Windows 7

Anwender warten ab

06.10.2009
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Knapp die Hälfte der Anwenderunternehmen hat noch keinen Plan für einen Umstieg auf Windows 7. Das ergab eine exklusive Umfrage der COMPUTERWOCHE.

Ein Großteil der IT-Verantwortlichen in deutschen Unternehmen berührt der Start des neuen Microsoft-Betriebssystems Windows 7 wenig. Rund 49 Prozent der etwa 350 befragten IT-Entscheider gaben im Rahmen einer COMPUTERWOCHE-Umfrage an, noch keine Pläne für einen Umstieg auf den jüngsten Spross der Windows-Familie zu verfolgen. Die Fraktion der Windows-7-Befürworter verfolgt unterschiedliche Zeitpläne: Jeweils neun Prozent der Firmen wollen die neue Windows-Plattform umgehend beziehungsweise innerhalb der nächsten sechs Monate einführen. 15 Prozent der Befragten planen innerhalb der kommenden zwölf Monate mit Windows 7, zwölf Prozent wollen in den nächsten zwei Jahren umsteigen. Ein Hoffnungsschimmer für Microsoft: Der Anteil der Windows-7-Verweigerer ist mit knapp fünf Prozent relativ klein.

Dennoch droht Windows 7 wie schon dem Vorgänger Windows Vista im Unternehmensumfeld ein holpriger Start. Selbst wenn sich die derzeit noch unentschlossenen Firmenverantwortlichen irgendwann für eine Migration entscheiden, wird es dauern, bis das neue System im Business-Umfeld auf breiter Front Fuß fasst. Schließlich braucht der Umstieg Zeit. Gerade das Testen der eigenen Anwendungslandschaft auf der neuen Windows-Plattform dürften die IT-Leiter nicht vernachlässigen, mahnen die Analysten. Sie kalkulieren mit zwölf bis 18 Monaten für die Migration. Wer bereits erste Versuche mit Windows Vista unternommen habe, dürfte den Umstieg nach Schätzung der Experten schneller über die Bühne bringen, da die Codebasis die gleiche ist wie bei Windows 7. Anwender, die noch an älteren Windows-Plattformen festhalten, müssten dagegen mehr Zeit für den Umzug ihrer Windows-Plattform einplanen.

Doch offensichtlich scheinen die Anwenderunternehmen zufrieden mit ausgereiften und bewährten Betriebssystemen wie Windows XP. Ein Umstieg auf Windows Vista stand in den vergangenen Jahren nur für wenige Firmen auf der Agenda. Knapp 21 Prozent der befragten IT-Leiter gaben an, im eigenen Betrieb vorwiegend Vista einzusetzen. Das Standing des 2001 an den Start gegangenen Windows XP ist deutlich besser. Fast drei Viertel der Firmen setzen nach wie vor auf den Vista-Vorgänger. Noch ältere Systeme sterben dagegen allmählich aus. Die Anteile von Windows 2000 und NT liegen jeweils unter drei Prozent. Windows 98 als Betriebssystem-Plattform scheint ganz aus dem Unternehmensumfeld verschwunden. Keiner der befragten IT-Leiter setzt noch auf das betagte Microsoft-System.

Grundsätzlich scheint unter den IT-Verantwortlichen noch Aufklärungsbedarf zu bestehen, welche Vorteile ein Umstieg auf Windows 7 mit sich bringt. Im Unternehmen spielt das neue Microsoft-System seine Trümpfe vor allem zusammen mit dem neuen Release 2 des Windows Server 2008 aus. Auf die Frage, inwieweit diese enge Verknüpfung der Microsoft-Produkte eine Rolle bei der Planung spiele, wollten sich fast 22 Prozent der befragten IT-Manager nicht äußern. Über 42 Prozent räumten ein, sich noch nicht mit diesen Zusammenhängen befasst zu haben. Für 18 Prozent der Befragten spielen die Server-Funktionen in ihrer Betriebssystem-Strategie keine Rolle. Ebenfalls 18 Prozent gaben an, Windows 7 und den Windows Server 2008 R2 parallel einführen zu wollen.

Insgesamt scheint die Frage, welches Betriebssystem in den Unternehmen eingesetzt wird, keine bedeutende Rolle in der IT-Strategie zu spielen. Lediglich knapp 17 Prozent der antwortenden IT-Leiter versprechen sich von einem neuen OS eine höhere Produktivität. Rund 27 Prozent der Befragten gaben an, das Betriebssystem sei fester Bestandteil der IT-Strategie. Dem widersprachen etwa 29 Prozent: Aus ihrer Sicht ist das Betriebssystem zwar notwendig, aber nicht strategisch für die IT-Planung. Rund 47 Prozent gehen die OS-Frage eher pragmatisch an: Sie führen neue Versionen ein, wenn Applikationen aktualisiert beziehungsweise neue Rechner angeschafft werden. Auch Themen wie Cloud Computing und Software- beziehungsweise IT-as-a-Service verändern die Sichtweise in den Unternehmen. Immerhin 16 Prozent der befragten Fachleute prognostizieren, dass Betriebssysteme durch neue Modelle der IT-Nutzung unwichtiger werden.