Verunsicherungen wegen der ERP-Produktstrategie
Schlechter schnitt auch die Oxaion AG ab. Nach Ansicht von Trovarit-Chef Sontow könnte dies mit der Neuentwicklung "Oxaion Open" zusammenhängen, die das Softwarehaus vor einigen Monaten vorgestellt hatte. Mit dem Produkt wendet sich der Hersteller, der sich bisher auf die System-i-Plattform (AS/400) konzentriert hat, an Kunden, die ERP-Software auf Linux- und Windows-Systemen betreiben wollen.
Abgerutscht ist ferner der Hersteller Sage Bäurer. Die Firma entstand durch die Übernahme des auf den gehobenen Mittelstand abzielenden Herstellers Bäurer durch Sage Software im Jahr 2006. Das Unternehmen kann zwar neue Lösungen nebst einer neuen Technikplattform "BOA" ("Bäurer Open Access") vorweisen, doch die Kunden modernisieren ihre bestehenden Lösungen sichtlich zögerlich. Weshalb sich die Nutzer den aktuellen Produkten verweigern, lässt sich dem Trovarit-Chef zufolge nicht sagen.
Gewinner und Verlierer
Einmal mehr bestätigt die Studie auch, dass kleinere Softwareanbieter, die sich meist auf bestimmte Branchen konzentrieren, höhere Zufriedenheitswerte bei ihren Kunden erreichen als die größeren Softwarehäuser.
- ERP-Zufriedenheitsstudie 2008
Die Anwender der Softwareprodukte bewerten über Fragebögen Produkt und Anbieter nach Noten. Gegenüber der ERP-Zufriedenheitsstudie 2006 gab es einige Veränderungen. An der Spitze liegt wie auch schon in vorangegangenen Studien ein vergleichsweise kleiner Hersteller mit starkem Branchenfokus. - ERP-Zufriedenheitsstudie 2008
Bei Infor AS stimmt offenbar die Betreuung der Bestandskunden. Das Produkt schnitt gegenüber 2006 besser ab. Auch SAP erhielt bessere Noten. Hier wirkt sich offenbar die Modernisierung der ERP-Releases positiv aus. - ERP-Zufriedenheitsstudie 2008
Wenn Firmen neue Produkte einführen, kann sich das negativ auf Nutzer bestehender Programme auswirken. Mit "Oxaion Open" führte der auf AS/400-Software ERP-Hersteller Oxaion ein Produkt für Windows- und Linux-Plattformen ein, was zu einer weniger guten Benotung geführt haben könnte. - ERP-Zufriedenheitsstudie 2008
Kleineren ERP-Herstellern gelingt es offenbar, ihre Kunden gut zu betreuen, vor allem dann, wenn die Anbieter eine überschaubare Anzahl an ERP-Installationen pflegen müssen. - ERP-Zufriedenheitsstudie 2008
Die Bewertungskriterien sind breit gestreut. Wie immer regen sich die Anwender über schlechte Ergonomie und Berichtsfunktionen auf. Gegenüber 2006 haben sich hier die Werte nochmal verschlechtert. - ERP-Zufriedenheitsstudie 2008
Vor allem veraltete Software veranlasst Firmen zur Einführung eines neuen ERP-Produkts. Vermehrt sind aber Veränderungen in der Organisation des Unternehmens durch Zukäufe und Expansion der Auslöser. - ERP-Zufriedenheitsstudie 2008
ERP-Software soll vor allem Abläufe verbessern. Der schnelle Informationszugriff wird zwar gewünscht, gleichzeitig kritisieren Anwender aber die Auswertungsfunktionen von Business-Software (siehe Bild 5). - ERP-Zufriedenheitsstudie 2008
ERP-Käufer legen verstärkten Wert auf moderne Technik. Ob die darunterliegende Plattform beispielswiese .NET oder Java heißt, spielt dabei keine so große Rolle. - ERP-Zufriedenheitsstudie 2008
Datenmigration bleibt ein Problem im ERP-Projekt, wobei sich hier eine leichte Besserung zeigt. Dies mag daran liegen, dass Firmen oft vorhandene Programme ablösen, in denen bereits strukturierte Daten vorliegen. - ERP-Zufriedenheitsstudie 2008
Firmen wollen Software, die sich flexibel anpassen lässt, wenn sich Prozesse ändern. Doch dies bereitet den Anwendern offenbar Schwierigkeiten. Vergleichswerte zu älteren Studien tauchen hier nicht auf, da in der Studie diesmal zusätzliche Kriterien abgefragt wurden. - ERP-Zufriedenheitsstudie 2008
Excel bleibt das wichtigste Zusatzwerkzeug, das ERP-Anwender nutzen. Tendenz steigend.
Insgesamt die höchste Zufriedenheit in der Umfrage erreicht die Firma UB Software aus Spaichingen in Baden-Württemberg. Diese entwickelt mit "Majesty" eine betriebswirtschaftliche Standardsoftware für kleine Händler und Hersteller medizinischer Geräte. In vorangegangen Studien war UB Software nicht aufgetaucht.
Am anderen Ende der Skala verweilt wie auch schon in den vorangegangenen Studien Lawson Software, deren Lösung sich vor allem bei größeren Unternehmen findet. Genau genommen handelt es sich um den von Lawson gekauften schwedischen ERP-Spezialisten Intentia. Dieser hatte vor einigen Jahren durch Probleme beim Umstieg von einer in RPG geschriebenen Software "Movex" auf Java die Anwender verärgert. Mittlerweile bietet Lawson zwar ein modernes Java-ERP-System ("M3"). Viele der Lawson-Kunden verwenden jedoch das betagte RPG-Programm.