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AOL Time Warner kauft Time Warner Entertainment zurück

22.08.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der US-Medienkonzern AOL Time Warner hat sich nach über zweijährigen Verhandlungen mit AT&T geeinigt, das gemeinsame Joint-venture Time Warner Entertainment (TWE) aufzulösen und den TK-Konzern auszuzahlen. Zu TWE gehören unter anderem das Filmstudio Warner Bros., der Bezahlfernsehsender Home Box Office (HBO) sowie ein Großteil von Time Warner Cable.

Für seinen 27,6-prozentigen Anteil an der Unterhaltungssparte bekommt der Telefonriese rund 2,1 Milliarden Dollar in bar sowie weitere 1,5 Milliarden Dollar in AOL-Aktien. Außerdem erhält AT&T 21 Prozent der Anteile an der neu gegründeten Kabel-TV-Sparte Time Warner Cable (TWC). Der Geschäftsbereich umfasst rund 10,8 Millionen Abonnenten und wird auf rund 25 Milliarden Dollar geschätzt. Nach Schätzungen des Medienkonzerns wird der rund neun Milliarden Dollar schwere Deal in den nächsten vier bis sechs Monaten abgeschlossen sein. Anschließend will AOL Time Warner TWC an die Börse bringen, um mit den Erlösen die 2,1 Milliarden Dollar Barmittel zu refinanzieren.

AT&T gibt die Anteile an TWC und AOL Time Warner an die Kabelfirma AT&T Comcast weiter, die Ende diesen Jahres bei der Fusion zwischen der Kabel- und Breitband-Sparte des Telefonriesen und Comcast entstehen soll. Gleichzeitig hat AT&T Comcast mit America Online eine Vereinbarung mit drei Jahren Laufzeit getroffen. In deren Rahmen ermöglicht der Kabelnetzbetreiber zunächst rund zehn Millionen Kunden den Breitbandzugriff auf die Internet-Dienste von AOL via Kabelmodem. Nach einem Bericht des "Wallstreet Journal" ist dem Internet-Dienst diese Gefälligkeit 35 bis 40 Dollar pro neugeworbenen Abonnenten wert.

Auf den ersten Blick profitieren sämtliche Parteien von dem Geschäft: AT&T kann seinen Schuldenberg reduzieren, des Medienkonzern schafft klare Verhältnisse in seiner oft als zu komplex bezeichneten Unternehmensstruktur. Außerdem verspricht sich America Online nach Startschwierigkeiten nun bessere Chancen bei der Werbung von Breitbandkunden - wenn auch zu einem hohen Preis. Die Rating-Agentur Standard & Poors kündigte dagegen an, sie werde unter Umständen aufgrund der zusätzlichen Verbindlichkeiten von 2,1 Milliarden Dollar die langfristige Kreditwürdigkeit von AOL Time Warner senken. Nach Angaben von Finanzchef Wayne Pace belastet der Deal das Jahresergebnis mit vier Cent pro Aktie, höhere Zinskosten bereits eingerechnet. (mb)