Neuer Fonds in Höhe von mehr als drei Milliarden Mark aufgelegt

Apax-Risikofinanciers hoffen auf steigende Liquidität des Marktes

11.06.1999
MÜNCHEN (CW) - Der Boom im Venture-Capital-Markt verleiht auch der Apax Partners und Co. Beteiligungsberatung AG, München, Flügel. Mit neu aufgelegten Fonds in Milliardenhöhe will die international tätige Venture-Capital-Gesellschaft auch in Zukunft an vorderster Front mitspielen.

"Das Venture-Capital-Geschäft wird noch mindestens fünf Jahre boomen", ist Mitgründer und Apax-Partner Martin Halusa überzeugt. Von dieser Entwicklung werde insbesondere der Standort Deutschland profitieren. Nach Angaben des Bundesverbands deutscher Beteiligungsgesellschaften (BVK) sind im vergangenen Jahr die Private-Equity-Investments in Deutschland auf neun Milliarden Mark angestiegen und liegen somit doppelt so hoch als noch Anfang der 90er Jahre. Gemessen am Bruttosozialprodukt rangiert aber Deutschland einer Erhebung der European Venture Capital Association (EVCA) zufolge im europäischen Durchschnitt noch unter ferner liefen. Doch schon in den nächsten Jahren rechnet man mit einem sprunghaften Anstieg der Investments.

Apax sieht sich dabei auf der Gewinnerseite. Erst im März legten die Risikokapital-Spezialisten einen europäischen Fonds von umgerechnet über drei Milliarden Mark auf, zu dessen (institutionellen) Anlegern vor allem die Manager US-amerikanischer Pensionsfonds gehören. Damit erhöhte sich das Gesamtvolumen der von Apax verwalteten Risikokapitalfonds auf rund zehn Milliarden Mark. In Kürze will die VC-Gesellschaft auch in Japan mit einem 100-Millionen-Dollar-Fonds an den Start gehen.

International ist das mit seiner Zentrale in London (dort firmiert man unter Apax Partners & Co. Ventures Ltd.) ansässige Unternehmen derzeit mit 15 Niederlassungen in zehn Ländern vertreten. Neben München und der britischen Hauptstadt in Paris, New York, Palo Alto, Tokio und Tel Aviv. Investitionsschwerpunkte sind dabei die Frühphasenfinanzierung von Unternehmen, die Bereitstellung von Venture Capital während der Expansion sowie Finanzierungshilfen bei Management-Buy-outs-/-ins. Die Anlagen verteilen sich dabei auf die wichtigsten Branchen wie folgt: IT (25 Prozent), Medien (20 Prozent), Telekommunikation (15 Prozent) und Handel (12 Prozent) (siehe Abbildung). Von insgesamt 30 Beteiligungen in Deutschland seit 1990 wurden laut Halusa bis dato nur zwei "in den Sand gesetzt" - gemessen an den "Spielregeln" der Branche eine außerordentlich gute Erfolgsbilanz.

Der Apax-Berater sieht derzeit keine Anzeichen dafür, daß zu viel Kapital auf dem Markt sei - und daß damit eine von vielen Experten befürchtete Überhitzung der weltweiten VC-Szene drohe. "Die Liquidität wird weiter steigen", so Halusa. Auch die Gefahr, daß immer mehr Firmen ohne (Fremd) Investoren an Bord direkt auf die Kapitalmärkte zusteuern könnten, sieht der Manager für seine Gesellschaft nicht. Vielmehr ist Apax seit dem Start des Frankfurter Neuen Marktes auch in Deutschland dick im Geschäft. Und es stört Halusa auch nicht, daß man gerade hierzulande bereits wieder besonders intensiv über ein Abflauen der Börseneuphorie diskutiert.

Zu den Unternehmen, die bisher von seiner Company (meist im Verein mit anderen Wagniskapitalisten) beim Going Public am Neuen Markt begleitet wurden, gehören Teldafax, Teles, AC Service, Primacom und Utimaco. In diesem Jahr hat Apax mit Dialog, einem Hersteller von Semiconductor-Chips, und dem DVD-Systeme-Spezialisten Quadrant noch zwei weitere IPO-Kandidaten in der Pipeline.

Zu den weltweit 200 Portfoliofirmen gehören im High-Tech-Bereich außerdem die Internet-Bank Enba, das Internet-Auktionshaus QXL, der Anitviren-Spezialist Dr. Solomon''s sowie der Telefonnetzbetreiber MIT. Seit kurzem hält Apax auch Beteilungen am Münchner TK-Anbieter Highway One, der Breitbandlösungen für die vielzitierte letzte Meile entwickelt sowie am französischen E-Commerce-Software-Anbieter I-Mediation.