht werden, mit SAP zusammenzuarbeiten.

  • Nachhaltigkeit: SAP will nachhaltig wirtschaften, etwa den CO2-Ausstoß reduzieren sowie IT-Lösungen zur Förderung von Nachhaltigkeit bereitstellen.

Doch mit diesen Themen redete Apotheker an den aktuellen Problemen und Forderungen seiner Kunden vorbei. Denn auf den umstrittenen "SAP Enterprise Support" ging der Manager nur am Rande ein. Er verwies lapidar auf dessen Notwendigkeit und vermuteten Nutzen bei der Reduktion der SAP-Betriebskosten. Die DSAG hingegen fordert optionale Supportmodelle, aus denen die Anwender auswählen können. Die Alternativen seien schon deshalb notwendig, weil viele Kunden die gebotenen Leistungen des Enterprise Support noch gar nicht in Anspruch nehmen können. Ein weiteres Anliegen der Kunden: Wenn schon ein teurerer Enterprise Support, dann soll er mehr bieten als der alte Standardsupport.

Apotheker äußerte sich wenig begeistert über das Vorgehen der DSAG, ihre Argumente insbesondere rund um den Enterprise Support über die Presse kundzutun. Man solle solche Dinge doch besser untereinander klären. Fakt ist aber, dass SAP ohne die Veröffentlichungen weit weniger bereit gewesen wäre, sich um das Thema zu kümmern.

Verlässliche Roadmap

Zumindest mit dem Aspekt Transparenz spricht Apotheker Forderungen der Kunden an. Die wünschen sich klare und vor allem verlässliche Roadmaps etwa bei der Weiterentwicklung von SAP ERP und der Business Suite. Diese müssten auch eingehalten werden, fordern die Anwendervertreter. Mehr Transparenz wollen die Kunden auch bei SAPs Preis- und Lizenzmodellen. Da der Hersteller diese oft und unerwartet anpasst und damit Mehrkosten für die Kunden entstehen können, soll SAP jährlich Bericht erstatten, was sich ändert.

Außerdem wollen die Anwender gewährleistet wissen, dass SAP ihre Investitionen in BI-Technik berücksichtigt, wenn SAP-BI-Komponenten durch Business-Objects-Erzeugnisse ersetzt werden. SAP müsse Argumente liefern und die Integration der eigenen BI-Lösungen in ERP-Umgebungen erleichtern. Zudem fordern die Kunden eine einheitliche Softwarewartung über alle ERP- und BI-Komponenten hinweg, und nicht zuletzt sollte es den SAP-Kunden auch in Sachen Lizenzen Vorteile bringen, sich für BI von SAP zu entscheiden.

Business-Suite mit SOA-Defiziten?

In mancher Hinsicht haben SAP-Kunden und der Softwareanbieter offenbar unterschiedliche Wahrnehmungen. Beispielsweise hob Apotheker die Bedeutung einer hochintegrierten, SOA-fähigen Business Suite als Grundlage für ein effizienteres Risiko-Management hervor. Waldemar Metz, im DSAG-Vorstand für die Business Suite zuständig, musste jedoch feststellen, dass besagte Suite noch nicht SOA-fähig ist. Die Komponenten des Programmpakets (darunter ERP, CRM, SCM, SRM und PLM) seien noch nicht entsprechend aufeinander abgestimmt, so seine Kritik. Zum Beispiel gebe es verschiedene Preisfindungssysteme innerhalb der Suite, die noch dazu mal mit Abap, mal mit Java programmiert wurden. Eine wirklich modulare Softwareumgebung würde für diese Aufgaben eine einheitliche Komponente bereitstellen. SAP-Produktvorstand Jim Hagemann Snabe weiß von diesen Redundanzen, sieht aber keinen Widerspruch zur SOA-Strategie. Wichtig sei, dass die Software mittlerweile rund 2800 Enterprise Services bereitstelle, mit denen sich Prozesse modellieren ließen.