Anwendungs-Generatoren

14.04.1978

Alle Marktindikatoren weisen in die gleiche Richtung: Auch in Zukunft wird die Umsatzentwicklung in der Computerbranche durch überdurchschnittlich hohe Zuwachsraten gekennzeichnet sein.

Der Installationswert bei Computerausrüstungen dürfte sich in den nächsten zehn Jahren etwa verdreifachen. Allein im Jahre 1976 - so eine Untersuchung der International Data Corp. (IDC) - haben die Anwender ihre Hardwareausgaben um rund 17 Prozent erhöht. 1975 lag die Steigerungsrate noch bei 14 Prozent (zu Wachstumstrends im Softwarebereich siehe Kapitel II).

Parallel zu dieser Entwicklung sind in der Computerbranche grundlegende Veränderungen im Gange. Die Computerhersteller bringen heute ein zunehmend differenzierteres Produktangebot auf den Markt. Als Ergebnis dieser Spezialisierungs-Trends werden sich die Marktchancen für die traditionellen Universalrechner zunehmend verschlechtern.

So gehen zum Beispiel die Umsätze bei der IBM 370 Serie wieder zurück, nachdem sie im vergangenen Jahr einen absoluten Höhepunkt erreicht hatten. Der Grund hierfür liegt in der abwartenden Haltung der Benutzer, die sich bereits auf neue Systeme des Marktführers - hier ist vor allem das System/80 zu nennen - einstellen.

Dieses oberflächliche Marktphänomen ist jedoch noch keine ausreichende Erklärung für unsere "pessimistische" Prognose im Universelrechnerbereich. Ausschlaggebend für diese Einschätzung sind vielmehr grundlegende Umstrukturierungen des gesamten Computermarktes: Der Universalrechner wird heute zunehmend durch branchen- und funktionsorientierte Prozessoren ersetzt. Diese Systeme vereinigen in sich die Technologie und Computerleistung eines Universalrechners mit weitgehender Spezialisierung auf spezifische Applikationsbereiche. Der Trend zum Spezialprozessor bestimmt schon heute die Marktentwicklung - auch wenn wir derzeit noch nicht wissen, wohin diese Entwicklung führen wird.

Dies alles bedeutet aber nicht, daß der Universalrechner praktisch ausgedient hätte. Im Gegenteil: In voraussehbarer Zeit wird auch für diese Computer ein Bedarf bestehen. Dies gilt in besonderem Maße für die "Mainframes" der oberen Leistungsklasse.

Absatzentwicklung

Bild III-I zeigt den typischen Produktzyklus der IBM-Systeme 360 und 370 sowie die Anfänge der System/80-Entwicklung. Die IBM-System/360-Ära begann 1966 und dauerte etwa 6 Jahre. Beim System/370 kam der Absatz dann durch die Rezession 1970/71 vorübergehend zum Stillstand. Mit der Ankündigung des Virtual Storage Systems (370/VS) ging es dann ab 1972 wieder bergauf. Die 370er Ära dürfte etwa 1979/80 zu Ende gehen. Der Absatz der System/360-Serie erreichte ihren Höhepunkt 1969/70 mit rund

18 000 installierten Einheiten. Die System/370-Ära hatte ihre äBlütezeit" 1978 erreicht; bei dieser Serie zeichnet sich jedoch bereits ein deutlicher Absatzrückgang ab. Interessant die zunehmende Lebensdauer der Produkte auf dem Markt: So hat sich zum Beispiel der Produktzyklus beim System/360 von sechs auf sieben Jahre verlängert. Beim System/80 wird sich dieser Zyklus schätzungsweise um ein weiteres Jahr auf acht Jahre erhöhen. 1977/78 dürfte sich der Gesamtabsatz der US-amerikanischen Computerhersteller bei Universalcomputern weltweit auf 35 000 Einheiten belaufen. Dies entspricht einem Installationswert von 15 Milliarden Dollar. Die auf Mini- bzw. Mikrocomputer basierenden Systeme sind bei diesen Schätzungen noch gar nicht eingerechnet.

Bei den Terminals hatte der weltweite Absatz bereits 1975 die Millionengrenze überschritten. Bis 1980 rechnet man mit einem Gesamtbestand von 4,5 Millionen Einheiten, der sich bei anhaltendem Trend bis 1985 auf acht bis zehn Millionen Installationen erhöht haben dürfte. Für 1975 ergibt sich eine Durchschnittsquote von 6,5 Terminals pro System. 1980 dürften es bereits durchschnittlich 15 Terminals pro System sein.

Schon 1975 betrug hier der Anteil von Entwicklungen für spezifische Anwendungsbereiche ca. 40 bis 50 Prozent des gesamten Produktangebots. Das Einsatzspektrum reichte vom Groß- und Einzelhandel bis hin zu Banken, Börsenfirmen und so weiter.

Höchstwahrscheinlich werden die anwendungsspezifischen Terminals ihren universell einsetzbaren "Konkurrenten" schon 1980 zahlenmäßig überrunden. Ihr Anteil an den Gesamtinstallationen dürfte bis dahin auf etwa 50 bis 55 Prozent gestiegen sein.

Charles P. Lecht ist Gründer und Vorsitzender der Advanced Computer Techniques Corporation (ACT).

Übersetzung Reinhold Falkner.

Wird fortgesetzt