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AOL Deutschland soll ein anderes Unternehmen werden

06.09.2004

Stan Laurent (36) hat Großes vor mit AOL Deutschland. Im Gespräch mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" kündigte er am Wochenende eine weit reichende Strategieänderung an: "AOL wird im nächsten Jahr zu einem anderen Unternehmen", erklärte der umtriebige Franzose, der seit zwei Jahren an der Spitze der hiesigen Niederlassung von America Online steht.

AOL arbeite daran, seine Dienstleistungen künftig unabhängig von der Hardware und vom Netz zu erbringen, so Laurent, also weniger PC-zentriert als aus der Vergangenheit gewohnt. Dazu werde man beispielsweise MP3-Player anbieten und auch massiv ins Geschäft mit der Telekommunikation einsteigen. "Wir bringen die Internet-Telefonie in diesem Jahr auf den Markt und wandeln uns damit zu einem Telekommunikationsanbieter", so Laurent

Es gelte, DSL zum Haupttelefonanschluss zu machen und Sprachqualität auf ISDN-Niveau zu bringen. Das sei allerdings keine Kurzfristperspektive. Die Erwartungen in Voice over IP würden hochgepusht, weil es bereits Märkte gebe, in denen das Internet der primäre Telefonanschluss sei. Das sei in Deutschland aber nicht so, und das vergäßen viele.

In der Vielfalt des hiesigen DSL-Angebots sieht Laurent erheblich Nachholbedarf. Deutschland sei in Sachen Qualität und Zahl der Zugangsprodukte "Ödland". In Frankreich beispielsweise gebe es bereits Zugänge mit 5 Mbit pro Sekunde - wichtige Voraussetzung für Anwendungen wie Fernsehen über das Netz. Da sei aber hierzulande der Ex-Staatsmonopolist vor. "Wenn die Telekom weiterhin eine solche hohe Kontrolle an der letzten Meile hat, wird es diese Differenzierungsmöglichkeiten nicht geben", glaubt Laurent. (tc)