Anwender zeigen Vista noch die kalte Schulter

02.01.2007
Unternehmen warten mit der Migration auf das neue Betriebssystem ab.

Seit einem Monat in der professionellen Variante auf dem Markt, ist Vista in den Augen vieler Anwender und Branchenexperten noch nicht dazu geeignet, Windows XP als Betriebssystem zu ersetzen. Das Problem ist dabei nicht die Software selbst - sie wird von vielen Testern als stabil bezeichnet - , sondern das Drumherum. So vermissen die User etwa Patches und bemängeln Kompatibilitätsprobleme mit etlichen Anwendungen.

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In Sachen Patch-Management ist Microsoft selbst kein gutes Vorbild. Als sich Anwender über Performance-Probleme mit dem Phishing-Filter des Internet Explorer 7 beklagten, stellte das Unternehmen zwar überarbeitete Versionen für Windows XP und Windows Server 2003 zur Verfügung, nicht jedoch für Vista. Laut Microsoft soll ein entsprechender Patch erst Ende Januar mit dem Verkaufsstart der Consumer-Varianten von Vista erhältlich sein. Eine Erklärung dafür gibt es von dem Konzern nicht.

Deshalb spekuliert beispielsweise Russ Cooper, Senior Information Security Analyst bei Cybertrust: "Microsoft war nie daran interessiert, dass irgendjemand Vista vor Ende Januar einsetzt. Was läuft denn außer Office 2007 problemlos unter Vista?" Cooper selbst will beispielsweise erst dann migrieren, wenn er einen funktionierenden VPN-Client für das neue Betriebssystem bekommt und seine verwendete Virensoftware nicht mehr im Betastadium ist. Damit spricht der Analyst vielen professionellen Anwendern aus der Seele, die ebenfalls mit einer Vista-Migration zögern: Zahlreiche Applikationen sind noch nicht Vista-tauglich - darunter auch VPN- und Antivirenprogramme, die gerade im Unternehmenseinsatz meist unverzichtbar sind. Zwar haben die Hersteller in der Regel entsprechende Updates angekündigt, doch diese sollen erst nach dem Erscheinen der Consumer-Varianten von Vista erhältlich sein.

Nicht hundertprozentig kompatibel mit Vista sind beispielsweise die E-Mail- und Collaboration-Suite von Lotus Notes, die VPN-Clients von Cisco und Check Point, die Buchhaltungssoftware Quickbooks 2006 von Intuit oder die Antivirensoftware von Trend Micro, um nur einige Beispiele zu nennen. Allerdings müssen sich die Anwender teilweise in Sachen Updates gedulden. Laut IBM wird beispielsweise Lotus Notes erst Mitte 2007 Vista unterstützen. Und bei Cisco geht man davon aus, dass ein entsprechender VPN-Client irgendwann im ersten Quartal 2007 verfügbar sein wird. Intuit empfiehlt seinen Kunden unterdessen, bis Ende April zu warten, da es bei der bisherigen Software "potenzielle Probleme mit der Zuverlässigkeit" gebe.

Noch können sich die meisten Anwender in Sachen Vista-Migration beruhigt zurücklehnen und abwarten. Doch dies dürfte sich spätestens dann ändern, so Andrew Brust, Chief of New Technology beim Beratungsunternehmen Twentysix New York, wenn die OEMs neue Rechner mit Vista ausliefern. "Dann müssen die Anwender migrieren", ist Brust überzeugt. (hi)