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AOL Deutschland will 2002 seine Verluste halbieren

12.03.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die deutsche Tochter des Online-Riesen America Online (AOL) erwartet nach einem Bericht der "Financial Times Deutschland" in diesem Jahr eine deutliche Senkung ihres Verlustes. Grund ist der Stopp des unprofitablen Internet-Flatrate-Angebots. Nach Informationen aus Unternehmenskreisen haben das hochsubventionierte Pausschalangebot und hohe Werbekosten im vergangenen Jahr ein Defizit von über 300 Millionen Euro verursacht, für das gesamte Europageschäft weist das Unternehmen einen Verlust von rund 700 Millionen Euro aus.

Nach dem Ende der Flatrate will AOL hierzulande das Minus im laufenden Geschäftsjahr halbieren, für 2003 peilt der Internet-Service-Provider (ISP) dann schwarze Zahlen an. Der Umsatz soll im laufenden Jahr gegenüber den rund 400 Millionen im Vorjahr um gut zwanzig Prozent wachsen. AOL Deutschland ist mit derzeit 2,7 Millionen Kunden die größte europäische Tochter des US-Konzerns und steuerte im vergangenen Jahr rund 40 Prozent zu den gesamten Einnahmen im Europageschäft in Höhe von insgesamt rund 900 Millionen Euro bei.

Zwar gelang es dem ISP, im vergangenen Jahr rund 750 000 neue Kunden zu werben - allerdings zu einem hohen Preis: So hätten laut AOL-Deutschland-Chef Uwe Heddendorp bis zu 500 000 Nutzer die subventionierte Flatrate gewählt. Bei einer durchschnittlichen Nutzung von bis zu 100 Stunden im Monat musste der ISP bei dem 78 Mark (39,88 Euro) teuren Angebot deutlich zuzahlen. Während der Konkurrent T-Online das unrentable Pauschalangebot für herkömmliche Internet-Zugänge inzwischen komplett abgeschafft hat, will AOL die Flatrate weiterhin in einer limitierten Zahl von 1000 Stück je Monat anbieten.

Im Gegensatz zu der Telekom-Tochter, die mit der DSL-Technik breitbandige Bezahldienste anbieten möchte, hofft AOL auf steigende Werbeerlöse und höhere Einnahmen aus dem Bereich E-Commerce. Gebührenpflichtiger Content ist für AOL-Deutschland-Chef Heddendorp dagegen derzeit noch kein Thema: Dazu seien die Breitbanddienste noch nicht stabil genug, argumentiert er. Außerdem fehle es an qualitativ hochwertigen Inhalten und die Surfer seien noch nicht bereit, für Content zu bezahlen. (mb)