IT-Mitarbeiter haben keine Zeit

Anwendervereine klagen über geringen Zulauf

19.07.1996

Viele Unternehmen stecken in aufwendigen Client-Server- oder Rightsizing-Projekten. Gleichzeitig wird der Einkauf externer Dienstleistungen forciert und eigenes Personal abgebaut - die Arbeitsverdichtung nimmt zu. Unter diesen Vorzeichen ist es für User-Vereine wie Guide und Decus immer schwieriger, Anwender zur Teilnahme an Veranstaltungen und zur Mitarbeit zu bewegen.

"Früher hat ein Großunternehmen aus jeder seiner fünf oder sechs unterschiedlichen Divisions einen Delegierten zu unseren Meetings geschickt", blickt die ehemalige Vorsitzende des IBM- Anwendervereins Guide, Linda Mainord, zurück. Heute sei eine solche Firma gerade mal mit einem Mitarbeiter vertreten - wenn überhaupt. Sinkende Beteiligung registriert auch die Digital Equipment Computer Users Society (Decus). In der vergangenen Dekade ging das Interesse am jährlich zweimal stattfindenden US- Symposium um 40 Prozent zurück.

Decus reagierte und heuerte die Beratungsgesellschaft Booz Allen & Hamilton Inc. an. Diese empfahl dem Anwenderverein, umfassende Marktforschung zu betreiben, ehe ein Konferenzprogramm aufgelegt wird.

Marktzahlen belegen, daß Anwenderorganisationen mit konkreten Schwerpunktthemen zur Zeit den größten Zulauf haben. Immerhin um 35 Prozent legte in den vergangenen zwei Jahren die herstellerunabhängige User Group Omicron, New Jersey, zu, in der sich ausschließlich IT-Chefs tummeln. Zwei Themen sollen die kommende Veranstaltung beherrschen: Ist Windows NT oder Windows 95 als Desktop-Betriebssystem der Vorzug zu geben? Wie lassen sich im Internet Web-Seiten einrichten und pflegen.

Die Ursachen

-Selbstüberschätzung: Leitende Mitarbeiter nehmen Aufgaben an, die sie nicht bewältigen können, weil sie letztendlich ihrem Fulltime- Job im Unternehmen Vorrang einräumen müssen.

-Unprofessionelle Führungsstruktur: Ein zu großer Vorstand führt zu Overhead und lähmt die Arbeit.

-Wachsende Konkurrenz: Tausende von Konferenzen und Trainingsseminaren, die von Herstellern gesponsert werden, nehmen den User Groups die Klientel weg.

-Schlechtes Timing: Veranstaltungen werden parallel zu wichtigen Kongressen oder Veranstaltungen anberaumt.

-Kommunikationsmängel: Potentielle Interessenten werden nicht professionell genug angesprochen.