Web

Neue Spekulationen

AOL hat ein Auge auf Yahoo geworfen

12.09.2011
AOL-Chef Tim Armstrong scheint nur auf den Abgang von Yahoo-Chefin Carol Bartz gewartet zu haben. Nach einem Medienbericht versucht er nun zum wiederholten Male, die beiden Unternehmen zusammenzubringen. Bartz war dagegen.

Der Chef des verlustreichen Internetkonzerns AOL spricht nach einem Medienbericht mit Yahoo-Beratern über einen Zusammenschluss der beiden Branchen-Urgesteine. Wie die Finanz-Nachrichtenagentur Bloomberg am Freitag schrieb, schwebt AOL-Chef Tim Armstrong vor, dass die deutlich größere Yahoo die kleinere AOL schluckt. Allerdings wolle er, Armstrong, an die Spitze des Gesamtkonzerns rücken.

Bereits im Vorjahr war Armstrong um Yahoo herumgeschlichen. Allerdings habe ihn die damalige Yahoo-Chefin Carol Bartz abgewiesen, schrieb Bloomberg am Freitag unter Berufung auf eingeweihte Personen. Nun jedoch, da Bartz gefeuert worden sei, unternehme der AOL-Chef einen erneuten Anlauf. Nach Medienberichten werden die beiden Konzerne von derselben Investmentbank beraten, nämlich der im Technologiesektor erfahrenen Allen & Co.

Doch auch nach dem Ausscheiden von Bartz dürfte Armstrong bei Yahoo auf wenig Gegenliebe stoßen. Zwar kämpfen beide Internet-Pioniere gegen ein schrumpfendes Geschäft und einen übermächtigen Gegner Google. Doch Yahoo schafft es bis heute, Geld zu verdienen. Dagegen schreibt AOL seit der Loslösung vom früheren Mutterkonzern Time Warner wiederholt Verluste. Offiziell wollten sich beide Firmen nicht äußern.

Yahoo ist aktuell 18,3 Milliarden Dollar wert, AOL kommt gerade noch auf 1,6 Milliarden Dollar und verlor am Freitag weitere 5 Prozent. AOL war einst ganz groß im Geschäft als Anbieter von Internet-Zugängen und ein Portal mit Diensten wie E-Mail. Viele Nutzer erinnern sich bis heute mit Schrecken an die Flut von AOL-CDs. Auf dem Höhepunkt des Dotcom-Booms fusionierte das Unternehmen mit dem Medienriesen Time Warner. Die Firmenehe geriet jedoch zum Desaster und wurde Ende 2009 geschieden.

Yahoo indes blieb selbstständig - auch als Microsoft ein Übernahmeangebot vorlegte, das man eigentlich nicht ausschlagen konnte: bis zu 47,5 Milliarden Dollar. Das war 2008. Doch der damalige Konzernchef und Firmengründer Jerry Yang lehnte ab, und Yahoo verlor massiv an Wert. Auch seine Nachfolgerin Bartz konnte den Abwärtstrend letztlich nicht stoppen. Am Dienstag musste sie gehen.

Yang ist dagegen immer noch eine wichtige Figur im entscheidenden Verwaltungsrat und Großaktionär dazu. Er dürfte sich von AOL-Chef Armstrong kaum ausbooten lassen. (dpa/ajf)