80 Prozent der Anwender geben dem System einen Korb:

Anwender wollen nicht auf OS/2 umsteigen

27.01.1989

MENLO PARK (IDG) - Die geringe Akzeptanz des IBM-Betriebssystems OS/2 bei den Anwendern liegt nicht nur, wie von IBM und Microsoft gerne vorgegeben, an der geringen Anzahl vernünftiger Applikationen. Ausschlaggebend für das Nein zu OS/2 sind vielmehr die mit einer Migration verbundenen Kosten für leistungsstarke Rechner, Speicherausbau und Personalschulungen.

Wenn wir einen neuen Arbeitsplatz einrichten, suchen wir nach dem gustigsten Kosten-/Nützen-Verhältnis", sagt ein Sprecher des US-Uternehmens Media General in Richmond/Virginia. Es müsse schon ein erheblicher Bedarf an Multitasking-Anwendungen bestehen, so der Sprecher weiter, um die hohen Ausgaben für das neue Betriebssystem rechtfertigen zu können.

Ganz anders Microsoft Chef Bill Gates. Auf einer Konferenz in Los Ageles sagte er, daß 1989 ein Schlüsseljahr für wichtige Applikationen unter OS/2 und dem Presentation Manager sei. Ab Mitte des Jahres würden viele Anwender ihre Bedenken aufgeben und OS/2 installieren.

Gegen diese Auffassung sprechen allerdings die Zahlen einer Studie des amerikanischen Marktforschungsunternehmens Computer Intelligence. Fast 80 Prozent der befragten Companies - so das Ergebnis - haben keine Pläne, auf OS/2 umzusteigen. Selbst die wenigen Firmen (1 4 Prozent), die auf das neue System setzen, wollen nur jeden fünften PC mit OS/2 ausrüsten. "Es wäre ein großer Fehler, jetzt OS/2 zu implementieren", meint auch John Konvalinka, Partner der US-Unternehmensberatung Arthur Anderson & Co. in Chicago. Wenn überhaupt wolle man das Betriebssystem dort zur Softwareentwicklung benutzen und sei nicht Applikationen von Third-Party-Unternehmen interessiert. Nach Angaben von Konvalinka sei es nicht einmal sicher, ob man OS/2 bereits in diesem Jahr implementiere.